Eine glückliche Konstellation: Johann Wolfgang Goethe war 26 Jahre alt und schon ein gefeierter Dichter, als er am 7. November 1775 am Hofe der eher unbedeutenden Residenzstadt Weimar eintraf. Sein neuer Dienstherr, Carl August zu Sachsen-Weimar-Eisenach, war gerade volljährig geworden und hatte große Ambitionen für sein kleines Herzogtum. Clemens Wenzeslaus Coudray, der Architekt, der den beiden bei der Umsetzung ihrer aufklärerischen Pläne helfen sollte, war noch nicht geboren, kam aber im selben Monat zur Welt, am 23. November 1775 in Ehrenbreitstein bei Koblenz.
Es sollte noch 41 Jahre dauern, bis sich ihre Wege kreuzten, um die thüringische Provinz nachhaltig zu verändern - und enge Freundschaft zu schließen. 1816 wurde Coudray Großherzoglicher Oberbaudirektor in Weimar. Die Behörde, die er leiten sollte, musste er seinerzeit erst selbst schaffen.
Clemens Wenzeslaus - wer? Das Publikum jenseits der Fachwelt kann mit dem Namen Coudray kaum etwas anfangen. Klingt wie Q3, so ein modernes Kürzel … Dabei hat er das Gesicht von Weimar und Bad Berka geprägt wie kein anderer.
Goethes fleißiger Baumeister, beinahe vergessener Baumeister, ist eine bedeutende Größe des Klassizismus, ein Thüringer Schinkel. In Bad Berka trägt das gesamte Marktensemble seine Handschrift. In Weimar hat er den Westflügel des Schlosses ausgebaut und die Anna Amalia Bibliothek zu neuer Größe erweitert. Ob man durch den Park an der Ilm spaziert, zu Goethes Grabstätte in der Fürstengruft pilgert oder am Frauenplan einen Kaffee trinkt - auch der dortige Goethebrunnen ist sein Werk - praktisch auf Schritt und Tritt kommt man Coudray nahe.
Vor 200 Jahren wurde im Kurpark von Bad Berka das klassizistische Bade- und Gesellschaftshaus eröffnet, das heute seinen Namen trägt. Bis zum Frühjahr 2025 wird die 1. Sanierungsetappe abgeschlossen sein. Wir feiern Coudrays 250. Geburtstag, indem wir Ihnen jeden Monat eins seiner Werke näher vorstellen.
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