400 Jahre Bauernkrieg
Stück, R.: “Cruciburgum”: Ein Heimatspiel, Weimar 1905
Der Anlass für diesen Artikel ist einerseits das 500-jährige Jubiläum des Aufstandes, andererseits zwei Dokumente, die mit den damaligen Vorgängen in Verbindung stehen. Es handelt sich um ein Foto aus dem Jahr 1925, auf dem Creuzburger Bürger die Ereignisse von damals nachgestellt haben. Zum anderen ein Schauspiel des damaligen Rektors Stück von 1905 mit dem Namen “Cruciburgum”, um damit den Creuzburgern ihre Ortsgeschichte in “... dramatischer Weise nahe zu bringen.”1
Das Foto wurde 1925, anlässlich der 400-Jahr Feier im Andenken an den Bauernkrieg gemacht. Creuzburger Bürger stellen darauf das Ereigniss in historischen Kostümen nach. Das Bild stammt vom Fotografen Wilhelm Müller, der sein Geschäft erst in der Klosterstraße und später in der Kasseler Straße hatte.
Das Erstaunliche an dem Foto ist, mit welcher Liebe zum Detail die Teilnehmer, ihre Kostüme gestaltet haben, was durchaus einen gewissen Stolz auf die damaligen Bauernkrieger offenbart. Die Protagonisten oder Darsteller sind kaum noch zuzuordnen, mit einer Ausnahme, dem Pastor, bei dem es sich nur um Matthäus Hisolidus handeln kann. Rektor Stück waren die historischen Vorgänge und die Beteiligung von Hisolidus bekannt, und wir können davon ausgehen, dass dieses Wissen auch beim Foto berücksichtigt wurde.
In diesem Zusammenhang sollen zwei Fakten relativiert werden. Die Sichtweise, dass sich die Bauernkrieger spontan erhoben haben, vernachlässigt die Vorgeschichte. Bereits im Frühjahr 1525 wird in Creuzburg von einem Pfaffen-Sturm bzw. von einem Bildersturm berichtet.2
Viele Aufständische fühlten sich berufen, ihre Kritik an den alten Verhältnissen mit der Zerstörung von Klöstern und der Vertreibung von Nonnen, Mönchen und anderen Geistlichen zu rechtfertigen. Die sogenannten „Pfaffenstüme“ sind für Gotha (1524) und Erfurt (1521) dokumentiert.3
Zum anderen wird der Bauernkrieg häufig als Aufstand von Tagelöhnern, Bauern und einfachen Handwerkern beschrieben. Am Beispiel Creuzburgs lässt sich zeigen, dass die Ideen der Aufständischen für alle Gesellschaftsschichten von Interesse waren. Der Schultheiß aus Eisenach, Johann Oswald (auch Oswalt oder Oßwalt), berichtet in einem Schreiben vom 25. April 1525 nach Weimar, an den Herzog zu Sachsen, dass sich die Bürger von Creuzburg und Eisenach der Bewegung angeschlossen haben und übergelaufen sind.4
Dass es sich nicht um einzelne Personen gehandelt hat, zeigt ein Schreiben von Johann von Sachsen an den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen. Es ist vom 01. Mai 1525 datiert und wurde bei der Beurteilung der Ereignisse in der Region bisher nicht berücksichtigt.5 In Creuzburg sei fast die halbe Stadt zum “schwartzen hauffn” übergelaufen, so dass man sicherlich nicht von einer kleinen Teilnehmerzahl sprechen kann.
Ein konkretes Beispiel ist auch Hans Heyholz, der nicht nur Schmied, sondern auch Ratsherr war, und der seine Begeisterung für die neuen Ideen mit dem Leben bezahlen musste.
Fast alle Beschreibungen des Bauernkrieges berufen sich auf die von Paullini gemachten Angaben.6 Obwohl seine Creuzburger Chronik 1695 erschienen ist, also mehr als 150 Jahre später, überrascht die genaue Beschreibung der Ereignisse.
