Kirchgemeinde Meiningen (Stadtkirche), Bestattungen 1610-1641, Sign. K 4/1-34, Quelle: www.archion.de, Bild 184
Frank-Bernhard Müller (Leipzig)
Über den Amtmann Matthaeus Gericke, der im Türsturz des Gelben Hauses auf der Creuzburg genannt ist, wurde im Werratal-Boten, in Das Werraland, in der Spurensuche. Matthaeus Gericke im Amt Gerstungen und in den Monumenta Guerickiana (229) ausführlich berichtet: 1562 in einer alteingesessenen Magdeburger Patrizierfamilie geboren, starb Gericke 1624 auf Schloss Kühndorf. Über sein Lebensende kann nun ein neues, bisher nicht bekanntes Dokument Auskunft geben, der Bestattungseintrag vom 27. Februar 1624.
Die Leichenrede für Gericke ist erstmals 1716 in einem Verzeichnis der in der Stolberg’schen Bibliothek zu Wernigerode vorhandenen Leichenpredigten erwähnt. Dieser Katalog ist nicht vollendet worden. In den Jahren 1733 bis 1743 erschien in Lieferungen ein neuer Katalog, der nicht abgeschlossen wurde. In der Auflage von 1733 ist Matthaeus Gericke - wie schon 1716 - unter den Erb- und Freysassen, Patritii genannt. 1926 beschloss die fürstlich Stolbergsche Kammer, eine endgültige Neuordnung der Sammlung nach neuzeitlichen Grundsätzen durchzuführen. Die von der Reichsgräfin Sophie Eleonore zu Stolberg-Stolberg (1669-1745) zusammengestellte Funeralien-Sammlung fand Eingang in die großen Kataloge der Jahre 1927 bis 1935. Eine Schleusinger Leichenpredigten-Sammlung verzeichnet als Nr. 82 GERICKE, Matthäus, Magdebg. Patrizier, gewes. Amtmann zu Allstett, † auf d. Reise auf Schloß Kündorff, Schsgn. 1624.
Noch im Sterbejahr Gerickes druckt Thomas Marckart die Leichenschrift, die bis 2017 nur als Druckfassung verfügbar war. Die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel hat sie im Gefolge unserer Nachforschungen digitalisiert. Die Leichenpredigt für Gerickes Neffen, den berühmten Otto von Guericke, erwähnt im Hochadelichen Ehren-Gedächtnisz Und Lebens-Lauff des Onkels Sterbejahr - allerdings wird die Quelle, Güths Poligraphia Meiningensis, ungenau wiedergegeben. Otto von Guerickes Selbstbiographie - Mein, Otto von Guerickens, Herkommen und Lebenslauff - und die Angaben seines Sohnes Otto jun. sind dabei von Interesse. In der Selbstbiographie ist Matthaeus Gericke aber nicht genannt.
Auf dem Titelblatt von Gerickes Leichenpredigt findet sich u. a. folgender Passus:
[…] Welcher auff der Reise/ in der Fuerstl: Graffschafft Hennenbergk auff dem Schloß Kuendorff den 25. Februarii 1624. in Christo selig entschlaffen/ vnd den 27. ejusdem zu Meiningen in S. Martins Kirchen mit Christlichen Cerimonien zur Erden bestattet worden/ […].
Das Ableben auf Schloß Kühndorf (eine ehem. Johanniterkomturei) veranlasste uns, auch in den dortigen Kirchenverzeichnissen nach Sterbeeinträgen zu suchen: Im Kasualienregister Kühndorf 1607-1649 (Mikrofilm-Nr. 7913, Band-Nr. 275/1), das Taufen, Communikanten, Trauungen und Sterbedaten für jedes Jahr gemeinsam auflistet, hat sich im Jahr 1624 - wie aber zu erwarten war - kein Eintrag für M. Gericke gefunden. Ich danke sehr herzlich Frau Lena Koch vom Landeskirchenarchiv Magdeburg für die Einsicht in die Mikroverfilmung der Kirchenbücher des Kirchenkreises Henneberger Land.
Die auch andernorts verfügbare Information über Gerickes Tod auf Schloß Kühndorf kann nun durch den offiziellen Eintrag im Bestattungsbuch der Kirchgemeinde Meiningen (Stadtkirche), Bestattungen 1610-1641, verifiziert werden: Es hat sich unter dem 27. Februar 1624 der Bestattungseintrag für M. Gericke gefunden. Ob dieser Eintrag von der Hand des Pfarrers und Superintendenten Magister Georg Ernst Schad (Schade) herrührt, der Gerickes Leichenpredigt verfasste, wissen wir nicht. Ihm standen zwei Hilfspfarrer zur Seite, die Magister Samuel Linck und Samuel Zehner, sie kommen dafür auch in Frage.
Transkribiert lautet der Text:
Der Ehrnvehste Vnd Hochachbare
Herr Matthæus Gericken
Patritius Magdeburgensis Vnd
gewesener Erb- Vnd Freisaß
zu Allsted Vnd Nider Rebling(en)
welcher als er alhier auff Einer
hochzeitl. festjvitet gewesen
Vnd schwach worden, den 25
Febr. zu Kundorff im
Schloß selig im Herrn Chri-
sto entschlaffen æt. 63,
Vnd ist s. Leichnam alhier in
S. Martins Kirchen zur
Erden bestattet worden. (Abb. 1)
Ein Wort zur doppelten Findungsgeschichte: 1) Das Kuratorium Kulturstadt Meiningen erforscht und dokumentiert seit 2019 die Geschichte der Meininger Kantoren und Organisten. Bei dieser Arbeit entdeckte Herr Matthias Bretschneider im Beerdigungsregister der Stadtkirche Meiningen 1610-1641 (Quelle: www.archion.de) unter dem Jahr 1624 den Eintrag zu Herr Matthæus Gericken Patritius Magdeburgensis, der sein Interesse weckte. Ich danke Herrn Bretschneider herzlich für seine kollegiale Information und Hilfe. 2) Im Landeskirchenarchiv Eisenach sind die Kirchenbücher des Kirchenkreises Meiningen (Meiningen, Stadtkirche, Bestattungen 1610-1641) von Amts wegen ebenfalls mikroverfilmt. Der Leiterin des LKA Eisenach, Frau Christina Neuß, danke ich sehr herzlich für Ihre fachliche Beratung.