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Blick ins Gräfensteiner Land VG Rodalben
Ausgabe 51/2024
Amtliche Bekanntmachungen und Mitteilungen
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Alltagsheld: Nicht weggeschaut, sondern geholfen

(v.l.) Verbandsbürgermeister Wolfgang Denzer, Luca Brödel und Inneneminister Michael Ebling bei der Preisverleihung.

Mit dem Preis für Zivilcourage wurde Luca Brödel ausgezeichnet.

Luca Brödel von Innenminister ausgezeichnet

Aus den Händen von Innenminister Michael Ebling hat Luca Brödel in der letzten Woche im Landesmuseum in Mainz den Preis für Zivilcourage des Landes Rheinland-Pfalz erhalten, weil er Courage zeigte, als er am Mannheimer Hauptbahnhof einen körperlichen Angriff beobachtete und einschritt. Er versuchte, den Täter von dem am Boden liegenden Opfer abzulenken und ihn in ein Gespräch zu verwickeln. So verhinderte er mutmaßlich weitere Verletzungen.

„Mit dem Preis für Zivilcourage ehren wir engagierte und inspirierende Alltagsheldinnen und -helden. Sie haben in Gefahrensituationen nicht weggesehen, sondern mutig eingegriffen und anderen in Not geholfen. Dafür gebührt ihnen unser Dank und Respekt. Unsere Gesellschaft und unser demokratisches Miteinander brauchen solche Vorbilder. Sie zeigen uns, dass wir alle etwas bewegen und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen können“, sagte Innenminister Michael Ebling im Rahmen der Feierstunde, bei der auch Verbandsbürgermeister Wolfgang Denzer anwesend war. Der Geehrte erhielt die „Zivilcourage-Trophäe“ sowie eine Urkunde und einen Geldpreis.

Der der Auszeichnung zugrundeliegende Vorfall ereignete sich im September 2023 in den frühen Morgenstunden an einem Sonntagmorgen, als Luca Brödel in Mannheim zusammen mit Bekannten nach einer Feier in einem Club auf den Zug in Richtung Heimat wartete. Dabei attackierte ein etwa 30 Jahre alter offensichtlich betrunkener Mann einen Obdachlosen ohne Grund. Er schlug und trat auf ihn ein, drohte mehrfach lautstark in umzubringen und versuchte ihn auf den Gleiskörper zu drücken.

Wenige Tage nach der offiziellen Ehrung später sprach Wolfgang Bürgermeister Denzer dem Preisträger im Rathaus in Rodalben seinen Respekt und seine Anerkennung aus: „Luca Brödel hat Zivilcourage gezeigt und mit seinem mutigen Einschreiten größeres Leid verhindert“, bedankte sich der Verbandsbürgermeister und überreichte dem 28-Jährigen eine Urkunde und ein Geschenk.

Im Gespräch schilderte Brödel, wie er die Situation damals wahrgenommen hat. „Ich war geschockt, mit welcher Aggressivität der Angreifer auf sein unterlegenes Opfer eingeschlagen und eingetreten hat“, erklärte der Rodalber und fügte hinzu: „Als es immer mehr eskalierte, mischte ich mich schließlich ein und appellierte an den Schläger den Mann, der schon stark blutete und sich nicht mehr wehren konnte, in Ruhe zu lassen. Dabei forderte ich Andere auf, die Polizei zu verständigen.“ Nach einer „gefühlten“ Ewigkeit kam die Bahnpolizei hinzu und nahm den Täter fest. Brödel war im Nachhinein über sein Verhalten überrascht, weil er sich selbst als eher zurückhaltend aber auch als sozial eingestellt bezeichnet. Verwundert und irritiert war er über das Verhalten von vorbeigehenden Menschen und auch seiner Bekannten, die nicht eingriffen, was die Überwachungskameras später belegten. Dass er sich selbst in Gefahr gebracht, wurde ihm erst später klar.

Bei der Gerichtsverhandlung in Mannheim musste Luca Brödel Monate später als Zeuge aussagen und den Sachverhalt in Anwesenheit des Täters detailliert beschreiben. Die Verurteilung zu zweieinhalb Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung empfindet er aus einer Sicht als nicht angemessen: „Es war schon krass wie brutal ein hilfloser Mann grundlos zusammengeschlagen wurde“, schildert er seine Wahrnehmung und dabei ist ihm die Betroffenheit immer noch anzumerken.

Die rheinland-pfälzische Kampagne „Wer nichts tut, macht mit“ gibt es seit 2000 und soll Bürgerinnen und Bürger ermutigen, anderen zu helfen, ohne sich dabei selbst in Gefahr zu bringen. Sie will der Kultur des Wegsehens entgegenwirken und zivilcouragiertes Handeln anregen. Jede Bürgerin und jeder Bürger sollten wissen, was getan werden kann, wenn eine andere Person in einer Notlage als Opfer einer Straftat angetroffen wird.

Das Thema „Wegsehen“ hat auch nach 25 Jahren nichts von seiner Aktualität verloren. Luca Brödel aus Rodalben hat nicht weggesehen, sondern einem hilflosen Mann geholfen!