Paullini war, das ist aus den Fußnoten erkennbar, im Besitz der Chronik von Liborius Calvus, dem damaligen Rektor der Schule, die heute verschollen ist. Im Staatsarchiv Weimar ist noch ein Originalbrief von Calvus an den Kurfürsten zu finden, in dem er, inzwischen im Ruhestand, um Verbesserung seiner Einkünfte bittet, was ihm letztlich gewährt worden ist.
Die meisten Informationen decken sich mit den Schriftstücken im ehemaligen Ernestinischem Gesamtarchiv (jetzt Staatsarchiv Weimar), angefangen bei den wichtigsten Teilnehmern, dem Verlauf und der städtischen Kollektivstrafe von 800 Gulden.
Hier ein Überblick über die Ereignisse vom April 1525. In einer schwierigen Situation waren die Nonnen des St. Jakobs Klosters, das außerhalb der Stadtmauer auf dem Gebiet des Klosterrasens lag, und deshalb so gut wie ungeschützt war. Als Vertreterinnen der alten Ordnung waren sie natürlich dem Zorn der Bauernkrieger besonders heftig ausgeliefert. Amtmann Heinrich Vogel hatte die wichtigsten Gegenstände des Klosters auf die Creuzburg gebracht, und wollte auch die Nonnen dort in Sicherheit bringen. Das misslang und so mussten die Nonnen in den Häusern einiger Bürger Schutz suchen.
Die aufständischen Bürger nannten sich die „Christlichen Brüder“ und zogen unter Führung Curt Wieners, unter einem rot-weißen Banner vereinigt, mit Trommeln durch die Stadt. Alle Anhänger, auch die aus den umliegenden Ortschaften, sollten sich am 24. April auf dem Klosterrasen zur Musterung einfinden. Dabei soll es zur Plünderung bzw. zur teilweisen Zerstörung des Klosters gekommen sein.
Inzwischen hatte Bürgermeister Johannes Hase (ein Teil seiner Familie nannte sich später Lagus), die Stadttore verschließen lassen. Unter massiven Druck mussten sie wieder geöffnet werden, so dass die Schar in die Stadt eindringen konnte. Bürgermeister und Rat der Stadt sollten die „12 Artikel“ unterschreiben. Die 12 Artikel können als Manifest der Bauernkrieger bezeichnet werden und haben auch ihren Weg nach Creuzburg gefunden. Ähnlich wie die Thesen Luthers oder die neuen Ausgaben der Bibel hat sich dieses Dokument, dank des fortschreitenden Buchdrucks, in relativ kurzer Zeit verbreitet. Von der Abfassung der Artikel im Februar 1525 bis zum Auftauchen in Creuzburg war dies für die damalige Zeit ein kurzer Zeitraum. Es war durchaus üblich, dass die Bauernkrieger vom Bürgermeister und den Stadträten, bzw. vom regionalen Adel, eine Unterschrift unter die Artikel als Glaubensbekenntnis verlangten. Im Raum Gerstungen/Berka hat es bereits im Februar 1525 Unruhen gegeben, in dessen Verlauf die Amtmänner Ludwig von Boyneburg aus Gerstungen, Hans Metzsch aus Hausbreitenbach und Graf Wilhelm zu Henneberg zur Annahme der Artikel gezwungen wurden.7
Andere Adelige sollten folgen oder haben sich freiwillig den Bauernkriegern angeschlossen: Burkhard Hund zum Altenstein, Wilhelm von Herda, Erasmus Kraluck, beide Amtleute zu Salzungen, Werner von Reckenrot, Endress Jorg von Kraluck, Philipp von Stein zu Barchfeld, Mangold von Reckenroth zu Wenigenschweina mussten einen Reverse ausstellen, dass sie die 12 Artikel unterschrieben hatten.8
