„Da berühren sich Himmel und Erde“, so lautete das Motto der diesjährigen ökumenischen Bibelwoche. Vom 17. bis 22. März 2025 fand sie an fünf Nachmittagen in Rüdersdorf, Kraftsdorf und Harpersdorf statt, zum Abschluss-Gottesdienst wurde nach Pörsdorf eingeladen. Menschen aller Altersgruppen nahmen daran teil: Konfirmanden und Vorkonfirmanden, der Kirchenchor Rüdersdorf mit seiner Leiterin Brigitte Hahn, die Seniorenkreise in Rüdersdorf und Kraftsdorf und weitere Gemeindemitglieder. Sie alle befassten sich mit Zeichen- und Wundergeschichten aus dem Johannes-Evangelium im Neuen Testament. Davon gibt es einige und die Wundertaten, die Jesus Christus vollbrachte, dürften auch vielen Menschen bekannt sein. So kann man von der Hochzeit zu Kana lesen, als Wasser zu Wein wurde und von der Speisung der 5000 an einem See in Galiläa. Auf dem See Genezareth konnte Jesus in der Finsternis dem Sturm trotzen und über’ s Wasser gehen. Und schließlich heilte Jesus Kranke, deren Heilung aussichtslos schien und er erweckte den toten Lazarus zum Leben.
Eine weitere berührende Geschichte hatte sich Lektor Jörg Straßburger für den Bibelwochennachmittag mit dem Seniorenkreis in Kraftsdorf ausgesucht. Im 9. Kapitel des Evangeliums geht es um die Heilung eines von Geburt an blinden Mannes. Jesus streicht ihm einen Brei aus Erde und Speichel auf seine Augenlider und schickt ihn zum nahen Teich Siloah, wo er den Brei im frischen Wasser abwaschen soll. Als er zurückkehrt, kann er wie durch ein Wunder zum ersten Mal in seinem Leben sehen.
Seine Mitmenschen waren der Auffassung, dass er oder seine Eltern gesündigt hatten und der Sohn deshalb zur Strafe blind war. Dem widersprach Jesus und sagte, dass die Taten Gottes an ihm, dem Blinden, sichtbar werden sollen, denn er, Jesus, sei von Gott dazu beauftragt worden, solange es noch Tag ist. Und solange er in der Welt ist, sei er das Licht der Welt. Dieses Licht für die Augen, das Wunder des Sehens, schenkte Jesus dem Mann. Wie groß muss dessen Freude gewesen sein, als er plötzlich sehen, seine Umwelt wahrnehmen und ganz neu für sich entdecken konnte. Viele Menschen, die ihn kannten, konnten dieses Wunder nicht glauben, für sie und für die Obrigkeit war es unheimlich und einfach nicht zu fassen. Deshalb schlossen sie ihn aus der Gemeinde aus. In einer weiteren Begegnung mit dem Mann erklärte sich Jesus als sein Retter, der Geheilte fiel vor ihm auf die Knie und glaubte fortan an ihn.
Es ist in der Tat eine fast unglaubliche Geschichte, die trotz großer Zweifel gut ausging. Diese Heilung des Blinden ist ein Wunder, das mit Gottes Hilfe Realität wurde. „Wir sollten Gott zutrauen, dass er Wunder tun kann“, meinte Jörg Straßburger dazu. „Wunder gibt es immer wieder, heute oder morgen können sie geschehen“, so sang in den 70er Jahren auch Katja Ebstein in einem bekannten Lied. Was banal klingen mag, kann sicher Mancher unter uns bestätigen, der ein großes oder kleines Wunder erlebt hat und dafür Gott im Gebet um seine Hilfe angerufen hat. Sei es die Heilung von einer schweren Krankheit, die Bewahrung vor körperlichem Schaden bei einem Verkehrsunfall oder die vielen kleinen Wunder, die uns im Alltag oft unerwartet begegnen und unser Leben bereichern und wieder lebenswert machen. Daran glauben müssen wir schon, das ist die Voraussetzung, damit unsere Bitten wahr werden, wohl wissend, dass nicht alle Gebete erhört werden. Aber wenn, dann können wir Gott unendlich dankbar sein, weil wir die Gewissheit haben, er ist da, er behütet und hilft uns, wenn wir seine Hilfe dringend brauchen. Auf diese Weise können wir mit neuer Kraft und Hoffnung unser Leben gestalten und erfahren, dass sich Himmel und Erde für uns berührt haben.
Monika Grzanna