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Werratal Bote Mitteilungsblatt der VG Hainich-Werratal und Stadt Treffurt
Ausgabe 30/2022
Amt Creuzburg
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Zeittafel zur Geschichte Scherbdas (Teil 112)

Tiefbauarbeiten in der Angerstraße, Frühjahr 1965

Verpflichtungserklärung der PGH „Spezialbau“ Hörschel zur Inbetriebnahme der Scherbdaer Wasserversorgungsanlage bis zum 16. Jahrestag der DDR-Gründung am 7. Oktober 1965

Mähdrescher „Fortschritt E 175“ der LPG Scherbda

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1. Januar 1965: Zur Vereinfachung der Postbearbeitung wurden in der DDR neue Postleitzahlen eingeführt. Scherbda erhielt die Zahl 5901[1].

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5. Januar 1965: Für den 1960 gegründeten „Dorfklub“ wurde ein Statut aufgestellt. Leitende Mitglieder waren Brigitte Wiegand, Erich Rödiger, Ingetraud Nitschke und Gerda Hagedorn[2].

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22. Januar 1965: Auf dem Grundstück von Max Ilgen in der Lindenstraße kam es zu einem Scheunenbrand. Die Feuerwehren von Scherbda und Creuzburg waren im Einsatz, die dicht angrenzenden Wohnhäuser konnten gerettet werden. Während man in der Bevölkerung von einer technischen Ursache ausging, vermutete die Staatssicherheit mehr dahinter. Die Verdächtigungen reichten von Versicherungsbetrug seitens des Eigentümers über herumhängende Jugendliche bis hin zu Republikflüchtigen, welche „kurz vor der Grenze noch eine Brandstiftung durchführten“. Man entsandte unter anderem den Geheimen Hauptinformator (GHI) „Rolf Krauße“ nach Scherbda, um eine Reihe von Bauern auszuhorchen. Der GHI gab sich dabei als Kontrolleur von Seuchenschutzmaßnahmen aus und prüfte die Versicherungspolicen von Pferdebesitzern. Er sollte gezielt die Möglichkeit einer technischen Brandursache anzweifeln und den jeweiligen Gesprächspartner zu Überlegungen in Richtung Brandstiftung bewegen. Schließlich stellte sich als Brandursache nichts weiter als unsachgemäß gelagerte heiße Asche heraus[3].

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22. Februar 1965: Scherbda hatte 560 Einwohner, davon 214 Männer, 213 Frauen und 133 Kinder. Nach wie vor arbeitete der überwiegende Teil davon in der Landwirtschaft[4].

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12. März 1965: Zur Verbesserung der Hygiene und Erhöhung des Gesundheitsschutzes in der Gemeinde wurde eine „Hygiene-Ortssatzung“ aufgestellt. Als wichtigste Maßnahme war die Kanalisation der Ortslage aufgeführt[5].

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März 1965: Der VEB Technische Gebäudeausrüstung Weimar installierte für die LPG „Solidarität“ am Ortseingang eine Tankstelle. Es handelte sich dabei um eine Dieselzapfsäule vom Typ MZ 32 E mit 2500 l Kesselvolumen. Die Kosten beliefen sich auf etwa 5.000,- MDN[6].

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5. Juni 1965: Für eine gemeinsame Schiedskommission der Orte Creuzburg, Ifta, Volteroda und Scherbda wurde die 50-jährige Genossenschaftsbäuerin und Kreistagsabgeordnete Emmi Meng als Vertreterin für Scherbda bestimmt[7].

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Juni 1965: „Im Interesse ordentlicher Lebensverhältnisse“ befürwortete die Kommission Volksbildung, Jugend und Sport die Einweisung der 15-jährigen R. in einen Jugendwerkhof[8].

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1. September 1965: Zur besseren Saatgut-Versorgung wurde in Creuzburg die Gemeinschaftseinrichtung „Saatengold“ gegründet. Mitglieder wurden die Bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG) Creuzburg sowie neun Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften der Region, darunter die LPG „Solidarität“ Scherbda[9].

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Für sämtliche Häuser des Ortes erfolgte durch die PGH „Spezialbau“ Hörschel der Bau einer zentralen Wasserversorgungsanlage. Bei einem Gesamtkostenumfang von 700.000,- MDN[10] wurde auch freiwillige Arbeit im Wert von über 100.000,- MDN geleistet. Im Bocksgraben wurde eine Pumpstation und oberhalb des Ortes ein Hochbehälter errichtet[11].

Die LPG „Solidarität“ übernahm Wegeinstandsetzungsarbeiten im Wert von etwa 25.000,- MDN, sie half zudem bei den Schachtarbeiten und übernahm Transportleistungen[12].

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22. Oktober 1965: Der 22-jährige E. floh in die Bundesrepublik Deutschland und beging damit eine Straftat gegen die staatliche und öffentliche Ordnung nach § 213 des DDR-Strafgesetzbuchs[13].