Besonders im 1. Artikel wird klar, dass die Vorstellungen der Aufständischen von der “neuen Lehre” nicht so weit von Luthers Ansichten entfernt waren, da er auch den Gemeinden die Erlaubnis zugestanden hat, ihre Pfarrer einsetzen zu dürfen. Die Bauernkrieger beanspruchten darüber hinaus das Recht, und das ist der wesentliche Unterschied zu Luther, sie wieder absetzen zu können. Für Luther war es wichtig, dass eine Absetzung nicht willkürlich erfolgt und ein geordnetes Verfahren vorausgeht. Die massiven späteren Anfeindungen Luthers lassen sich hauptsächlich damit erklären, dass er seine reformatorischen Ideen in Gefahr sah, während der Adel vor allem den Machtverlust fürchtete. Weitere Forderungen der Bauernkrieger waren die “Beseitigung der Leibeigenschaft, Erleichterung und Festlegung der Frondienste, freie Lehre des Evangeliums, freies Jagd- und Fischereirecht, Wiedereinführung des altgermanischen Rechts u.a.m.9
Die Rolle des Predigers Matthäus Hisolidus ist unklar. In einigen Quellen wird von einer beschwichtigenden Position berichtet (Paullini und Stück), die Schlimmeres und eine Eskalation verhindern konnte. In anderen Dokumenten wird ein Brief des Amtmannes Heinrich Vogel an den Herzog Johann vom 06. Februar 1525 angeführt, in dem er, wegen des Fehlverhaltens von Hisolidus, um die Versetzung des Pastors gebeten hat.10 Hisoldius scheint ein wesentlicher Faktor bei den damaligen Unruhen gewesen zu sein. Rollberg und Müller berichten von seinem Einfluss und dem von ihm initiierten Bildersturm in Creuzburg.11
Hisolidus soll einen Teil der Bürgerschaft zum Bildersturm angestiftet haben. Amtmann Vogel hat die Namen dieser Bürger aufgeschrieben und fragt beim Kurfürsten an, was mit ihnen geschehen soll. Acht Bürger sollen beim Rat um den Verbleib von Hisolidus gebeten haben. Der später festgenommene Steinmetz und Maurermeister Oswald Kirchhof aus Creuzburg hat später zu Protokoll gegeben, dass er “verführt durch die Predigten der Priester seiner Heimatstadt, unter die Bauern nach Franken gegangen ist.”12
Die Creuzburger Bauernkrieger wollten sich im Eisenacher Katharinenkloster mit den dortigen Bauernkriegern vereinen, um weiter in Richtung Breitenbach und Gerstungen aufzubrechen. Auf dem Weg dorthin, wurde die Saline Wilhelmsglücksbrunn vollständig zerstört.13
Inwieweit sie nach Süden vordringen konnten, ist unklar. Wahrscheinlich wurden sie von den Truppen Philipps v. Hessen, der aus westlicher Richtung (Hersfeld/Fulda) gekommen war, noch in Vacha und Eisenach nach Norden abgedrängt.
Wo die Festnahme der Creuzburger Rädelsführer stattgefunden hat, ist ebenfalls nicht zu klären. Die Creuzburger Bürgerschaft musste sich, bis auf vier Bürger, im Eisenacher Barfüßerkloster einfinden, die Georgenkirche war zerstört, um dort, in weiße Büßergewänder gehüllt und mit einem Stab ausgestattet, vor dem anwesenden Kurfürsten Johann Abbitte zu leisten. Die Creuzburger ließen sich lange Bärte wachsen und haben ihre Haare als Zeichen der Buße kurzgeschoren.14 Darüber hinaus mussten alle Bürger ihre Waffen, bis auf Axt und Barde, im Rathaus abgeben.
Von den Gefangenen wurden vier hingerichtet, vier weitere, Klaus Treutwein, Hans Pompe und Caspar Wetzel und Hans Töpffer, kamen mit dem Leben davon. Die übrigen, der Schmied Hans Heyholz, der Tagelöhner Hans Homburg und die beiden Schuster Hans Rehschwum und Jakob Kling, wurden auf dem Marktplatz in Creuzburg geköpft. Ihre Körper wurden auf dem Berge verscharrt. Hans Töpffer aus Ifta sollte das gleiche Schicksal ereilen, er wurde allerdings noch auf dem Richtplatz begnadigt.
