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Werratal Bote Mitteilungsblatt der VG Hainich-Werratal und Stadt Treffurt
Ausgabe 42/2022
Amt Creuzburg
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Historisches

Mit diesem Schreiben baten vier Scherbdaer Jugendliche den DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker um Unterstützung bei der Schaffung eines Jugendtreffs

Das in Bau befindliche Buswartehäuschen, 1979

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Januar 1979: Wegen des strengen und schneereichen Winters wurde eine Arbeitsgruppe zur Einhaltung der Ordnung und Sicherheit gebildet. Um das Grundwarensortiment in der Konsum-Verkaufsstelle zu gewährleisten, mussten Hamsterkäufe unterbunden werden. Mit Hilfe eines kurzfristig instandgesetzten Holz-Schneepfluges konnten täglich die Straßen vom Schnee befreit werden[1].

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22. März 1979: Der Rat des Kreises Eisenach bestätigte die bereits bestehende Denkmaleigenschaft des Angers sowie die der Kirche einschließlich ihrer Ausstattung[2].

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20. Mai 1979: Bei der Wahl zur Gemeindevertretung Scherbda stimmten 100,0 % für den Wahlvorschlag der „Nationalen Front“. Die Wahlbeteiligung lag bei 99,0 %. Zu den drei Nichtwählern R., W. und R. wurde eine Nichtwähleranalyse erstellt und die beruflichen und familiären Verhältnisse der Kreiswahlkommission gemeldet[3].

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31. Juli 1979: Im Rahmen der Durchsetzung der „Gefährdetenverordnung“ beschloss die Scherbdaer Gemeindevertretung, mit den Bürgern W. und S. aufgrund „negativer Anzeichen“ Gespräche zu führen[4].

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14. September 1979: Unter dem Tarnnamen „Rose 13“ nahm das ZV-Komitee der Gemeinde Scherbda an einer Großübung der Zivilverteidigung des Kreises Eisenach teil. Dargestellt wurde ein Szenario, wonach an der Staatsgrenze „eine Zunahme der subversiven Tätigkeit seitens des Klassengegners“ zu verzeichnen war, die sich ausdrückte in der „Verbreitung von Gerüchten und Flugblättern; Mordhetze, Morddrohungen und Anschlägen gegenüber leitenden Organen und Genossen der Partei- und Staatsführung“[5].

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27. September 1979: Wegen des übermäßig hohen Verbrauches von Alkohol (dieser war in der örtlichen Verkaufsstelle bereits wenige Stunden nach dem Eintreffen ausverkauft) beschloss der Rat der Gemeinde, über Abgeordnete und über die „Nationale Front“ Einfluss auf die Einwohnerschaft zu nehmen[6].

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5. Oktober 1979: Anlässlich der Festsitzung des 30. Jahrestages der DDR erhielten Oskar Rommel und Alfred Martin die Medaille „30. Jahrestag der Gründung der DDR“. Ausgezeichnet wurde weiterhin die DFD-Gruppe, die Sportgemeinschaft, verdiente Feuerwehrkameraden sowie Teilnehmer des „Mach-mit“-Wettbewerbes[7].

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9. Oktober 1979: Von den 23 Abgeordneten und Nachfolgekandidaten der Scherbdaer Gemeindevertretung lasen nur 2 die zentrale SED-Tageszeitung „Neues Deutschland“. Die Mehrheit bevorzugte „Das Volk“[8].

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30. Oktober 1979: Die ständige Kommission „Ordnung und Sicherheit“ setzte sich dafür ein, das Freilaufen von Hühnern und Enten auf öffentlichen Straßen und Plätzen zu unterbinden[9].

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7. November 1979: Die Kreisenergiekommission forderte die Gemeinde Scherbda auf, Maßnahmen zur rationelleren Energieverwendung zu ergreifen. Im Ergebnis wurden zehn der 39 bestehenden Straßenlampen sowie jede zweite Leuchte in der Bullenmastanlage abgeschaltet[10].

