Angerstraße 1, um 1925.
Das im 17./18. Jahrhundert erbaute, stattliche Fachwerkhaus soll einst den Herren von Wangenheim als Gerichtsgebäude gedient haben. 1831 wurde es aufgrund einer drohenden Cholera-Epidemie als Krankenhaus vorbereitet, da es zu diesem Zeitpunkt leerstand. Belegt ist zudem die Nutzung als Standesamt in den 1920-er Jahren. Als einziges Wohnhaus im Ort wurde es bereits 1909 durch den Landeskonservator Georg Voß als denkmalwürdig eingeschätzt.
1805 lebten hier der Anspänner Johann Christoph Schwanz (*06.10.1763) und seine Ehefrau Margaretha, geb. Vogt (*09.11.1775) mit ihren Kindern Eva Magdalena (*07.11.1793), Bernhardtine (*29.05.1796), Anna Margarethe (*13.10.1800) und Maria Magdalena (*02.05.1803). Mit im Haus wohnten Johann Christophs jüngere Schwester Bernhardtine (*27.12.1784, später Thomas-Müntzer-Straße 4) und sein verwitweter Vater Johann Georg Schwanz (*26.10.1742).
Am 28. November 1815 heiratete der aus Schnellmannshausen stammende Tagelöhner Johann Ernst Ebenau, ein Sohn des dortigen Müllers Johann Heinrich Ebenau, die 1796 geborene Bernhardtine Schwanz und wurde neuer Hauseigentümer. Was aus ihm wurde ist unbekannt; anders als seine Ehefrau wurde er nicht in Scherbda beerdigt. Bereits 1827 wurde ein Johannes Rödiger jun. (auch Johannes Rödiger II) als neuer Eigentümer genannt. Dieser war ein Sohn des damaligen Schultheißen Caspar Rödiger, war mit Anna Martha Werneburg verheiratet, wurde 1859 als „Ökonom und Steuereinnehmer“ erwähnt und verstarb 1863. Seine Witwe Anna Martha starb 1888, die Ehe blieb kinderlos. 1888 übernahm der 1840 in Langula geborene und zuletzt in Falken wohnhafte Landwirt Karl Sachs das Hausgrundstück. Dessen Ehefrau Karoline, geb. Werneburg, stammte aus Scherbda (Thomas-Müntzer-Straße 3) und besaß hier einige Ländereien. Der 1878 in Falken geborene Sohn Hermann wurde Volksschullehrer in Wenigenjena, Burkhardtroda und Schulleiter in Kupfersuhl, während der 1891 in Scherbda geborene Sohn Otto als Landwirt den Hof übernahm. Letztgenannter heiratete 1920 die aus Frankfurt/Main gebürtige Minna Müller; aus dieser Ehe gingen die Kinder Elise Mathilde und Hermann hervor. Im Dezember 1945 lebten in der Angerstraße 1 der Haushaltsvorsteher Otto Sachs (*08.03.1891), seine Ehefrau Minna (*21.06.1891) sowie der Sohn Hermann (*07.10.1921).
Christoph Cron