Die Hinrichtung der Rädelsführer war nicht die einzige Strafe, die die Creuzburger Bürger zu erdulden hatten. So musste die Stadt eine Kollektivstrafe von 800 Gulden zahlen.
Hinsichtlich der Gründe für die Höhe der Strafgelder gibt es verschiedene Sichtweisen. Zum einen wird dies mit der Größe der Stadt, des Dorfes oder eines Hofes in Verbindung gebracht, andere halten die Beteiligung der Ortschaft an den Unruhen für maßgeblich. Die detaillierte Aufstellung und weitere Angaben dazu, verdanken wir Claus Bernhardt, der in seinem Artikel “Strafgelder und Abgaben nach dem Bauernkrieg in West-Thüringen” diese spezielle Thematik beleuchtet hat. Erstmalig berücksichtigt wurde das Register vom Eckhardshäuser Lehrer Otto Gramß, später dann auch bei Rollberg, wobei die Angaben der einzelnen Autoren nicht immer einheitlich sind.15
Andere Quellen berichten, dass jeder Teilnehmer an den Unruhen zusätzlich 10 Gulden Strafe entrichten musste.16
Die beiden Eisenacher Schultheißen Johann Oswald und Hans Bahner haben die Eintreibung der Strafgelder aufgelistet, so dass wir sehr gut über die Höhe der einzelnen Zahlungen Bescheid wissen.
Bis zum Sommer 1525 war Schultheiß Johann Oswald verantwortlich, dann wurden die Zahlungen von Schultheiß Hans Bahner überwacht, der vor Weihnachten 1525 (vor Zahlung der zweiten Rate) ein Register über die bereits erfolgten (erste Rate) und noch ausstehenden Zahlungen erstellt hat.
Die einzelnen Städte, Dörfer und Ämter sollten ihres “... frevels, aufruehr und entporlichen verhandelung halben...”17 bestraft werden.
Die Strafmaßnahmen erstreckten sich über weite Gebiet des ernestinischen Landesteils. Bereits im Mai war Kurfürst Johann vor Ort, um die letzten Bauernkrieger zu besiegen und die Bestrafung der Städte und Dörfer einzuleiten. Ende Mai1525 mussten sich die Vorstände bzw. Vertreter aus dem Raum Gotha/Mühlhausen in Behrigen einfinden, um dort ihre Strafen zu empfangen. Am 01.06.1525 folgten in Eisenach die Vertreter des Einzuggebietes Eisenach/Salzungen und Gerstungen. Wer konkret an den Verhandlungen teilgenommen hat, ist nicht überliefert. Für Creuzburg ist sehr wahrscheinlich, dass entweder Bürgermeister Johannes Hase, Amtmann Heinrich Vogel oder Schultheiß Michael Schelhase diese Funktion wahrgenommen haben.
Creuzburg musste 800 Gulden bezahlen. Zum Vergleich betrug die Strafe für die Stadt Mühlhausen, als Mittelpunkt der Bewegung, 10000 Gulden. Eisenach wurde mit 2000 Gulden veranschlagt. Das Gesamtvermögen eines Creuzburger Schultheißen und Klostervorstehers, wie Michael Schelhase, betrug damals 800 Gulden.18
Auch die Dörfer hatten sehr unter den Zahlungen zu leiden. Ein relatives kleines Dorf, wie Ifta, hatte 300 Gulden zu begleichen.
