Auf den Spuren des Hl. Theodard, dem damaligen Bischof von Maastricht-Tongern, der zwischen 670 und 673 auf der Reise zu König Childerich II in der Nähe von Rülzheim „von wilden Horden“ erschlagen wurde, besuchte der heutige Bischof von Lüttich, Jean-Pierre Delville, das Dieterskirchel. Obwohl die Gebeine Theodars in seine Bischofsstadt überführt worden waren, wurde sein Todesort schon bald zu einer Wallfahrtsstätte. Später entstand hier auch eine kleine Kapelle. Erste Kunde vom Bestehen einer solchen Kapelle stammen aus der Zeit um 1400. Das heute dort stehende Kirchel wurde 1957 errichtet. Zum Leben Theodards hat der Rülzheimer Rudolf Kern ein Buch veröffentlicht, das er vor wenigen Wochen vorgestellt hat. (wir berichteten) Kern hatte sein Buch auch dem Leiter des Domschatzes der Kathedrale von Lüttich geschickt, bei dem er für sein Buch auch recherchiert hatte. Detr Bischofssitz war von Maastricht nach Lüttich verlegt worden, die Grenzen des Bistums sind aber die gleichen wie damals. Von diesem erhielt Delville Kerns Adresse, der ihm sein Buch zur Verfügung stellte, das ihn sofort begeisterte, auch weil Kern dort auch über den Hl. Lambert berichtet. Neben Theologie hat Bischof Delville auch Geschichte studiert und forscht derzeit als Historiker über den Hl. Lambert, einen Schüler von Theodard, der später dann auch sein Nachfolger als Bischof von Maastricht wurde. Auch er wurde ermordet. Es besteht also eine starke Verbindung zwischen Theodard und Lambert. Als Historiker sei es ihm wichtig, neben der Erforschung der Geschichte auch die Orte kennenzulernen, wo sich diese abgespielt habe, erzählt Delville im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Daher habe er unbedingt nach Rülzheim fahren und den Ort besuchen wollen, wo Theodard ermordet wurde. Dies geschah in der Nähe der alten Römerstraße, die nahe am heutigen Dieterskirchel vorbeiführte. Der Bischof hat derzeit Urlaub und ist eigens wegen Theodard nach Rülzheim gekommen. Mit dem Auto brauchte er vier Stunden von Lüttich nach Rülzheim, wie er erzählt. Er sei verwundert und erstaunt, dass und warum jemand im 7. Jahrhundert eine solch weite Strecke von Maastricht zu König Childerich auf sich nahm, für die er sicherlich tage- wenn nicht sogar wochenlang unterwegs gewesen war, „und das vermutlich zu Fuß“. Seinen Besuch am Dieterskirchel begann Bischof Delville mit einem kurzen Gebet, bevor er sich in der Umgebung des Kirchels umsah. Neben Rülzheim besuchte er auch Wörth, wo Theodard abenfalls Kirchenpatron ist. Nach einem Abstecher nach Weissenburg ging es dann wieder zurück nach Lüttich.
Autor: Rudi Hoffmann, Quelle: DIE RHEINPFALZ, Germersheimer Rundschau vom Samstag, 10. August