Postkartenaufnahme des Hauptgebäudes des Roten Schlosses vor dem Umbau im Jahre 1914. Links ist noch der alte Gebäudetrakt zu erkennen. Die Postkarte kam nach dem I. Weltkrieg in Umlauf.
Diese Postkarte auf Grundlage einer Handzeichnung aus den 20er Jahren zeigt dann schon die baulichen Veränderungen seit 1914: Der neue Eigentümer Binswanger ließ dem alten Herrenhaus nachempfunden einen Neubau errichten.
Eine Jahreszahl über dem Haupteingang des Herrenhauses des Roten Schlosses nennt 1581 als Jahr des Bauabschlusses. Auch Angaben in der Harstallschen Familiengeschichte verweisen auf dieses Jahr der Fertigstellung des Roten Schlosses. Der Bau des wohl von hessischen Baumeistern und einheimischen Handwerkern errichteten Renaissanceschlosses mit seinem Steinsockelgeschoss und dem reichen Fachwerk, mit Querhäusern und Erkern sowie den zugehörigen Wirtschaftsgebäuden nahm sicherlich mehrere Jahrzehnte in Anspruch; der gesamte Neubau wurde bereits im 16. Jahrhundert als Vierseitenhof angelegt. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Baubeginn in etwa mit den umfangreichen Veränderungen an den beiden Blauen Schlössern in Mihla (um 1536) zusammenfällt.
Im Jahre 2009 durchgeführte Bauuntersuchungen durch Fachleute erbrachten einige überraschende Ergebnisse. So wurde am Baukörper ermittelt, dass vor dem jetzigen Schlossbau ein Vorgängerbau nachgewiesen werden konnte. Die Tonnenkeller unter dem Herrenhaus sind gut dreihundert Jahre älter als die durch Untersuchung der Dachbalken nachgewiesene Fertigstellung des Herrenhauses im Jahre 1581. So wurden mehrere zugemauerte gut erhaltene gotische Türen in der Tonne entdeckt.
Auch an der Straßenfront entlang der Eisfeldstraße wurde eine ältere Baugrundlage erkannt. Hier sind noch heute sieben unterschiedliche Bauzeiten nachweisbar. Der älteste Abschnitt mit Steinsetzungen lange vor 1581 befindet sich an der Ecke zur Kreuzung mit der Landesstraße. Vermutlich lagen in diesem Bereich früher mehrere große Wirtschaftsgebäude, die wohl erst in der Binswangerzeit zu dem heutigen einheitlichen großen Bau zusammengefasst wurden.
Damit konnte gesichert nachgewiesen werden, dass der Vorgängerbau des Roten Schlosses bis in das 13. Jahrhundert zurückreicht und, schon immer vermutet, wohl in dieser Zeit den Mainzer Wirtschaftshof in Mihla beherbergte. Sicher standen die Gebäude lange Zeit leer, wahrscheinlich ist sogar eine Ruine zu vermuten, ehe dann die Harstalls mit dem Bau des Roten Schlosses begannen. Dabei wurden immer wieder alte romanische Steinquader verwendet, die man heute an mehreren Stellen nachweisen kann.
Ortschronist Mihla