Historisches

18. März 1990: Bei den ersten freien Wahlen zur Volkskammer der DDR erreichte die CDU in Scherbda hervorragende 67,8 %, gefolgt von der SPD mit 13,6 % und dem Bund Freier Demokraten mit 9,9 %. Die Wahlbeteiligung lag bei 97,8 %[1].

6. Mai 1990: Zur Wahl der Gemeindevertretung stellten sich 28 Einwohner. Die meisten Stimmen erhielten Felix Hendrich (Liste Bauernverband) mit 15,8 %, Klaus Rödiger (Liste CDU) mit 9,9 %, Kurt Sachs (Liste CDU) mit 9,5 %, Günter Rödiger (Liste Bauernverband) mit 8,1 % und Ingo Helbig (Liste FDP) mit 8,0 %[2].

28. Mai 1990: Bei der konstituierenden Sitzung der Gemeindevertretung wurde der parteilose CDU-Kandidat Klaus Rödiger mit 11 Stimmen zum neuen Scherbdaer Bürgermeister gewählt. Sein Gegenkandidat, der Amtsinhaber Felix Hendrich vom Bauernverband e.V. der DDR, erhielt 4 Stimmen. Erster Beigeordneter wurde Kurt Sachs[3].

18. Juni 1990: Bei einer gemeinsamen Beratung in Creuzburg erklärten die Bürgermeister von Treffurt, Creuzburg, Großburschla, Falken, Schnellmannshausen, Ifta, Scherbda und Krauthausen den 1977 gegründeten Gemeindeverband Creuzburg als aufgelöst[4].

27. Juni 1990: In der BHG-Kassenstelle Scherbda wurden letztmalig Mark der DDR ausgegeben. Die Annahme der alten Währung war noch bis 4. Juli 1990 möglich[5].

Juni 1990: Die Gemeinde Scherbda kaufte zum Preis von 2.660,- Mark einen gebrauchten PKW „Trabant 601 Universal“[6].

Juni 1990: Der Montagebetrieb ICC aus Kassel plante in Scherbda eine Produktionsstätte mit bis zu 65 Mitarbeitern. Als Standorte waren die Flächen hinter dem Düngerschuppen und „Unter den Höfen“ im Gespräch[7].

Juni 1990: Die finanzielle Unterstützung des Kreises für das Projekt „Entwässerung und Abwasserbehandlung der Gemeinde Scherbda“ wurde eingestellt[8].

5. Juli 1990: Durch die Bäckerei Mengis (Treffurt) erfolgte erstmals ein mobiler Backwarenverkauf in Scherbda; Stellplatz war am Anger[9].

Sommer 1990: Das Siegel der Gemeinde Scherbda mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz wurde außer Dienst genommen. Die Abgeordneten einigten sich darauf, künftig den Thüringer Löwen im Siegel zu führen[10].

August 1990: Der Jugendclub im Obergeschoss der Konsum-Gaststätte befand sich aus Sicht des Gemeinderates „in einem katastrophalen Zustand“. Nachdem die Jugend eine einwöchige Frist zum Herrichten verstreichen ließ, wurde er geschlossen[11].

September 1990: Infolge des kommunalen Vermögensgesetzes vom 6. Juli 1990 beschloss die Scherbdaer Gemeindevertretung die Überführung der bisher volkseigenen Ortsnetze für Wasserversorgung, Abwasserbehandlung und Elektrizität in das Eigentum der Gemeinde. Auch für die volkseigenen Gebäude Angerstraße Nr. 10, Schloßstraße Nr. 12, Lindenstraße Nr. 18, Lindenstraße Nr. 20c, Lindenstraße Nr. 24 sowie den Friedhof, den Schießstand, die Buswendeschleife sowie weitere Grundstücke wurde ein Antrag auf Überführung in kommunales Eigentum gestellt[12].

September 1990: „Aufgrund der veränderten Bedingungen innerhalb unseres Betriebes“ schloss die Zigarrenfabrik Treffurt GmbH ihren Betriebsteil Scherbda (Angerstraße Nr. 10). Etwa 20 Frauen verloren ihre Arbeit[13]. Einen Teil des Inventars wie Tische, Stühle und Öfen übernahm die Gemeinde[14].

3. Oktober 1990: Am Tage des Beitrittes der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland wurde in Creuzburg zwischen den Orten Schwalmstadt (Hessen) sowie Creuzburg, Ifta und Scherbda (Thüringen) eine Freundschaftsvereinbarung getroffen[15]. Der Schwalmstädter Bildhauer Lutz Lesch fertigte dazu im Auftrag der Stadt Schwalmstadt in vierfacher Ausführung eine 24 cm x 34 cm große und ca. 5 kg schwere Bronzetafel mit der Aufschrift: „3. Oktober 1990 Zum Tag der Deutschen Einheit Freundschaft zwischen Creuzburg Ifta Scherbda Schwalmstadt“ an[16].

18. Oktober 1990: Die Fleischerei Wipprecht aus Falken richtete in der Baracke Angerstraße Nr. 10 (ehemalige Zigarrenfabrik) einen Fleisch- und Wurstwarenverkauf ein[17].

