„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“, so lautet sie, die Jahreslosung für 2024. Für jedes neue Jahr wird ein Bibelwort von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen festgelegt. Auch für jeden einzelnen Tag des Jahres werden zwei Bibelverse und ein Gebet oder ein Liedvers bestimmt und von der Evangelischen Brüderunität in Herrnhut und Bad Boll als kleines Büchlein herausgegeben. Seit fast 300 Jahren dienen die Losungen als Geleitwort für das Jahr und den Tag. Sie sollen Mut machen, Trost geben und dazu anregen, in der Bibel zu lesen und mehr vom Glauben zu erfahren.
In den Gottesdiensten zum Jahreswechsel in unserer Kirchengemeinde Rüdersdorf-Kraftsdorf steht die Losung für das neue Jahr stets im Mittelpunkt. Am Silvester- und Neujahrstag in Mühlsdorf und Niederndorf legte Pfarrer Christian Kurzke in der Predigt seine Gedanken dazu ausführlich dar. „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“, so schrieb es der Apostel Paulus im 16. Kapitel seines 1. Briefes an die Gemeinde in Korinth. Ein wichtiger Satz, den er schrieb, weil es dort Streit und Unstimmigkeiten gab, die er damit zu schlichten versuchte. Damals wie heute ist diese Aufforderung ein bedeutendes und großes Wort. Kann man das überhaupt erfüllen und realisieren, alles in Liebe zu tun? Und was gehört zu diesem „Alles“ dazu? Alles, was wir tun, vom Morgen bis zum Abend, von Arbeit bis Familie und Freizeit? Auch Pfarrer Kurzke ist sich nicht sicher, diesen hohen Anspruch stets und ständig erfüllen zu können, denn alles im Leben aus Liebe zu tun, ist doch echt schwierig. Im Alltag und im Beruf tut man Manches, weil es einfach notwendig ist oder auch aus Freundlichkeit, nicht immer aus Liebe. Und manchmal ist es wohl auch besser, etwas zurückhaltender zu sein. Und wenn die Jahreslosung wahr würde, gäbe es dann alles Schlechte und Schlimme auf der Welt gar nicht mehr? Und wäre das wirklich so gut?
Der Apostel machte sich auch viele Gedanken und schrieb den Satz trotzdem in seinen Brief. Vorher beschrieb er ebenso, wie die Liebe ist und was sie alles vergibt und erträgt, nachzulesen im 13.Kapitel seines Briefes. So mancher von uns heutigen Menschen wird diesen Zeilen voller Demut nicht uneingeschränkt zustimmen können. Pfarrer Kurzke riet in seiner Predigt, dass es besser sei, erst einmal klein anzufangen, sich irgendeine bestimmte Sache im Alltag vorzunehmen und diese dann in Liebe auszuführen. Damit wird man seine Erfahrungen machen und Steigerungen sind immer möglich.
Bei der Jahreslosung geht es jedoch vor allem um die Art und Weise, wie wir anderen Menschen begegnen und wie wir miteinander umgehen. Ja, die Losung klingt nach Anstrengung, doch zugleich ist sie einfach und heilsam. Es geht um den Grund unseres Lebens und unseres Christseins: Die Liebe Gottes, denn sie ist uns geschenkt. Wir sind von Gott und Jesus Christus geliebte Menschen, meine Liebe ist ein Spiegel der Liebe, mit der ich gesegnet bin und die ich empfange, so Pfarrer Kurzke. Liebe entsteht immer dort, wo Gottes Liebe hinfällt, wo Menschen durch Gottes Liebe getragen werden und sie weiter geben an andere Menschen. Wenn das geschieht, im Großen wie im Kleinen, dann erfüllen sich die Worte des Paulus, wie er sie am Schluss des 13. Kapitels seines Briefes beschreibt: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
Das Lied Nr. 645 in unserem Gesangbuch weiß ebenfalls sehr treffend darüber zu erzählen. Dort heißt es: Ins Wasser fällt ein Stein, ganz heimlich, still und leise, und ist er noch so klein, er zieht doch weite Kreise. Wo Gottes große Liebe in einen Menschen fällt, da wirkt sie fort, in Tat und Wort, hinaus in unsre Welt.
Monika Grzanna