Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
im Gemeinderat wurde beschlossen, eine Vorplanung für das mögliche Neubaugebiet Schützengärten zu beauftragen. Gerne möchte ich hierzu einige Punkte erläutern, da es in den letzten Wochen Nachfragen und auch Kritik gab.
Mir ist es dabei ein persönliches Anliegen, dass wir diesen Prozess von Anfang an transparent und gemeinsam mit Ihnen gestalten. Entscheidungen werden nicht „hinter verschlossenen Türen“ getroffen, sondern offen im Rat beraten, dokumentiert und für alle nachvollziehbar dargestellt. Nur im offenen Austausch mit Ihnen - den Bürgerinnen und Bürgern von Clausen - können wir unser Dorf sinnvoll und verantwortungsvoll weiterentwickeln.
1. Gespräche mit Anliegern und Eigentümern
Bislang wurden noch keine konkreten Gespräche geführt. Das liegt daran, dass erst die Vorplanung zeigen wird, ob und in welchem Umfang Grundstücke betroffen sind und welche Kosten möglicherweise entstehen könnten. Ohne eine solche Grundlage wären Gespräche nicht ehrlich und nicht verlässlich. Nach Vorlage der Vorplanung werden wir gezielt auf die Eigentümer zugehen und in einen offenen Dialog eintreten. Eines ist mir dabei wichtig: Ohne die Zustimmung und Mitwirkung der Eigentümer wird es keine Umsetzung geben.
2. Erschließung und Zufahrten
Zur Erschließung sind verschiedene Varianten denkbar: über die Hauptstraße, zwei mögliche Anbindungen an den Blaul sowie theoretisch über „Am Schloss“. Ein Eigentümer am Blaul hat bereits signalisiert, dass er zustimmen würde. Ob diese Varianten technisch, verkehrlich und rechtlich tragfähig sind, wird die Vorplanung zeigen. Schon jetzt ist klar: Die Schützengärten bieten mindestens zwei Zufahrtsmöglichkeiten - und damit bessere Voraussetzungen als andere Gebiete im Ort, die nur über eine einzige Straße erschlossen sind.
3. Eigentumsverhältnisse
Das Gebiet Schützengärten besteht aus vielen Einzelgrundstücken, darunter auch einem gemeindeeigenen Flurstück. Es handelt sich also keineswegs nur um zwei private Großflächen. In der Vorprüfung haben wir bewusst darauf verzichtet, Eigentümer im Detail zu benennen, um niemanden hervorzuheben oder zu benachteiligen.
4. Wohnraumbedarf in Clausen
Im vergangenen Jahr habe ich sechs konkrete Anfragen nach Bauland erhalten - sowohl von Bürgerinnen und Bürgern aus Clausen selbst, als auch von ehemaligen Clausern, die gerne zurückkehren würden, und von Interessenten aus dem Umland. Da allgemein bekannt ist, dass es derzeit keine Bauplätze gibt, dürfte die tatsächliche Nachfrage sogar noch deutlich höher liegen. Diese Anfragen zeigen: Clausen ist ein attraktiver Wohnort - und wir müssen dafür sorgen, dass das auch in Zukunft so bleibt.
5. Bauformen und Mehrgenerationenwohnen
Ein großes Mehrgenerationenhaus, wie von einigen befürchtet, ist nicht vorgesehen.
Stattdessen möchten wir ein kleines, überschaubares Viertel mit unterschiedlichen Bauformen für Jung und Alt entwickeln. Ziel ist es, älteren Menschen den Umzug in kleinere, barrierefreie Wohnungen innerhalb von Clausen zu ermöglichen. Damit werden gleichzeitig größere Bestandsimmobilien frei, die jungen Familien zugutekommen.
Dieser Gedanke ist nicht neu - er wurde bereits in Bürgergesprächen von älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern ausdrücklich gewünscht.
6. Warum nicht „Gehrenäcker“?
Das frühere Projekt Gehrenäcker wurde aus mehreren Gründen gestoppt: schwierige naturschutzrechtliche Lage mit Biotopen und Streuobstwiesen, ein insgesamt sehr feuchtes Gelände, hohe Bau- und Erschließungskosten sowie notwendige Ausgleichsmaßnahmen. Hinzu kam, dass die Dimension des Projekts deutlich über den tatsächlichen Bedarf hinausging.
Ein weiterer wesentlicher Grund war die Dorfmoderation, die zeigte, dass die Mehrheit der Clauser Bürgerinnen und Bürger die Aufgabe des bestehenden Dorfplatzes nicht befürwortet. Dieser Platz ist für viele ein wichtiger Begegnungsort und soll erhalten bleiben.
Nach Abwägung aller Faktoren entschied der Rat, nach Alternativen zu suchen. Von allen geprüften Flächen erwiesen sich die Schützengärten als die sinnvollste Option:
geringere Erschließungskosten, bereits im Flächennutzungsplan enthalten, zentrale Lage im Ortskern (Innenentwicklung vor Außenentwicklung) und keine kartierten Streuobstwiesen oder Biotope mit aufwendigen Ausgleichsmaßnahmen.
7. Kosten und aktueller Stand
Für die Vorplanung entstehen Kosten von 4.248,30 Euro. Diese Investition ist
überschaubar und notwendig, um Klarheit zu gewinnen. Man kann es vergleichen mit einem Bodengutachten beim Hausbau: Erst wenn man weiß, wie die Bedingungen sind, kann man fundiert entscheiden, ob ein Projekt realistisch und bezahlbar ist.
Die Vorplanung schafft somit die Grundlage für ehrliche Gespräche mit den Eigentümern und eine faktenbasierte Diskussion im Ort. Sollte sich herausstellen, dass nicht genügend Grundstücke verkauft werden oder nur eine Straße, aber keine Bauflächen realisiert werden können, würden wir das Projekt nicht weiterverfolgen.
8. Persönlicher Hinweis
Ich kann sehr gut verstehen, dass Anlieger sich sorgen, künftig neue Nachbarn direkt hinter ihrem Haus zu haben. Diese Sorge ist nachvollziehbar und menschlich.
Gleichzeitig gehört es zu einer verantwortungsvollen Dorfentwicklung, dass wir neue Wohnflächen schaffen. Nur so können wir Clausen zukunftsfähig machen, Vereine, Kita und Schule sichern und eine gute Nahversorgung - gerade für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger - erhalten.
Abschließend
Die Schützengärten sind aus heutiger Sicht die beste Option für eine maßvolle und nachhaltige Weiterentwicklung unseres Ortes. Gleichzeitig gilt: Sollte sich dieses Gebiet nicht realisieren lassen, werden wir weitere Optionen prüfen. Unser Ziel ist es, für Clausen ein geeignetes, kostengünstiges und realistisches Neubaugebiet zu entwickeln - nicht um jeden Preis, aber mit der klaren Haltung, Chancen aktiv zu ergreifen und nicht aus Angst vor Veränderung zu verharren.
Ob das Projekt tatsächlich umgesetzt werden kann, wird sich in den kommenden Gesprächen mit Eigentümern und Bürgerinnen und Bürgern zeigen. Ich verspreche Ihnen: Ihre Anliegen, Sorgen und Ideen werden gehört. Transparenz, Fairness und Dialog sind die Grundlage meines Handelns.