Die Beträge mussten in drei Raten bezahlt werden.
| Trinitatis (11.06.1525): | Rate 1 |
| Weihnachten (25.12.1525): | Rate 2 |
| Ostern (01.04.1526): | Rate 3 |
Im Amt Creuzburg waren folgende Strafgelder mit Angabe der Adeligen zu entrichten:
| Scherbda (v. Creuzburg): | 40 Gulden und 8 Stück Rindvieh |
| Lauterbach (v. Heilingen): | 30 Gulden |
| Madelungen (v. Madelungen): | 30 Gulden |
| Krauthausen (v. Nesselröden): | 30 Gulden |
| Bischofroda (v. Creuzburg): | 150 Gulden |
| Berka v. H. (v. Creuzburg und v. Doehl): | 150 Gulden |
| Stadt Creuzburg: | 800 Gulden |
| Ifta: | 300 Gulden |
| Schnellmannshausen: | 80 Gulden |
| Pferdsdorf: | 80 Gulden |
Wieso einige Ortschaften, zusätzlich zu den Geldzahlungen auch mit der Abgabe von Rindern bestraft wurden, ist unklar. Die Unterschiede lassen sich in allen Ämtern feststellen. Der Preis für ein Rind schwankte zwischen einem und vier Gulden.19 Rollberg hat 2 Gulden pro Rind angesetzt. Inwieweit Alter und Gewicht berücksichtigt wurden, ist nicht belegt, würde aber auch der damaligen Praxis entsprechen.
Eine Konkretisierung können wir einer Geleitsordnung aus dem Jahr 1535/36 entnehmen. Ungefähr die Hälfte des Fleisch-Bedarfs im Ernestinischen Raum verlief über die Geleitstellen Creuzburg, Eisenach, Oberhof und Plauen. Für Creuzburg wurde im angegebenen Zeitraum für einen Ochsen 4 Gulden angesetzt.20
Obwohl der Bauernaufstand Ende 1525 als niedergeschlagen betrachtet werden kann, kam es doch Ende diesen Jahres bis Anfang 1526 zu vereinzelten Unruhen im Raum Hainich, Creuzburg, Eisenach und Gotha. So hat sich Philipp v. Hessen an die sächsischen Fürsten gewandt, um so auch die letzten Anhänger zu vernichten.21
Kronfeld schreibt in seiner “Landeskunde”, dass es Creuzburg trotz dieser enormen Strafe gut ging. So konnte die Stadt mehrmals Geld verleihen. Insgesamt war das die nicht unerhebliche Summe von 2929 Gulden, wobei 1929 Gulden dem Kurfürsten Johann Friedrich dem Großmütigen und Herzog Johann Wilhelm 1000 Gulden als Kredit überlassen wurden.22
Allerdings ist fraglich, ob es tatsächlich die Stadt war oder wahrscheinlicher der damalige Bürgermeister Hans Breithaupt. Er war nicht nur Bürgermeister, sondern auch ein überaus erfolgreicher Geschäftsmann mit Kontakten nach ganz Europa (England, Frankreich). Laut Akten aus den Staatsarchiven Gotha und Weimar war er in der Lage, den sächsischen Fürsten mehrmals Geld zu leihen. Es existiert ein Schadlosbrief aus dem Jahr 1552 des Rates in Gotha und Gunstbrief über 2000 bei dem Bürgermeister in Creuzburg Johann Breithaubt (Breithaupt) auf 3 Jahre lang aufgebrachten Gulden. Weiterhin eine Anleihe des Rats von Gotha bei dem Bürgermeister in Creuzburg Hans Breithaubt (Breithaupt), mit Urkunden (1555), Anleihe der Herzöge Johann Friedrich des Mittleren und Johann Friedrich des Jüngeren für sich und Herzog Johann Wilhelm von Sachsen gegen Bürgschaft der Stadt Gotha bei dem Bürgermeister in Creuzburg Hans Breithaubt (Breithaupt) in Höhe von 3000 Guldengroschen (1556).
Weiterhin ein Dokument aus dem Staatsarchiv Weimar Im Sonnabend nach Trium regum 1568. Eine Anleihe des Herzogs Johann Wilhelm von Sachsen bei dem Bürgermeister in Creuzburg Hans Breithaupt in Höhe von 812 Gulden, mit einer Urkunde. Nach 1600 war der Wohlstand der Stadt durch Unglücksfälle, wie Brand, Kriege und die Pest, aufgebraucht.
