Wandergruppe am Dreiherrnstein
Die Interessengruppe Historische Grenzsteine Nazza begab sich am 14. Januar 2024 auf eine Grenzwanderung. Die Gruppe begann ihre Tour im Schliemengrund. Nach der Umgehung der gesamten historisch gewachsenen Gemarkungsgrenze in den Jahren 2002/03 fand zuletzt im Jahr 2019 ein gemeinsamer Flurbegang durch den „steinreichen“ Hainich statt.
Die erste Etappe führte über „Das Hannerode“ und „Die Ziegenleite“ entlang der einstigen Weimarischen Landesgrenze zum Dreiherrnstein. Auf der dreiseitigen Grenzsäule stehen die eingemeißelten Großbuchstaben HSG, SWE und KP für die einstigen Herrschaftsgebiete Herzogtum Sachsen-Gotha, Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach und Königreich Preußen. Hier treffen damals wie heute die Herrschafts-/ Gemarkungsgrenzen Nazza (HSG), Mihla (SWE) und Kammerforst (KP) an einer Stelle zusammen. Das Amtsgericht Nazza war eine der Exklaven des Gothaer Herzogtums, mit den Bezeichnungen HSG, zum Teil auch HG, oder nur G auf den Steinen. Am Dreiherrnstein angekommen entstand das Foto der Wandergruppe (von links: Hartmut Wiegand, Jürgen Rokosch, Burkhard Fischer (Langula) und Andreas Wiegand. Wie bei der letzten Begehung sorgten auf dem Weg dorthin plötzlich zwei Wildschweine für einen kurzen Schreckmoment
Die Wanderung führte weiter entlang der ehemals Königlich-Preußischen Landesgrenze (HSG-KP) als heutige Grenze zu den Gemarkungen Kammerforst und Oppershausen. Die Grenzsteine sind auf dem ebenen Plateau des Hainichwaldes an einer Geländekante zu finden. Oft sind hier die Steine paarweise anzutreffen. Neben den Landesgrenzsteinen (nach 1815 Wiener Kongress) steht in diesen Fällen ein älterer Stein mit abgerundetem Kopf, der den Besitz von Adelsgeschlechtern anzeigte, wie den in Nazza ansässigen Herren von Hopffgarten mit gekreuzten Gabeln im Wappenbild.
Leider sind wieder Verluste von Grenzsteinen festzustellen. So ist z.B. Stein Nr. 13 am Rennstieg, an der Spitze der Hauslaite, dort, wo der Grenzverlauf spitzwinklig ins Tal abknickt, nicht mehr auffindbar. Beim letzten Rundgang in 2019 war der Stein immerhin noch im abgebrochenen Zustand vorgefunden worden. Zwei weitere Steine sind nahe der Mühlhäuser Straße der Anlage eines Holzlagerplatzes zum Opfer gefallen.
Die Interessengruppe hat Kontakt zum Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie aufgenommen. Von dort wurde der zuständige ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger benannt, der unsere Arbeit unterstützen soll. Historische Grenzsteine sind sowohl nach Liegenschaftsrecht wie auch nach Denkmalschutzrecht gesetzlich geschützte Objekte. Doch auch ohne gesetzlichen Schutz bedeutet der Erhalt der Steine heimatliche Verbundenheit und Tradition. Hier muss noch Aufklärungsarbeit geleistet werden. Es geht auch in Zukunft darum, diese „Zeugen aus Stein“ zu bewahren, indem sie vor Beschädigung oder gar Verlust besser geschützt werden.
Gerald Heilwagen