In den Medien wird immer wieder die Wohnungsnot in Deutschland thematisiert. Wie sieht die Situation in Eisenach aus und wie bereitet sich die Stadt auf künftige Entwicklungen vor? Oberbürgermeister Christoph Ihling beantwortet die wichtigsten Fragen.
Herr Ihling, vor Ihrer Wahl zum Oberbürgermeister haben Sie sich dafür ausgesprochen, Eisenach als attraktive Wohnstadt zu erhalten. Nun stehen Sie in der Verantwortung. Sind Sie zufrieden mit den Fortschritten?
Es gibt immer viel zu tun, das ist klar. Aber bei der Schaffung von neuem Wohnraum können wir uns durchaus sehen lassen. Und das betrifft nicht nur die 200 barrierefreien Sozialwohnungen, die die Städtische Wohnungsgesellschaft (SWG) gerade baut, auch die von der Wartburg-Sparkasse im Palmental errichteten neuen Wohnungen tragen zu einem attraktiven Mietangebot in Eisenach bei. Das Angebot von Mietwohnungen ist nur ein wichtiger Baustein. Genauso wichtig ist es, dass Familien Baugrundstücke für ein Eigenheim angeboten werden können. Gemeinsam mit dem Investor Labaje GmbH & Co. KG aus Jena erfolgt dies im neuen Wohngebiet Schützenstraße/Petersberg, hier ist der Bebauungsplan gerade rechtskräftig geworden. Natürlich müssen die Grundstücke erst noch erschlossen werden. Da stehen wir in Verhandlungen mit dem Erschließungsträger, also der Labaje. Interessenten können sich jetzt schon beim Investor melden. Auf deren Internetseite steht das Projekt bereits online. Es gibt auch ein Kontaktformular.
Wie schätzen Sie die Situation auf dem Eisenacher Wohnungsmarkt konkret ein?
Eisenach ist zwar städtisch geprägt, wir haben jedoch keine Verhältnisse wie in Jena oder Berlin. Die Herausforderungen sind sicher andere als in den vergangenen Jahren oder Generationen, aber unser Ziel ist und bleibt es, dass sich in Eisenach auch Familien mit mittlerem Einkommen ein Eigenheim leisten können. Die Kosten sind den vergangenen Jahren insgesamt gestiegen, das gilt neben den Baukosten vor allem für die Energiekosten. Diese Kosten schlagen natürlich auf alle anderen Bereiche, zum Beispiel Wasserversorgung oder auch Müllentsorgung, durch. Wenn man Miet- und Nebenkosten in Gänze betrachtet, ist es umso wichtiger, dass die Mieten in Eisenach weitgehend stabil sind. Dazu trägt auch unsere Städtische Wohnungsgesellschaft mit ihrem Angebot bei. Tatsächlich liegt die letzte Wohnungsmarktprognose schon etwas länger zurück. Aber die Erhebung des Zensus 2022 hat gezeigt, dass es in Eisenach grundsätzlich genug Wohnungen gibt. Der durchschnittliche Nettokaltmietenpreis pro Quadratmeter beträgt in Eisenach etwa 5,72 Euro für eine durchschnittliche Wohnfläche von 77,56 Quadratmetern. Zum Vergleich: In Erfurt beträgt der durchschnittliche Nettokaltmietenpreis pro Quadratmeter etwa 6,48 Euro für eine durchschnittliche Wohnfläche von 74,28 Quadratmeter. Im kommenden Jahr, spätestens aber 2026, wird es die nächste Wohnungsmarktprognose geben. Dann haben wir ein noch detaillierteres Bild.
Vor welchen Herausforderungen steht die Stadtplanung beim Thema Wohnungsbau?
Manche Wohnungen entsprechen nicht mehr dem heutigen Standard. Wir appellieren an die Hauseigentümer - soweit uns dies möglich ist -, nachhaltig in ihre Immobilien zu investieren und den Wohnungsbestand zu erhalten beziehungsweise zu verbessern. Der Stadtrat hat bereits in der vergangenen Legislatur Regelungen zur Förderung von Modernisierungsgutachten beschlossen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann ein Gutachten bis zu einer Obergrenze von 4000 Euro finanziell unterstützt werden. Im Moment betrifft das nur Gebäude, die in einem Stadtumbaugebiet liegen. Aber das sind schon eine ganze Menge. Zudem gibt es auch noch einige Baulücken in der Stadt, die für den Wohnungsbau in Frage kommen und die es zu schließen gilt. Auch hier haben wir in den vergangenen Jahren einige Fortschritte in Eisenach gesehen, so konnte die SWG die Baulücken in der Katharinenstraße und Georgenstraße schließen, zudem wurden und werden durch private Baumaßnahmen Baulücken in der Marienstraße, Georgenstraße und Schmelzerstraße bebaut. Dafür habe ich mich als Bürgermeister eingesetzt und führe dies als Oberbürgermeister nun weiter fort.
Eine Entwicklung, die sich ebenfalls abzeichnet, ist die fortschreitende Alterung der Bevölkerung. Die demografische Entwicklung wird uns einholen: In der Zukunft wird noch viel mehr barrierefreier Wohnraum notwendig sein. Besonders weil ein barrierefreier Umbau im Bestand oft kaum möglich ist, ist der Neubau im Sozialen Wohnungsbau der SWG so wichtig. In diesen barrierefreien Wohnungen zu geförderten Mieten kann man sehr lange selbstbestimmt wohnen, dazu wird es in Zukunft auch Kooperationen mit den Anbietern von zusätzlichen Leistungen geben.