Es wäre anzumerken, dass vor 100 Jahren der Bauernkrieg in Creuzburg durchaus Teil des öffentlichen Bewusstseins war, siehe Foto. Auch im Theaterstück “Cruciburgum” wird der Bauernkrieg, neben anderen Höhepunkten aus der Geschichte Creuzburgs, thematisiert. Im Mittelpunkt stehen der Bürgermeister Johannes Hase, seine Frau Christine und Schulmeister Liborius Wiffert, die auf die damaligen Ereignisse zurückblicken. Paullini berichtet in seiner Chronik, dass Liborius Wiffert nur Schulmeister war, während der Rektor Liborius Calvus war. Das Schauspiel orientiert sich an den maßgeblichen Fakten der damaligen Vorgänge, also Versammlung vor den Toren der Stadt, Klosterplünderung, Einzug in die Stadt Creuzburg, Vorlesen der 12 Artikel, Zerstörung der Saline Wilhelmsglücksbrunn, Bestrafung der Creuzburger und Hinrichtung der Rädelsführer. Ein Aspekt ist noch besonders interessant. So war Liborius Hase, der Sohn des Bürgermeisters, das erste Kind, das in Creuzburg evangelisch getauft wurde und den Vornamen seines Taufpaten Liborius Wiffert bekommen hat.
Tendenziell wird der Aufstand im Schauspiel negativ beschrieben. Das steht im Widerspruch zum Aufwand, den Creuzburger betrieben haben, um die Ereignisse in sehr detailgetreuen Kostümen nachzustellen. Aber dies dürfte vor allem mit dem flächendeckenden historisch revanchischtischen Weltbild vor dem 1. Weltkrieg und dem Urheber des Werkes als Rektor einer öffentlichen Schule zusammenhängen.
Eine gegenläufige Form der Geschichtsschreibung hat in der DDR stattgefunden. Dort wurden die Bauernkrieger als revolutionäre Bewegung des "einfachen Volkes" gegenüber den feudalen und religiösen Strukturen der Herrschenden charakterisiert. Das ist insofern nicht richtig, da sich die Bauernkrieger stets als Christen gesehen haben, und ihre gesellschaftlichen Veränderungswünsche nur bestimmte Zustände betroffen haben, jedoch nicht die Basis der christlichen Religion. Eine Beschreibung als komplett antiklerikale Bewegung greift hier zu kurz.
1953 ist In der Zeitschrift „Wartburgtürmer“ ein Artikel veröffentlicht worden, der sich ebenfalls auf Paullinis Angaben beruft, und die damaligen Ereignisse beschreibt.22
Angeblich wurden bei Grabungen in der Nähe des alten Klosters (ca. 1938) vier Nischen mit Schädeln gefunden, wobei der Autor vermutet, da die Gebisse noch gut erhalten waren, dass es sich um die Schädel der vier Hingerichteten handelte. Berücksichtigt man aber das Leid, dass die Bauernkrieger den Nonnen zugefügt haben, ist dies sicherlich kritisch zu betrachten. Der Verbleib der Schädel ist ungewiss.
Es kann zusammengefasst werden: Während 1925 die Thematik “Bauernkrieg” immer noch präsent war, erinnert heute fast nichts mehr an die regionalen Vorgänge im Raum Creuzburg. So ist es ein Anliegen dieses Artikels, dazu beizutragen, die Erinnerung an die Vorgänge wachzuhalten und der Begeisterung, die die Creuzburger für die Bauernkrieger empfunden haben, mehr Stellenwert zu verleihen.
