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Kraftsdorfer Gemeindebote
Ausgabe 7/2023
Unsere Ortsteile
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Von Wartburg bis Bach - Gemeindefahrt nach Eisenach

Sie ist immer eine Reise wert, die Wartburgstadt Eisenach. Die schmucke alte Kreisstadt im Westen Thüringens ist bekannt durch den Fahrzeugbau, den Rennsteig und einen Handballverein, doch vor allem lockt sie mit ihrer über 900-jährigen Geschichte und viel Kultur und Kunst jedes Jahr Zehntausende Besucher an. Um alle Sehenswürdigkeiten zu erkunden, könnte man locker eine Woche in der Stadt und ihrer Umgebung verbringen.

Für die diesjährige Gemeindefahrt unserer Kirchengemeinde Rüdersdorf-Kraftsdorf hatten wir nur einen Tag zur Verfügung, doch unser Pfarrer Christian Kurzke hatte dafür ein wunderschönes und passendes Besuchsprogramm ausgewählt. Einen besseren Reiseführer hätten wir uns ohnehin nicht wünschen können, denn Eisenach ist seine Heimatstadt. Hier verbrachte er seine Kindheit und Jugend, ging zur Schule, machte Abitur und spielte bis zum Studienbeginn als Trompeter im Posaunenchor mit. Bis heute gibt es enge Verbindungen zu seiner Geburtsstadt und er freute sich ebenso wie alle 43 reiselustigen und erwartungsvollen Fahrgäste auf diesen besonderen Tag.

Der große Reisebus brachte uns über die Autobahn sicher zum ersten Ziel des Tages. Das konnte natürlich nur die Wartburg sein, die wohl bekannteste und typischste mittelalterliche Burg Deutschlands und seit 1999 UNESCO Welterbe. Irgendwann vor langer Zeit war wohl jeder schon mal dort, doch viele Mitreisende wollten sehr gerne endlich wieder einmal hinauf auf den Berg und hinein in die faszinierende Höhenburg. Glücklich oben angekommen, wartete eine hoch interessante und sehr professionelle Führung auf uns. Im ältesten Teil, dem Palas, unternahmen wir eine Zeitreise durch die Geschichte der Wartburg, die im Jahr 1067 durch Landgraf Ludwig den Springer gegründet wurde. Aus der Gründungszeit kann man noch die mächtige Holzbalkendecke des Speisesaals bewundern. Immer wieder wurde die Burg umgebaut und umfassend restauriert, vor allem im 19. Jahrhundert und ab 1970. Besitzer und Bewohner wechselten ebenso. Zu den bekanntesten zählt die Heilige Elisabeth, deren Leben in der Elisabethkemenate mit prachtvollen Mosaikbildern aus Glassteinen dargestellt ist. Für Martin Luther war sie ein Vorbild für das christliche Leben aufgrund ihrer aufopfernden Hilfe für Kranke und Arme.

Weiter ging es zur Burgkapelle, wo bis heute Gottesdienste und Konzerte stattfinden und auch Luther soll dort gepredigt haben. Im Sängersaal erfuhren wir so manches über den Sängerkrieg der Minnesänger im 12. Jahrhundert. Der große Festsaal beeindruckte mit mondäner Ausstattung und viel Geschichte, er war 1812 erstmaliger Treffpunkt für die Burschenschaften aus ganz Deutschland. Franz Liszt trug maßgeblich zur Gestaltung bei und glänzte 1867 mit einem Klavierkonzert im Saal.

An Martin Luthers Zeit und Wirken auf der Wartburg erinnert die berühmte Lutherstube. Ab Mai 1521 lebte er 10 Monate unerkannt als Junker Jörg auf der Burg. Kurfürst Friedrich der Weise ließ ihn zur Sicherheit dort unterbringen, weil er seine Lehren auf dem Reichstag zu Worms nicht widerrief und vom Kaiser mit Acht und Bann belegt wurde. In der Lutherstube übersetzte er in nur 11 Wochen das Neue Testament aus dem griechischen Urtext ins Deutsche. Mit etwas Phantasie konnte man den Reformator am Schreibtisch sitzen und arbeiten sehen, dank moderner Technik wurden Buchseiten umgeblättert und man hörte Geräusche vom Schreiben mit der Feder.