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November 1965: Ein heftiger Sturm brachte die westliche Giebelwand der Pfarrscheune zum Einsturz. Nachdem in der Folge auch ein Komplettabriss in Erwägung gezogen wurde, entschied man sich schließlich für eine Reparatur, welche 1967 ausgeführt werden konnte[14].

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Mit Erna Rödiger wurde erstmals eine Frau Mitglied des Gemeindekirchenrates[15].

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Vom VEB Kraftverkehr Eisenach wurde eine Sonntags-Buslinie von Scherbda über Creuzburg, Buchenau und Mihla nach Eisenach eingerichtet. Wegen zu geringer Auslastung wurde die Linie 1967 wieder eingestellt. Im Mittel wurden nur 0,64 Fahrgäste gezählt[16].

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Die LPG „Solidarität“ Scherbda schaffte sich einen selbstfahrenden Mähdrescher des Typs „Fortschritt E 175“ im Wert von ca. 31.000,- MDN an. Der Kraftfahrzeugbestand umfasste zudem acht Traktoren (ein „Lanz“, ein „Primus“, ein „RS 09“, drei „ITM“, ein „Pionier“ und ein „Famulus“) sowie ein Motorrad „EMW R 35-3“[17].

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Mit ihrem 40-PS-Traktor „Pionier“ übernahm die LPG Scherbda im Auftrag des Rates des Kreises, Referat Verkehr, Aufgaben für den Winterdienst im Bereich Creuzburg-Scherbda-Frankenroda-Ebenshausen[18].

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Im Rahmen des „Nationalen Aufbauwerkes“ erfolgten im Ort Wertschaffungen von insgesamt 35.400,- MDN[19].

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Erstmals fand in Scherbda eine Jugendweihe statt. Alle öffentlichen Gebäude wurden beflaggt, die Bevölkerung war zur Teilnahme aufgefordert. Für die Feier wurden 200,- MDN zur Verfügung gestellt[20].

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Zur Verbesserung des Friedhofswesens wurde von der Firma Gerhard Heise (Großbartloff) ein Leichenwagen angekauft. Die Finanzierung erfolgte durch die politische Gemeinde[21].

Christoph Cron

[1]

„Postleitzahlen der Deutschen Demokratischen Republik“, herausgegeben vom Ministerium für Post- und Fernmeldewesen der DDR, Berlin, 1964 (Seite 138)

[2]

Sammlung des Verfassers: „Statut des Dorfklubs der Gemeinde Scherbda“, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 09-05

[3]

BArch, MfS, BV Erfurt, KD Eis 1209; „Festschrift anläßlich des 125-jährigen Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Creuzburg“, Druck- und Verlagshaus Frisch, Eisenach, 1995 (Seite 73).

[4]

Sammlung des Verfassers: „Analyse der Gemeinde Scherbda“, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 01-01

[5]

Stadtarchiv Creuzburg (Alter Bahnhof): „Hygiene-Ortssatzung der Gemeinde Scherbda, Kreis Eisenach, Bezirk Erfurt“

[6]

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 12-05

[7]

Stadtarchiv Creuzburg (Alter Bahnhof): Protokoll Gemeindevertretersitzung vom 5. Juni 1965

[8]

Stadtarchiv Creuzburg (Alter Bahnhof): Protokoll Gemeindevertretersitzung vom 5. Juni 1965

[9]

Sammlung des Verfassers: „Statut der Gemeinschaftseinrichtung zur Absaatenerzeugung“, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 14-03

[10]

„Zahlen und Tatsachen über die Entwicklung des Kreises Eisenach von 1961-1965“, herausgegeben vom Rat des Kreises Eisenach zur Vorbereitung der Kommunalwahlen am 10. Oktober 1965, Eisenach, 1965 (Seite 20)

[11]

Kirchenchronik Scherbda 1817-1972, Kapitel „Kirchliche Merkwürdigkeiten“, 1965

[12]

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 12-05

[13]

Stadtarchiv Creuzburg (Alter Bahnhof)

[14]

Kirchenchronik Scherbda 1817-1972, Kapitel „Kirchliche Merkwürdigkeiten“, 1965 ff.

[15]

Kirchenchronik Scherbda 1817-1972, Kapitel „Kirchliche Merkwürdigkeiten“, 1965

[16]

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 03-04

[17]

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 12-05

[18]

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 15-01

[19]

„Statistisches Jahrbuch des Kreises Eisenach 1967“, herausgegeben von der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik, Kreisstelle Eisenach, Eisenach, 1967 (Seite 29)

[20]

Stadtarchiv Creuzburg (Alter Bahnhof): Ratssitzung vom 2. April 1965

[21]

Stadtarchiv Creuzburg (Alter Bahnhof): Ratssitzung vom 13. Juli 1965