23. Oktober 1990: Die Bezirksstelle für Tuberkulose und Lungenkrankheiten Weimar mietete über die Gemeindeschwester Maria Rödiger den Raum der Konsum-Gaststätte zum Zwecke der Röntgen-Reihenuntersuchung an[18].

25. Oktober 1990: Die Gemeinde Scherbda beantragte beim Straßenverkehrsamt Eisenach Fördermittel zum Ausbau der Verbindungsstraße nach Mihla. Für die fünf Kilometer lange Strecke wurden 490.200,- DM veranschlagt[19]. Dem Antrag wurde nicht entsprochen.

25.-29. Oktober 1990: Erstmals gab es in Scherbda eine Zeltkirmes. Der Zeltverleiher Heinrich Hendrich aus Renda stellte ein 30 m x 15 m großes Festzelt auf[20]. Parallel dazu wurde weiter auf dem alten Saal gefeiert.

Oktober 1990: Über dem Kindergarten in der Lindenstraße 24 richtete die Gemeinde Fremdenzimmer mit insgesamt fünf Betten ein. Die erste Belegung erfolgte zur Kirmes durch eine Jugendtanzgruppe aus Koblenz[21].

Oktober 1990: Auf Initiative der Kirchgemeinde Berneck im Schwarzwald wurde mit der Kirchgemeinde Scherbda eine freundschaftliche Beziehung aufgenommen[22]. In den folgenden Jahren gab es mehrere gegenseitige Besuche, einzelne Kontakte bestehen bis heute.

Oktober 1990: Die am 16. November 1906 in Scherbda geborene und in Koblenz wohnhafte Karoline Schröder, geb. Rödiger, stellte einen Antrag auf Rückübertragung ihres nach Republikflucht enteigneten ehemaligen Hausgrundstückes Nr. 605 (ehemals Schloßstraße Nr. 3)[23]. Das Grundstück, auf dem sich inzwischen die Buswendeschleife befand, blieb jedoch im Eigentum der Gemeinde.

6. November 1990: Arbeitslose Bürger der Gemeinde Scherbda wurden aufgerufen, sich für eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) anzumelden[24].

2. Dezember 1990: Bei der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl erreichte die CDU in Scherbda 54,4 %, die SPD 23,3 % und die FDP 16,0 % der Zweitstimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 91,2 %[25].

30. Dezember 1990: Die Volksvertretung beschloss einstimmig die Erarbeitung einer Bauleitplanung für das Territorium der Gemeinde Scherbda[26]. Zuvor wurde durch das „Entwurfsbüro Eisenach GmbH“ ein Flächennutzungsplan entworfen[27].

Von der Partnergemeinde Schwalmstadt erhielt Scherbda eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 15.000,- DM, welche für Straßenbauarbeiten in der Schloßstraße Verwendung fand[28].

Die Verkaufsstelle der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft (BHG) in der Thomas-Müntzer-Straße Nr. 8 wurde geschlossen[29].

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 02-03

Sammlung des Verfassers: „Vorläufiges Wahlergebnis der Kommunalwahl am 6. Mai 1990“, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 05-11

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 02-03

Sammlung des Verfassers: Urkunden (Abschrift)

Sammlung des Verfassers: „Durchsagen Ortsfunk“, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 04-01

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 02-03

Sammlung des Verfassers: Notizheft „Ratssitzungen“ von Gerda Hagedorn, geführt vom 17. Juni 1989 bis 13. April 1994

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 19-03

Sammlung des Verfassers: „Durchsagen Ortsfunk“, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 04-01

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 02-03

Sammlung des Verfassers: „Ratssitzungen begonnen am 4.9.1986“

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 01-02; 02-03; 20-01; 20-07

Sammlung des Verfassers: „Durchsagen Ortsfunk“, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 04-01

Sammlung des Verfassers: Kartei für inventarisierungspflichtige Gegenstände

Sammlung des Verfassers: Urkunden

Sammlung des Verfassers: Bronzetafel; Auskunft des Bildhauers Lutz Lesch per E-Mail am 6. August 2016

Sammlung des Verfassers: „Durchsagen Ortsfunk“, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 04-01

Stadtarchiv Creuzburg (Alter Bahnhof): „Mietverträge und Vereinbarungen Scherbda“

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 20-04

Sammlung des Verfassers: „Ratssitzungen begonnen am 4.9.1986“

Sammlung des Verfassers: „Ratssitzungen begonnen am 4.9.1986“

„Protokollbuch der evangelischen Kirchengemeinde Scherbda“ 1928-1999 (Seite 149 f.)

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 20-07

Sammlung des Verfassers: „Durchsagen Ortsfunk“, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 04-01

Sammlung des Verfassers: „Schnellmeldung über das Ergebnis der Wahl zum Deutschen Bundestag am 2. Dezember 1990“, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 05-13

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 02-03

Sammlung des Verfassers: „Flächennutzungsplan Scherbda – Entwurf“, Dezember 1990, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 20-05

Sammlung des Verfassers: „Ratssitzungen begonnen am 4.9.1986“

„Festschrift zur 777-Jahr-Feier in Scherbda vom 6. bis 9. Juli 2006“, herausgegeben vom Festkomitee „777 Jahre Scherbda“, Arbeitsgruppe Dorfchronik, 2006 (Seiten 116, 118)