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Werratal Bote Mitteilungsblatt der VG Hainich-Werratal und Stadt Treffurt
Ausgabe 38/2023
Amt Creuzburg
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Die letzten der Familie

Major Ernst Adalbert von Harstall im Kreise seiner Offiziere während des Weltkrieges an der Westfront. (Foto Hartmann von Harstall), Ortsarchiv Mihla.

Ernst Adalbert von Harstall im Jahre 1912 als Major im Infanterieregiment Nr. 118. (Foto Hartmann von Harstall, Ortsarchiv Mihla).

Hochzeit von Hans Freiherrn von Spesshardt mit Ursula, der dritten Tochter des Generalmajors Ernst Adalbert von Harstall und seiner Ehefrau Frieda, geborene von Sondershausen, 1920 in Weimar. Links sitzend die Mutter des Bräutigams, rechts neben dem Bräutigam die Mutter der Braut, Frieda von Harstall, dann der einzige Sohn Hartmann (in Matrosenuniform), daneben rechts stehend der Brautvater Generalmajor Ernst Adalbert von Harstall. Stehend ganz links die jüngste Tochter der Familie, Brigitte von Harstall, daneben der Vater des Bräutigams und dann der Bruder der Brautmutter, Oberstleutnant Siegfried von Sondershausen. Auf dem Foto auch die anderen Töchter der Generalsfamilie: Hinter der Braut steht Sabine, verheiratet von den Hagen, Rechts hinter dem Bräutigam die älteste Tochter der Familie, Charlotte, verheiratet von der Crone. mit diesem Hochzeitsfoto, dass die Tochter von Charlotte von der Crone zur Verfügung stellte, konnte eine weitere Lücke in der Familiengeschichte geschlossen werden. Foto Frau von der Crone, Ortsarchiv Mihla.

Bei Führungen im Mihler Museum im Rathaus werde ich immer wieder einmal gefragt nach der Familie von Harstall. Gibt es die Familie heute noch oder ist diese im männlichen Stamm ausgestorben.

Ernst Adalbert von Harstall und seine Nachkommen, Ende einer Familienlinie

Neben Georg Ludwig Ernst in Mihla, der ja ohne männliche Nachkommen geblieben war und im Februar 1945 verstarb, seine beiden Töchter hatten in andere Familien eingeheiratet, verblieb nun nur noch die Familie des Ernst Adalbert von Harstall, des 1862 in Mihla geborenen jüngeren Bruders von Karl von Harstall.

Über seine weitere Entwicklung wissen wir nur sehr wenig. Offenbar verließ er seinen Heimatort Mihla schon in jungen Jahren und schlug, wie so viele seiner Familienvorväter, den Weg des Militärs ein.

Ein Hinweis aus der Adelszeitschrift „Deutscher Herold“ aus dem Jahre 1912 lässt vermuten, dass er die Kriegsschule zu Erfurt besuchte (Vgl. Gustav Sommerfeldt, Zur Geschichte der Familie von Harstall, in: Der Deutsche Herold, Jg. 1912, S. 13.)

Als Berufsoffizier in der Kaiserlichen Armee diente er an mehreren Standorten, so in Breslau. Hier wurde im Jahre 1904 sein einziger Sohn, Hartmann August Oskar, geboren.

Vier Töchter waren aus der Ehe mit Frieda Adelheid von Sondershausen bereits hervorgegangen.

Das Jahr 1912 sah Ernst Adalbert als Major und Bataillonskommandeur im Infanterie-Regiment „Prinz Carl“ (4. Großherzoglich Hessisches) Nr. 118, dass zu dieser Zeit in Worms stationiert war.

Als der Weltkrieg ausbrach, zählte das Regiment bald zu denjenigen Einheiten, die in beinahe ununterbrochener Reihenfolge an wichtigen Gefechten der Westfront beteiligt war.

1914 wurde das Regiment in Marne-Schlacht eingesetzt. Am 11. Oktober 1914 war es in Stellungskämpfe bei Damremy-Soyécourt/Vesle-Somme-Avre verwickelt.

Am Abend des 17. Dezember 1914 wurde die 17. Reserve-Division im Stellungskrieg im Kanton Roye zwischen St. Mard und dem damaligen St. Aurin, das heutige L'Échelle-Saint-Aurin, nachdem es mit dem einstigen Nachbarort L'Échelle verschmolz, durch die Großherzoglich Hessische (25.) Division abgelöst.

Die Stellung des Infanterie-Regiments Lübeck (3. Hanseatisches) Nr. 162 übernahm das Infanterie-Regimant Prinz Carl Nr. 118.

1915 kämpfte es in der Herbstschlacht in der Champagne. Am 25. September war es in Kämpfe bei Sommepy-Tahure verwickelt.1916 war es an der Schlacht um Verdun beteiligt, dort kämpfte es am 5. August am Thiaumont-Rücken. In der Osterschlacht bei Arras kämpfte am 9. April 1917 zunächst nur das I. Bataillon im Verband der 56. Infanterie-Division bei Vimy. Am 23. April 1917 wurde dort das komplette Regiments eingesetzt.

Ernst Adalbert von Harstall nahm an den meisten dieser Gefechte teil. Als der Weltkrieg 1918 mit einer deutschen Niederlage endete, hatte er es bis zum Generalmajor gebracht, nahm den Abschied, da er sich wie viele seiner Standesgenossen nicht mit der neuen Zeit anfreunden konnte. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er mit seiner Familie in Weimar. Er starb dort im Jahre 1923.

Von der Hochzeit seiner dritten Tochter Ursula aus dem Jahre 1920 hat sich ein Foto erhalten. Der Familie gelang damals eine standesgemäße Hochzeit: Ursula von Harstall heiratete in Weimar den Reichswehroffizier und Kriegsteilnehmer Hans Freiherren von Spesshardt, der aus einer alten Offiziersfamilie entstammte. Die Hochzeit ließ nochmals den alten Glanz der untergehenden Zeit erahnen. Auf dem Hochzeitsfoto sind neben dem Bräutigam, der im Range eines Hauptmanns stand, ein Oberstleutnant, der Bruder der Brautmutter, und Generalmajor Ernst Adalbert, drei Jahre vor seinem Tode, zu erkennen.

Der einzige Sohn des Generalmajors, Hartmann genannt, im Jahre 1904 in Breslau geboren, zeigt sich auf dem Hochzeitsfoto seiner Schwester in Matrosenuniform. Damals 16jährig schlug er allerdings aus der militärischen Art der Familie: Er studierte Medizin und verbrachte einen großen Teil seines Lebens in Wolfenbüttel. Dazu demnächst mehr.

Rainer Lämmerhirt