Der alte und neue Schalter im Vergleich
Die defekte Stelle am Balg wurde mit Leder repariert.
Wie lange hält ein Elektromotor? Eine Frage, die mit der Zunahme von Hybrid- und Elektrofahrzeugen stätig lauter wird. Wirft man einen Blick auf die in der Industrie genutzten Elektromotoren, so findet man eine angegebene technische Lebensdauer, die in der Regel zwischen 10 und 20 Jahren liegt. Doch viele dieser Motoren halten um ein Vielfaches länger. So auch der Elektromotor, welcher für die Windversorgung der Petersilie-Orgel in der evangelischen Bonifatiuskirche zu Treffurt zuständig ist. Mit seinen über 90 Jahren ist dieser ein wahrer „old-timer“. Ebenso historisch waren die Zuleitungen und der Hauptschalter, mit welchem der Motor vom Spieltisch der Orgel aus gestartet werden konnte.
Nach einer ersten Besichtigung der Orgel durch den zuständigen Orgelsachverständigen sowie der Firma „Orgelbau Schönefeld“ in diesem Jahr, wurde nun die Zuleitung sowie der Hauptschalter des Motors aus sicherheitstechnischen Gründen erneuert.
Am Donnerstag, den 20. Juli 2023, wurde die historische Zuleitung zwischen Schaltschrank und Motor zurückgebaut und der Hauptschalter am Spieltisch der Orgel entfernt. Da ein Teil der alten Leitung direkt durch die Orgel führt und diese nur schwer zugänglich ist, entschied man sich dafür, diesen Teil der Leitung nicht zu entfernen, sondern lediglich stillzulegen.
Im Anschluss wurde eine neue Zuleitung vom Schaltkasten direkt zum Motor verlegt. Zukünftig wird dieser über einen kleinen Schalter am Schaltschrank eingeschaltet, welcher den neu verbauten Schaltschütz im Schaltschrank auslöst, über welchen der Motor nun angesteuert wird. Am Montag, den 24. Juli 2023, erfolgte dann die Fertigstellung. Dabei wurde als optische Anzeige unter dem Schalter zusätzlich ein Leuchtmelder installiert.
Während dieser Arbeiten wurde auch der Motor geprüft und gewartet. Hierbei konnten keinerlei Mängel festgestellt werden. Weder Vibrations- noch Lagergeräusche entstehen während des Betriebs, was von der hohen Qualität des Motors und der verbauten Komponenten zeugt. Gerade die verbauten Gussteile, wie das Schaufelrad welches die Luft in den Blasebalg befördert, sorgen für einen ruhigen Lauf. Aus Kostengründen werden heute eine Vielzahl der Teile des Winderzeugers aus gestanztem und vernieteten Material gefertigt, welche nicht an die Qualität und die Eigenschaften der älteren Erzeuger herankommen. Dies bestätigte auch der Orgelbauer, welcher dazu riet, den alten Motor und Winderzeuger weiter zu verwenden.
Neben der Wartung der elektrischen Anlage stand auch eine dringend nötige Reparatur am Blasebalg und eine kleinere Wartung in der Orgel an.
Über die vielen Jahre ist das Leder am Blasebalg brüchig geworden und so bildete sich ein größeres Loch, über welches der Wind entwich. Daraus resultierend war der Winddruck in der Orgel nicht mehr ausreichend, bei Spiel mit vollem Werk machte sich das vor allem durch ein klangliches „Absacken“ bemerkbar.
Am Mittwoch, den 26. Juli 2023, rückte dann die Firma „Orgelbau Schönefeld“ aus Stadtilm an, um die dringend nötige Reparatur durchzuführen. Hierbei stellte sich heraus, dass das Leder vermutlich auch an anderen Stellen zeitnah nachgeben wird, eine Neubelederung des Blasebalgs ratsam wäre.
Auch in der Orgel wurde Hand angelegt, denn durch den abbröckelnden Putz an der Wand hinter der Orgel gelangen immer wieder kleinste Teile in das Instrument. Dies führte dazu, dass ein kleines Stückchen Putz das vollständige Schließen eines Ventils verhinderte. Die Folge war ein leiser Dauerton.
Beim Öffnen der Windlade, um an das entsprechende Ventil zu gelangen, zeigten sich weitere Schäden. So gibt es eine Vielzahl von Rissen im Holz, durch welche der Wind entweichen kann. Auch ein erster Schimmelbefall des Holzes zeigte sich, der Holzwurm schien auch einige Zeit aktiv gewesen zu sein, einige Teile haben sich im Laufe der Jahre gesetzt oder verzogen. Auch die immer stärker schwankenden klimatischen Gegebenheiten machen dem Instrument zu schaffen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich die Orgel in einem spielbaren, aber dennoch schlechten Allgemeinzustand befindet.
Im nächsten Schritt soll der Blasebalg gereinigt und ein Angebot für die Neubelederung eingeholt werden. Die Kosten hierfür werden sich vermutlich auf einen mittleren vierstelligen Betrag belaufen. Ebenso wurde die Anfertigung eines Schutzkastens für den Motor empfohlen, sind die Wicklungen an diesem doch offen.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Frank Kühn bedanken, welcher die Zuleitung und den Schalter erneuerte, den Motor prüfte und wartete.
Eric Deisenroth
Organist