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Kraftsdorfer Gemeindebote
Ausgabe 4/2023
Unsere Ortsteile
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Bibelwoche 2023 - Kirche erleben - damals und heute

Jedes Jahr im März steht sie als feste Größe im Terminkalender unserer Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Rüdersdorf-Kraftsdorf. Corona zwang uns bekanntlich zwei Jahre zur Pause, doch seit 2022 sind die regulären Termine wieder möglich und dafür sind wir sehr dankbar. So beschäftigten sich Menschen aller Altersgruppen vier Tage lang intensiv mit den Texten aus der Apostelgeschichte des Lukas mit dem großen Thema „Kirche erleben“. Konfirmanden und Vorkonfirmanden, der Kirchenchor Rüdersdorf mit seiner Leiterin Brigitte Hahn, die beiden Seniorenkreise in Rüdersdorf und Kraftsdorf und weitere Gemeindemitglieder beteiligten sich daran. Pfarrer Christian Kurzke und Pfarrer Andreas Schaller leiteten die Gesprächskreise zu verschiedenen Abschnitten der Apostelgeschichte. Das Begleitheft der Landeskirche mit Bibeltexten, Erläuterungen und Informationen sowie Gebeten und Liedern bildete eine gute Grundlage und gab Impulse zum Nachdenken und zum regen Austausch darüber. Die Gespräche in guter Gemeinschaft fanden bei Jung und Alt großen Anklang. Auf diese Weise konnten sich die Teilnehmer mit den biblischen Texten befassen, ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen und Verbindungen zur Gegenwart herstellen. Und etwas dazu lernen kann man außerdem immer. Vieles, was die Menschen damals bewegte, Positives wie Negatives, existiert auch heute. Damals ging es um den Aufbau der Kirche und um die Schaffung christlicher Gemeinden. Heute geht es um den Erhalt des Bestehenden und ebenso um die Gewinnung neuer Gemeindemitglieder, denn Kirche lebt vor allem mit und für die Menschen, die sie gestalten und zu ihr gehören.

Die kirchlichen Angebote in unserer Kirchengemeinde sind trotz sinkender Mitgliederzahlen vielfältig und viele Dinge werden gut angenommen, manche aber auch nicht oder nur wenig. Für die Zukunft werden neue Wege notwendig sein, denn auch die Kräfte der Pfarrer und Ehrenamtlichen sind nicht unendlich groß. Wir müssen uns fragen, wie es trotzdem gut und sinnvoll weiter gehen kann, was soll bestehen bleiben, was schaffen wir nicht mehr? Und wie nehmen wir die Menschen auf diesem schwierigen Weg mit, damit die Kirche weiter ihre Hoffnung und Heimat bleibt?

Und damit sind wir auch schon mittendrin in der Apostelgeschichte und im Thema der Bibelwoche. Die zentrale Figur hierbei ist der Apostel Paulus. Er gehörte mit den weiteren 11 Jüngern zu den engsten Wegbegleitern Jesu Christi, die 12 Jünger waren die 1. Generation seiner Nachfolger. Sie lebten mit ihm und taten alles, um den christlichen Glauben nach Jesu Himmelfahrt gegen alle Widerstände weiter zu verbreiten. Das war damals etwas Neues und hatte es nicht leicht, sich durchzusetzen.

Was können uns die Bibeltexte heute sagen und wie können sie uns eine Hilfe bei unseren Problemen sein? Beim Abschluss-Gottesdienst zur Bibelwoche am Sonntag, dem 19. März 2023 in Niederndorf ging Pfarrer Christian Kurzke in seiner Predigt näher darauf ein. Auch uns fällt es schwer, uns auf Neues und Unbekanntes einzulassen, im Leben wie in der Kirche, ganz gleich, ob wir Christen sind oder nicht.

Paulus hatte es sowohl mit Profis als auch mit Neulingen im Glauben, vor allem mit der Gruppe der Juden, zu tun. Er befasste sich mit beiden Gruppen und machte keine Unterschiede, war er doch ursprünglich selbst Jude und Gegner der Christen. Erst nach der schicksalhaften Begegnung mit Jesus in der Wüste wurde er vom Saulus zum Paulus und zum Christen. Er ging in die Synagogen der Juden und in die Häuser, um von seinem neuen Glauben zu reden und zu überzeugen. Die Ungläubigen, die Heiden, sah er als Stütze der Kirche an, er begegnete ihnen mit viel Zuwendung, ihnen sei Gottes Glaube besonders gewidmet.

Heute hat der Begriff „Heide“ keinen so guten Klang. Pfarrer Kurzke nahm die Zuhörer in seiner Predigt mit auf eine Gedankenreise. „Man stelle sich vor, über Nacht würden aus allen Heiden Christen, auch für Paulus war dies ein großer Traum. In Gera und Umgebung gäbe es dann statt 10 Prozent 100 Prozent Christen, die Kirchen wären voll, lange Schlangen stünden davor, alle, Junge wie Alte wollen Christen werden. Zugegeben, ein schöner Traum wäre das, der aber auch zum Alptraum werden kann, wenn jeder bestimmen will und Konflikte und Streitigkeiten deshalb zunehmen.“

Paulus sagte, dass wir Regeln für den Glauben brauchen. Er stritt eifrig darum, unternahm große Reisen von Jerusalem bis nach Rom und sprach zu den Menschen. Und er schrieb zahlreiche Briefe an die Gemeinden, um ihnen bei Unstimmigkeiten und Zweifeln zu helfen und zu raten. Als Gesetz sah er den Glauben an Gott nicht an, aber ohne Regeln geht es nicht und als Grundlage diente und dient bis heute die Heilige Taufe.

„Seine Regeln sind von großem Vertrauen geprägt, dass alle Gemeindeglieder ihre Kirche bauen“, so Pfarrer Kurzke weiter. „Dazu brauchen wir auch heute Menschen, die den Mut dazu und Visionen haben und die mit Gottes Kraft und Vertrauen rechnen.“

Das Lied zur Bibelwoche „Ich träume eine Kirche“ drückt dies sehr gut aus. Es wurde in allen Gesprächskreisen und zum Abschluss-Gottesdienst gesungen. Darin heißt es unter anderem: „Ich träume eine Kirche, die hat den Schritt gewagt, die baut sich auf von unten und dient, wie Jesus sagt“.

Monika Grzanna