Foto © Kerstin Fürst, weimar GmbH
Ein Schmuckstück auf Weimars historischem Pflaster: Am Frauenplan, gegenüber vom Goethe-Nationalmuseum, plätschert der Goethebrunnen. Touristen strömen über den Platz zu den Wallfahrtsorten der Deutschen Klassik. Ein Reiseleiter hält inne, erzählt seiner Gruppe, wie kurz Goethes Heimweg vom „Weißen Schwan“ zu seinem Wohnhaus war. Den markanten Brunnen erwähnt er nicht.
Dabei ist dieser Blickfang ein echter Klassiker, entworfen von dem Architekten, der Weimar wie kein anderer geprägt hat - Clemens Wenzeslaus Coudray, von 1816 bis zu seinem Tod 1845 Oberbaudirektor im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.
Der achteckige grüne Brunnen war der erste gusseiserne der Stadt. Gefertigt von einer Eisengießerei in der Nähe von Ilmenau, ersetzte er Ende 1821 einen maroden Vorgänger. Jede Seitenplatte zeigt eine Schlange im Blätterkranz. Aus der von einer antiken Vase gekrönten Brunnensäule speit ein Delphin Wasser; die Initialen CA würdigen Großherzog Carl August; Lorbeer und Eichenlaub umranken die Jahreszahl 1822.
Goethebrunnen hieß er da noch nicht. Aber der Dichterfürst in Weimars Staatsdiensten und Coudray, der „Thüringer Schinkel“, teilten klassische Ideale, modernisierten das Bauwesen im Herzogtum, wurden enge Freunde.
Gern beobachtete Goethe die Leute an Coudrays Brunnen vor seiner Haustür, 1831 schrieb er: „Aus dem Becken wird geschöpft, in Butten gegossen, zum Reinigungsgebrauche auf dem Rücken fortgetragen. Zum Trinken werden Krüge unter die Röhre gestellt, zu Koch- und feinerem Bedürfnis Eimer untergeschoben. Salat an Ort und Stelle zu waschen, ist jetzt streng polizeilich verboten.“
Heute haben Gastwirte rund um den Brunnen Stühle und Sonnenschirme aufgestellt. Pflastermüde Gäste finden Platz zum Ausruhen, unternehmungslustige den idealen Startpunkt für einen Spaziergang auf Coudrays Spuren. Das Torhaus am Frauenplan, der Westflügel des Schlosses, die Fürstengruft, ein zweiter, ähnlicher Brunnen am Herderplatz - alles sein klassizistisches Werk.
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