Abb. Blatt 323, Ausriss, Johannes Rothe, Thüringische Weltchronik, Ms. Sag. f. 9, thulb, https://collections.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/HisBest_derivate_00004503/BE_1034_0321.tif, https://collections.thulb.uni-jena.de/receive/HisBest_cbu_00016710
Der Burg- und Heimatverein Creuzburg e. V. regte im Frühjahr des vorigen Jahrs an, die Informationstafeln an der Werrabrücke und in der Kasseler Straße neu zu gestalten - sie waren in die Jahre gekommen. So bat mich der Vorsitzende des Vereins Peter Baum, diese Aufgabe zu übernehmen. Als langjähriges auswärtiges Mitglied habe ich sie sehr gerne angenommen.
Die Arbeiten zogen sich eine Weile hin, waren doch umfangreiche, aufwendige Archivstudien notwendig. Zusätzlich zur grundlegenden Studie von Hans-Herbert Möller (Gottfried Heinrich Krohne und die Baukunst des 18. Jahrhunderts, Berlin 1956) galt es, die im Hauptstaatsarchiv Weimar, Eisenacher Archiv, vorhandene Akte Bausachen einzusehen. Unter der Nummer 159 gibt es eine bisher unfoliierte, ca. vier Zentimeter starke Akte zum Bau der Creuzburger Brücken (sog. große Brücke, Brücke über die kleine Madel bei Creuzburg) für die Jahre 1747 bis 1754. Mehr als 100 Blätter sind es, die diesen Aktenbündel füllen. Schon eine kursorische Durchsicht ergab, dass keine zusammengefassten Dokumente zur Bauzeit, den Kosten oder einzelnen Bauarbeiten an der Werrabrücke existieren, so dass nur eine systematische Durchsicht zum Erfolg führen konnte. Über die anfallenden Kosten, die zu tragen waren, ganz zu schweigen.
Der geneigte Betrachter möge nun den alten mit dem neuen Wortlaut vergleichen, es sind anspruchsvolle Texte entstanden. Zuspruch und Lob in der Chatgruppe des Burg- und Heimatvereins haben den Verfasser besonders gefreut. Trotzdem gab es bei der Werrabrücke-Tafel Beanstandungen und Einwände. Dass diese ausgerechnet auf ein Zitat des Creuzburgers Johannes Rothe (* um 1360, † 5. Mai 1434) in der zweiten Zeile abzielten, verstört und schmerzt. Hier ein erklärendes Wort dazu:
Sowohl in seinem „Elisabethleben“ (entstanden um 1400-1434) als auch in seiner „Chronik“ (entstanden um 1420-1440) findet sich die lokalhistorisch bedeutsame Erzählung von einem Brückenbau vor Creuzburg.
In seiner Dichtung über das Leben der heiligen Elisabeth in deutscher Sprache (1728 von Johann Burchard Mencke nach einer Handschrift erstmals gedruckt, 2005 von Martin J. Schubert/Annegret Haase neu publiziert in der Reihe Deutsche Texte des Mittelalters, Band LXXXV) ist zu lesen: Hatte lantgreffe Ludewig zcu gefarin/ Unde hatte dy steynen bruckin do/ Gebuwet obir dij Werra na.
In der „Thüringischen Weltchronik“, sie ist der Landgräfin Anna von Thüringen gewidmet, heißt es: In demselbin jare do liess lantgrave Lodewig die bruckin vor Crutzeborgk obir der Werre machin hoch unde kostlich. Im auch online verfügbaren Handschriftencensus, der eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters bietet, sind die jeweils zwölf Texte einsehbar.
Aufgeben war aber im Juni 2024 nicht angesagt, und so begannen die Vorarbeiten für Michael Praetorius. Viel Zeit und große Mühen wurden aufgewendet, aber für diese Persönlichkeit war das mehr als angemessen. Wohl um die 30 Jahre ist die Praetorius-Tafel alt, in den letzten Jahren hatte sie sehr gelitten und verrottete vor sich hin - was als Ehrung dereinst von Horst Schmidt gedacht war, bröckelte nun. Jeden Tag gingen Bürger und Gäste der Stadt vorbei, welcher Eindruck blieb wohl haften? Kein Mensch schien sich daran zu stören. Der Initiative von Peter Baum und dem Burg- und Heimatverein Creuzburg e. V. ist es zu verdanken, dass Michael Praetorius noch rechtzeitig zu den XXVIII. Michael-Praetorius-Tagen 2025 durch eine neue Tafel Ehre und Wertschätzung erwiesen wird. Der nun entstandene Text ist mit einem QR-Code versehen, der es dem Betrachter ermöglicht, einen Hintergrundtext einzulesen: Diese Ergänzung zum Tafeltext ist ein umfangreicher, in 20 Abschnitte gegliederter Stellenkommentar, der viele zeithistorische und biographische Zusammenhänge ausführlich erläutert. Die renommierte Zeitschrift für Thüringische Geschichte in Jena publiziert im September 2025 einen daraus entstandenen Beitrag mit Abbildungen und einem umfangreichen Apparat.
Was dem Verfasser dazu noch zu sagen obliegt: Aus dem textlichen Gesamtbestand (Tafeltext, QR-Text, Jenaer Text) und der Vielzahl an gehobenen Archivquellen ist eine kleine Broschüre vorstellbar (ähnlich der in der Touristinformation auf der Creuzburg erhältlichen Urbich-Broschüre), deren Herstellung, Druck und Vertrieb nicht (nur) in die Hände des Burg- und Heimatvereins Creuzburg e. V. gelegt werden kann. Die Pflege und Förderung von Forschungsarbeiten im Bereich des kulturhistorischen Umfeldes Michael Praetorius’ ist, so nachzulesen auf der Homepage der Michael-Praetorius-Gesellschaft Creuzburg e. V., u. a. der Zweck dieser Gesellschaft. Es wäre dem Anliegen dienlich und von Vorteil, wenn der Vorstand und die Mitglieder der Creuzburger Praetorius-Gesellschaft zum Gelingen dieser Idee beitragen könnten.
In der „Creuzburger Kirchenchronik 2025“ werden - nicht nur für die Kirchgemeinde - besondere Abschnitte aus dem Aufsatz in der Zeitschrift für Thüringische Geschichte vorgestellt. Dafür gebührt Frau Pastorin Susanne-Maria Breustedt herzlicher Dank.
Frank-Bernhard Müller, Leipzig