Wolf-Marcus Haupt
Fußnoten
| 1 | Stück, R.: “Cruciburgum”: Ein Heimatspiel, Titelseite, Weimar, 1905. |
| 2 | vgl. Vgl. Müller, Thomas T.: Geköpfte Heilige - Okonoklasmus im Kontext der Bauernkriege. Eine quellenkritische Betrachtung der Mühlhäuser Ereignisse, in: Reformation und Bauernkrieg, hrsg. von Greiling, Werner; Müller, Thomas T.; Schirmer, Uwe, Köln, 2019, S. 107-108. |
| Franziska Luther: Die Klöster und Kirchen Eisenachs (1500-1530): Prologe zur Reformation, in: Vor- und Frühreformation in thüringischen Städten (1470-1525/30), Band 1, hrsg. von Emig, Joachim; Leppin, Volker; Schirmer, Uwe, Köln, 2013, S. 430. |
| 3 | https://www.domradio.de/artikel/erfurt-blickt-auf-bemerkenswerte-oekumenische-geschichte-zurueck, abgerufen am 08.05.2025 |
| 4 | vgl. Förstemann, Carl-Eduard: Neues Urkundenbuch zur Geschichte der evangelischen Kirchen-Reformation, erster Band, Hamburg, 1842, S. 265 ff. |
| Schmidt, Gustav Leberecht: Justus Menius, der Reformator Thüringens, erster Band, Gotha, 1867, S. 123 ff. |
| 5 | vgl. Förstemann, 1842, a.a.O., S. 277. |
| 6 | vgl. Paullini, Kristian Franz: Zeit-Kürtzender Erbaulichen Lust oder Allerhand außerlesener rar- und curioser, So nütz als ergetzlicher Geist- und Weltlicher Merckwürdigkeiten. Zweyter Theil, Frankfurt am Mayn, 1695, S. 645 ff. |
| 7 | vgl. Bernhardt, Claus: Strafgelder und Abgaben nach dem Bauernkrieg in West-Thüringen, in: “Neue Werra-Zeitung”, Jahrgang 22, Heft 7, Ilmenau, 2014, S. 14. |
| Rollberg, Fritz: Der Bauernkrieg im Eisenacher Lande, veröff. in: Heimatblätter für den Kreis Eisenach, Eisenach, 1935, S. 15-16. |
| 8 | vgl. Förstemann, 1842, a.a.O., S. 266. |
| Schmidt, Gustav Leberecht: Jakob Strauß, der erste evangelische Prediger in Eisenach, Eisenach, 1863, S. 19. |
| 9 | vgl. Rollberg, 1935, a.a.O., S. 3. |
| 10 | vgl. Merx, Otto: Thomas Müntzer und Heinrich Pfeiffer 1523 bis 1525: ein Beitrag zur Geschichte des Bauernkrieges in Thüringen, Band 1, Göttingen, 1889, S. 68. |
| Jordan, Rainer: Zur Geschichte der Stadt Mühlhausen i. Thür. (1523-1525), Mühlhausen, 1901, S. 38. |
| Schreiben des Heinrich Vogel zu Creutzburg an Herzog Johann vom 6. Feb. 1525. Ern. Ges. Arch. zu Weimar. Reg. N. p. 489. nr. 10. 10. |
| 11 | vgl. Müller, Thomas T.: Geköpfte Heilige - Okonoklasmus im Kontext der Bauernkriege. Eine quellenkritische Betrachtung der Mühlhäuser Ereignisse, in: Reformation und Bauernkrieg, hrsg. von Greiling, Werner; Müller, Thomas T.; Schirmer, Uwe, Köln, 2019, S. 107-108. |
| 12 | vgl. Rollberg, 1935, a.a.O., S. 20. |
| 13 | vgl. Limmer, Karl August: Bibliothek der Sächsischen Geschichte. 5,2: Thüringische Geschichte, Zweiter Theil, Ronneburg/Gera, 1837, S. 382. |
| Schmidt, Horst und Walter, Hans-Henning: Geschichte des Creuzburger Salzwerks, ersch. in: Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 39, Eisenach, 1988, S. 9. |