Das war schon alles sehr beeindruckend und lehrreich und die tolle Aussicht auf Eisenach und Umgebung gab es gratis dazu. Aber es gab noch viel mehr zu sehen und vor allem zu hören.

Nach dem Mittagessen stand ein Besuch im Bachhaus in der Altstadt auf dem Programm. Es ist seit seiner Eröffnung 1907 das älteste und bedeutendste Museum zum Leben und Schaffen von Johann Sebastian Bach, der 1685 in Eisenach geboren wurde. 10 Jahre lebte er in der Stadt, bekam ersten Musikunterricht, sang im Schulchor und in der Georgenkirche. Nach dem frühen Tod der Eltern nahm ihn ein Onkel in Ohrdruf auf, dort war er bereits als Organist tätig. Dann zog es ihn hinaus in die Musikwelt u.a. nach Arnstadt, Weimar, Köthen und schließlich nach Leipzig, wo er ab 1723 bis zu seinem Tod 1750 als Kantor und Komponist an der Thomaskirche wirkte und sich mit seiner wunderbaren Musik ein bleibendes Denkmal setzte. Bei einer Führung durch das urige und wunderbar restaurierte Fachwerkhaus von 1456 erfuhren wir Vieles über sein Leben, seine Familie und seine Musik. Was es mit seiner Erfindung, dem wohl temperierten Klavier auf sich hatte, war ebenso Gegenstand des Rundgangs. Eine weitere Besonderheit waren die zahlreichen Hörstationen mit der Musik Bachs und vieler weiterer Komponisten. Als Höhepunkt des Besuchs durften wir uns an einem kleinen Konzert mit Bachs Musik auf historischen Instrumenten der Barockzeit erfreuen. Der kleine romantische Garten hinter dem Haus lud zu Rast und Entspannung an diesem heißen Sommertag ein. Eine Stärkung mit Kaffee und Kuchen gehörte samt Spaziergang durch die Gassen der Altstadt auch dazu.

Ein Besuch der St. Georgenkirche am Markt, der Hauptkirche der Stadt, sollte der würdige Abschluss unserer Reise sein, doch leider war die Kirche nicht geöffnet. Kein Problem für Pfarrer Kurzke, er betätigte sich wieder als Reiseführer und berichtete uns vor dem großen Gotteshaus, in dem er getauft wurde, viel Wissenswertes zu den Kirchen Eisenachs und zur Geschichte der Thüringer Landeskirche. Bis zum Zusammenschluss mit der Landeskirche Sachsen-Anhalts 2009 war Eisenach viele Jahre Bischofssitz. Mit Paul Gerhardts schönem Sommerlied „Geh‘ aus mein Herz und suche Freud“, das wir vor der Kirche sangen, ließen wir unseren Ausflug ausklingen. Wie bestellt erklangen danach die Glocken von St. Georgen als perfekter Abschluss.

Ein wenig erschöpft, aber beseelt und voller Freude über so viele schöne und wunderbare Erlebnisse, Begegnungen und Gespräche miteinander traten wir die Heimreise an. Alle waren sich einig: Es war ein traumhaft schöner, erholsamer und unvergesslicher Tag in einer guten, entspannten und wohl tuenden Gemeinschaft. Trotz Hitze und weiterer Wege als im vorigen Jahr haben alle durchgehalten und es hat alles funktioniert. Der Himmel hat es gut mit uns gemeint und uns behütet und gut wieder nach Hause gebracht. Für alle Vorbereitungen und diesen besonderen Tag danken wir ganz herzlich unserem Pfarrer Christian Kurzke, unserer Gemeindesekretärin Lena Shetekauri und unserem stets hilfsbereiten Busfahrer. Und im nächsten Jahr gibt es bestimmt wieder eine schöne Gemeindefahrt.

Monika Grzanna