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Werratal Bote Mitteilungsblatt der VG Hainich-Werratal und Stadt Treffurt
Ausgabe 29/2022
Amt Creuzburg
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Zeittafel zur Geschichte Scherbdas (Teil 111)

Urkunde für die LPG „Solidarität“ Scherbda vom 29. April 1964

Dachstuhl des Wohnhauses Schloßstraße 1 nach dem Brand vom 16. Juni 1964

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31. Januar 1964: Die PGH „Neuer Weg“ Creuzburg legte der Gemeinde Scherbda ein Kostenangebot in Höhe von 8.911,- MDN für Umbauarbeiten am Gemeindehaus vor[1].

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22. April 1964: Für das Projekt „Tonbandaufnahmen der deutschen Mundarten in der DDR“ des Instituts für deutsche Sprache und Literatur wurden im Bürgermeisteramt Tonbandaufnahmen der Scherbdaer Mundart angefertigt. Solche Aufnahmen entstanden von 1960 bis 1964 in 440 Orten der DDR, darunter drei im Kreis Eisenach (Bischofroda, Oberellen und Scherbda). Es wurden in der Regel Sprecher der jüngeren, mittleren und älteren Generation eines Ortes für die jeweils etwa 15-minütigen Aufzeichnungen ausgewählt. In Scherbda waren das die 22-jährige Sachbearbeiterin Rosmarie Boxberger, der 40-jährige LPG-Bauer Erich Rödiger und der 62- jährige Buchhalter Karl Ebel[2].

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29. April 1964: Die LPG „Solidarität“ wurde Sieger beim Kartoffeln auslegen und erhielt vom Eisenacher Kreislandwirtschaftsrat eine Prämie von 250,- MDN[3].

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Mai 1964: Am Haus Artur Aßmann sowie am Schulhaus warfen Kinder Fensterscheiben ein. Es erfolgte eine Ermahnung über die Pionierorganisation[4].

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9. Juni 1964: In einer „Analytischen Übersicht von Scherbda“ bezeichnete Volkspolizei-Meister und Abschnittsbevollmächtigter (ABV) Herbert Rödiger den ringsum von Wäldern umgebenen Ort als einen „spürbaren Schwerpunkt in Frage der Fluchtrichtung zum illegalen Verlassen der DDR“[5].

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9. Juni 1964: In Scherbda gab es bereits 91 Kraftfahrzeuge, davon 11 Personenkraftwagen, 64 Motorräder, 10 Mopeds und 6 Traktoren[6].

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16. Juni 1964: Gegen 1:30 Uhr brach auf dem Grundstück der Witwe Anna Reichel (Schloßstraße Nr. 1) ein Brand aus, in dessen Folge Stall und Futterküche bis auf die Grundmauern niederbrannten. Auch der Dachstuhl des Wohnhaues wurde erfasst. Eine weitere Ausbreitung des Feuers konnte durch die Feuerwehren von Scherbda, Creuzburg und Eisenach verhindert werden. Die 29-jährige Kindergärtnerin Gisela K. soll durch den nahen Feuerschein solch einen Schrecken bekommen haben, dass sie wenige Stunden später verstarb[7]. Der beim Brand entstandene Sachschaden belief sich auf über 23.000,- Mark[8].

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Oktober 1964: Für die Mitbenutzung der Freileitungsmasten zum Zwecke der Straßenbeleuchtung wurde zwischen dem VEB Energieversorgung Erfurt und dem Rat der Gemeinde Scherbda ein Gestattungsvertrag abgeschlossen[9].

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31. Oktober 1964: Nach 50 Jahren Organistendienst in Scherbda wurde Adolf Hopf vom Landeskirchenrat mit einer Urkunde geehrt[10].

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12. November 1964: Die Mitgliederversammlung der LPG „Solidarität“ bestätigte den Ankauf des Grundstückes Zittelstraße Nr. 7[11]. Die dortige Scheune wurde zum Schafstall umgebaut.

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24. November 1964: Die LPG erhielt vom Rat des Kreises die Genehmigung zum Neubau einer Gerätehalle am rechten Ortseingang. Aufgrund der Dringlichkeit des Vorhabens (die neu angeschafften Traktoren standen zum Teil unter freiem Himmel) erfolgte die Genehmigung außerhalb des Volkswirtschaftsplanes 1964. Die Baukosten wurden mit 15.000,- MDN veranschlagt[12], die Fertigstellung erfolgte 1965[13].

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31. Dezember 1964: Der Anteil der in Scherbda allein lebenden Personen betrug bezogen auf die Gesamtbevölkerung etwa 1,6 %; ein im Kreisvergleich sehr niedriger Wert. Nur in Lindigshof, Ettenhausen/Nesse, Neukirchen und Vitzeroda war dieser Anteil noch geringer[14].

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Infolge des Kreistagsbeschlusses Nr. 108-19/64 vom 27. August 1964 über die Bildung von Standesamtsbezirken wurde das Standesamt Scherbda zum Jahresende aufgelöst. Zuletzt befand es sich in der neuen Schule. Die Bücher wurden an das fortan zuständige Standesamt in Creuzburg übergeben.

Christoph Cron

[1]

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 22-03

[2]

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim. Archiv für Gesprochenes Deutsch. Deutsche Mundarten: DDR, Archivnummer XII. Tonaufnahmen aus Thüringen, Kennungen DRF 15-17

[3]

Sammlung des Verfassers: Urkunden

[4]

Sammlung des Verfassers: Eingangsbuch zur Registrierung von Vorschlägen und Beschwerden, lfd. Nr. 76

[5]

Stadtarchiv Creuzburg (Alter Bahnhof): Rödiger, Herbert: „Analytische Übersicht von Scherbda“, 9. Juni 1964 (Seite 1)

[6]

Stadtarchiv Creuzburg (Alter Bahnhof): Rödiger, Herbert: „Analytische Übersicht von Scherbda“, 9. Juni 1964 (Seite 3)

[7]

Kirchenchronik Scherbda 1817-1972, Kapitel „Kirchliche Merkwürdigkeiten“, 1964

[8]

BArch, MfS, BV Erfurt, KD Eis 1209

[9]

Stadtarchiv Creuzburg (Alter Bahnhof): „Mietverträge und Vereinbarungen Scherbda“

[10]

Kirchenchronik Scherbda 1817-1972, Kapitel „Kirchliche Merkwürdigkeiten“, 1964

[11]

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 14-01

[12]

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 12-04; Baugenehmigung Nr. L 267/64; Ordner 22-05

[13]

Sammlung des Verfassers: „Inventurliste Nr. 1“ vom 31. Dezember 1965, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 14-06

[14]

„Statistisches Jahrbuch des Kreises Eisenach 1967“, herausgegeben von der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik, Kreisstelle Eisenach, Eisenach, 1967 (Seite 16 f.)