| 14 | Paullini und Schwert berichten über dieses Ereignis und beziehen sich beide auf die Chronik von Calvus, die also im Jahr 1844 noch vorhanden war. Während Paullini die Gründe offenläßt, finden sich bei Schwert folgende Informationen: "Die Creuzburger aber ließen, wie ein alter Historiograph berichtet, als Merkmal ihrer Buße, die Bärte bis zum Gürtel wachsen und das Haupt zur Glatze scheeren." vgl. Schwert, Heinrich: Kreuzburg an der Werra, in: Thüringen und der Harz mit ihren Merkwürdigkeiten, Volkssagen und Legenden, hrsg. v. Sydow, Friedrich v.; Bechstein, Ludwig; Herringen, Gustav v., 8. Band, Sondershausen, 1844, S. 25. |
| 15 | vgl. Bernhardt, Claus: Strafgelder und Abgaben nach dem Bauernkrieg in West-Thüringen, in: “Neue Werra-Zeitung”, Jahrgang 22, Heft 7, Ilmenau, 2014, S. 14-17. |
| Gramß, O.: Welche Orte in der Umgebung von Eisenach waren am Bauernkrieg beteiligt?, ersch. in: Luginsland - Blätter für Heimatkunde, Wochenbeilage der Eisenacher Zeitung, Eisenach, 1927, S. 105-106. |
| vgl. Rollberg, 1935, a.a.O., S. 15-16. |
| 16 | vgl. Joestel, Volkmar: Karlstadt und der Bauernkrieg in Ostthüringen, in: Reformation und Bauernkrieg, hrsg. von Greiling, Werner; Müller, Thomas T.; Schirmer, Uwe, Köln, 2019, S. 215. |
| 17 | vgl. Bernhardt, 2014, a.a.O., S. 15. |
| 18 | vgl. Braasch, Ernst-Otto: Ahnenliste Pfefferkorn, in: Hessische Ahnenlisten, Heft 5, Neustadt/Aisch, 1997, S. 420. |
| 19 | vgl. Bernhardt, 2014, a.a.O., S. 15. |
| Rollberg, 1935, a.a.O., S. 15-16. |
| 20 | vgl. Schirmer, Uwe: Der ober- und westdeutsche Schlachtviehbezug vom Buttstädter Markt im 16. Jahrhundert, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung, Band 56, hrsg. vom Zentralinstitut für fränkische Landeskunde und allgemeine Regionalforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg, Neustadt/Aisch, 1996, S. 265-266. |
| 21 | Mandry, Julia: Die Reflexionen der thüringischen, sächsischen und hessischen Fürsten über die Aufständischen im Bauernkrieg, in: Reformation und Bauernkrieg, hrsg. von Greiling, Werner; Müller, Thomas T.; Schirmer, Uwe, Köln, 2019, S. 169. |
| 22 | Kronfeld, Constantin: Landeskunde des Großherzogthums Sachsen-Weimar-Eisenach, Zweiter Theil; Topographie des Landes, Weimar, 1879, S. 310, |
| Staatsarchiv Weimar: Archivalien-Signatur: 518-525, Bestandssignatur: 6-11-0027, Datierung. 1566-1571 |
| Staatsarchiv Gotha: Archivalien-Signatur: 840 Bestandssignatur: 6-11-0027 Datierung: 1561-1566; Archivalien-Signatur: 271-277 Bestandssignatur: 6-11-0027 Datierung: 1549-1556; Archivalien-Signatur: 0306 Bestandssignatur: 0.2 Datierung: 1554 Dezember 6. |
| 23 | vgl. o.V.: Über die Creuzburger Bauernkrieger von 1525, ersch. in: Der Wartburg-Türmer: Monatsprogramm des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, Ortsgruppe Eisenach, Eisenach, 1953, S. 88. |
Abbildungsverzeichnis:
Abbildung 1:
Foto 400 Jahre Bauernkrieg, Fotograf: Wilhelm Müller, Creuzburg, 1925, Fotokopie: Wolf-Marcus Haupt
Abbildung 2:
Stück, R.: “Cruciburgum”: Ein Heimatspiel, Weimar 1905, Privatbesitz: Wolf-Marcus Haupt
Abkürzungen:
| a.a.O. | = am angegebenen Ort |
| bzw. | = beziehungsweise |
| ersch. | = erschienen |
| o.V. | = ohne Verfasser |
| u.a.m. | = und andere mehr |
| S. | = Seite |
| v. | = von |
| vgl. | = vergleiche |