Quelle: Archiv Herr Wengel
…wir erinnern an
Die Lungenkrankheiten breiteten sich Ende des 19. Jh. rasant aus. Die „Waldschlafstätten“ von Dr. Willrich auf der Harth in Berka erlebten zwar einen großen Zuspruch. Auf die Berkaer Badeanstalt wirkten sie sich allerdings schädlich aus. Immer mehr Kurgäste blieben plötzlich von Berka fern aus Angst vor der ansteckenden „Schwindsucht“. Aufgrund zahlreicher Beschwerden und Vorwürfe ordnete Anfang 1897 das Staatsministerium die Schließung und den Abriss der sog. „Tuberkelbaracken“ an.
Im Sommer des gleichen Jahres gab man aber den Bau einer Lungenheilanstalt auf dem Emskopf bei München bekannt. Stark gefördert wurde die Errichtung der neuen Heilstätte - einer Einrichtung des „Patriotischen Institutes für Frauenvereine für das Großherzogtum Sachsen“ in Vereinbarung mit der Thüringischen Alters- und Invalidenversicherung - durch die Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar. Sie gab der Einrichtung auch ihren Namen. Die feierliche Übergabe am 10. Oktober 1898 erlebte sie allerdings leider nicht mehr.
Ausgerichtet war die Einrichtung zunächst für 80 tuberkulosekranke Männer. Aus Rücksicht auf die knappe Bettenzahl war die Kurdauer zunächst auf 13 Wochen beschränkt.
Aufgrund der ständig zunehmenden Tuberkulose (in jener Zeit starb jeder Dritte zwischen 15 und 60 Jahren an dieser heimtückischen Krankheit), wurde die Heilanstalt zwischen 1908 und 1912 aufgestockt und umfangreich erweitert, so dass schließlich 200 Betten zur Verfügung standen.
Obwohl weit an den Rand Bad Berkas gedrängt, entwickelte sich die Lungenheilanstalt in München sehr positiv. Mit der Einrichtung von Laboratorien, Operations- und Behandlungsräumen sowie der Installation eines leistungsfähigen Röntgenapparates vollzog sie Anfang der 1920-er Jahre den Übergang zu einer klinischen Heilstätte.
1925 wurde der erste Pneumothorax angelegt, und weitere operative Eingriffe folgten. Zu verdanken war diese Entwicklung in erster Linie Prof. Dr. Adolf Tegtmeier (1894 - 1975), seit 1924 als Arzt an der Sophienheilstätte tätig, ab 1934 ihr ärztlicher Direktor. Unter seiner Leitung wurde die Heilstätte zur führenden Einrichtung Thüringens bei der Bekämpfung der Volksseuche Tbc.
Nach dem 2. Weltkrieg stieg die Tuberkulose nochmals drastisch an. Zunächst nutzte man u.a. Haus Rodberg, Schloss Harth und Schloss Tonndorf, um zusätzliche Patienten aufnehmen zu können. Trotz vielseitiger Behandlungsmethoden stieg die Tuberkulose. Prof. Dr. Tegtmeier gelang es, den Neubau der Zentralklinik auf der Harth Bad Berka durchzusetzen. Sie entstand von Juni 1951 bis zum Herbst 1957 und war der erste Krankenhausneubau in der DDR.
Die ehem. Sophienheilstätte wurde nun als Spezialabteilung für Skeletttuberkulose und Urogenitaltuberkulose mit 209 Betten weiter betrieben und war bis zu ihrer Schließung im Jahr 1994 eine Abteilung der Zentralklinik Bad Berka.
Ab 1995 wurde das denkmalgeschützte Gebäude mehrfach verkauft. Leider gab es bis heute keine sichtbaren Aktivitäten zu einer Sanierung und die Investorensuche seitens des Eigentümers und auch der Stadt gestalten sich schwierig. Erste Schätzungen gehen von einem Investitionsvolumen im mittleren zweistelligen Millionenbetrag aus. Die Stadt will mit einem geänderten Flächennutzungsplan die Investorensuche erleichtern. Das Objekt verfällt zusehends.
Hella Tänzer
Ortschronistin