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14. November 1979: Weil sie sich hinsichtlich der Schaffung eines Jugendtreffs von den Verantwortlichen vor Ort im Stich gelassen fühlten, wandten sich vier 13-jährige Jugendliche in einem Brief direkt an DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker und baten ihn um Unterstützung. Die Jugendlichen hatten das leerstehende Hühnerhaus der LPG im unteren Schlosshof in Auge gefasst. Seinen Empfänger erreichte der Brief offenbar nicht, er befindet sich heute im Stadtarchiv Creuzburg[11].

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In der westlichen Lindenstraße (bis Haus Nr. 17) wurde ein Abwasserkanal verlegt. Die Technik stellte der VEB „Aufbau“ Mihla zur Verfügung[12].

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An der Ecke Angerstraße/Schloßstraße wurde die neue Buswendeschleife mit Wartehalle fertiggestellt[13]. Die Projektierung hatte der Straßenbauingenieur Joachim Zimmermann aus Etterwinden übernommen. Zur Schaffung der erforderlichen Freifläche hatte die Gemeinde bereits 1977 ein Teilstück des Gartens von Otto Rödiger erworben und ließ sämtliche Gebäude des Hofes Schloßstraße Nr. 3 abbrechen[14].

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In Scherbda gab es 60 private Personenkraftwagen und 19 Fernsprechanschlüsse[15].

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Im Rahmen eines freiwilligen Einsatzes der Scherbdaer Jugend wurde die Angertreppe erneuert[16].

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Die Mitarbeiter des Betriebsteils Scherbda des VEB Zigarrenfabrik Treffurt wurden mit dem Titel „Brigade der vorbildlichen Ordnung und Sicherheit“ ausgezeichnet[17].

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Die DRK-Ortsgruppe Scherbda und die die „Jungen Sanitäter“ nahmen am Jugendfestival in Berlin teil[18].

Christoph Cron


[1]

Sammlung des Verfassers: „Ratssitzungen, begonnen am 01.07.74, beendet am 30.06.81“

[2]

Scherf, Helmut: „Bau- und Kunstdenkmale in Stadt und Kreis Eisenach“, Teil 1 - Kreisgebiet, in: „Eisenacher Schriften zur Heimatkunde“, Heft 12, Eisenach, 1980 (Seite 79, 84)

[3]

Sammlung des Verfassers: „Schlußbericht über das Ergebnis der Wahlen am 20. Mai 1979 zur Gemeindevertretung“, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 05-05

[4]

Sammlung des Verfassers: „Protokolle der Gemeindevertretung, Begonnen am 20.05.79, Beendet am 31.12.85“

[5]

Sammlung des Verfassers: „Taktische Idee zur Abschlußübung des ZV-Komitees und des Aufklärungstrupps sowie der Kräfte des Selbstschutzes“, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 24-02

[6]

Sammlung des Verfassers: „Ratssitzungen, begonnen am 01.07.74, beendet am 30.06.81“

[7]

Sammlung des Verfassers: „Protokolle der Gemeindevertretung, Begonnen am 20.05.79, Beendet am 31.12.85“

[8]

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 06-07

[9]

Sammlung des Verfassers: „Ratssitzungen, begonnen am 01.07.74, beendet am 30.06.81“

[10]

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 01-02

[11]

Stadtarchiv Creuzburg (Alter Bahnhof)

[12]

Sammlung des Verfassers: Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 02-02; 03-02

[13]

Sammlung des Verfassers: „Plan der „Massenpolitischen Arbeit“ in Vorbereitung des 30. Jahrestages der Gründung der DDR der Gemeinde Scherbda“, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 01-01

[14]

Stadtarchiv Creuzburg (Alter Bahnhof): Mappe „Rat der Gemeinde Scherbda – Projekt Buswendeschleife Scherbda“

[15]

Sammlung des Verfassers: „Rechenschaftsbericht zur Wahlperiode 1974 bis 1978“, Archiv Rat der Gemeinde, Ordner 05-05

[16]

Sammlung des Verfassers: „Protokolle der Gemeindevertretung, Begonnen am 20.05.79, Beendet am 31.12.85“

[17]

Sammlung des Verfassers: „Ratssitzungen, begonnen am 01.07.74, beendet am 30.06.81“

[18]

Leise, Karla: „Chronik über die Gründung des DRK Ortsverein Scherbda“