Die Mosewaldschule in Eisenach Nord
Auf den digitalen Tafeln lässt es sich rechnen, schreiben und auch malen.
Im Schulgarten pflanzen die Kinder selbst Blumen, Obst und Gemüse an.
Mitte der 1960er sagte ein Mann namens Jean Piaget: „Ein Kind gestaltet sich die Welt in Auseinandersetzung mit seiner eigenen Umwelt.“ Als „aktiver Gestalter seiner eigenen Entwicklung“ zentrierte der Schweizer Entwicklungspsychologe den Fokus des frühkindlichen Erwachsenwerdens voll und ganz auf das Kind. Es ist die besagte, wechselseitig geprägte „Umwelt“, von der alle Lernenden und Lehrenden der Mosewaldschule profitieren. Die Einrichtung am Eisenacher Nordplatz soll Lernheimat für jeden Schüler und jede Schülerin sein. Die Vielfalt jedes einzelnen Schülers und jeder einzelnen Schülerin verstehen wir als Chance, ein offenes, wertschätzendes Miteinander unter Kindern und Erwachsenen zu schaffen.
Für Pädagoginnen und Pädagogen ist die Mosewaldschule ein Ort, an dem jedes Kind die gleiche Chance auf Bildung erhält. Ein Ort, an dem Bildung neue Wege geht, ohne Bewährtes aus den Augen zu verlieren. Als ausgewählte Schule des „Startchancen-Programmes“ - ein 2024 im Thüringer Kabinett beschlossenes Bildungsprogramm für eine Trendwende in der kindlichen Kompetenzentwicklung und Bildungsgerechtigkeit an Schulen in herausfordernden Lagen - sollen diese neuen Wege in den Blick genommen werden. Ab dem Schuljahr 2024/25 visiert das pädagogische Team der Mosewaldschule an, das Ziel einer langfristigen Neuorientierung zu verfolgen: Die Pädagogik Maria Montessoris soll in den ganztägigen Lernalltag einfließen. Fort- und Weiterbildung sowie Schulmaterialien werden von den Mitteln des Startchancen-Programmes finanziert. Viele weitere jährliche Aktivitäten wie Sommerschulfest, Spendenlauf, Adventsmarkt und Sportfest werden dank des großen Engagements unseres Fördervereines organisatorisch und finanziell gestützt.
Dennoch gestaltet sich die Umwelt in einer Einrichtung mit 321 Schülerinnen und Schülern aus 34 unterschiedlichen Nationen nicht von selbst. Im kommenden Schuljahr werden die aktuell zwölf Klassen auf 14 Lerngruppen erweitert. Außerdem begleiteten die seit 2020 andauernden Baumaßnahmen im Gebäude und auf dem Schulhof stets den Schulalltag. Auch die Nachmittagsbetreuung verlangte von Pädagoginnen, Pädagogen wie auch Kindern eine hohe Flexibilität und Resilienz gegenüber kurzfristigen Umstrukturierungen und eingeschränkten Entfaltungsmöglichkeiten ab. Dank der unermüdlichen Planungs- und Bauarbeiten durfte nach vier Jahren Tätigkeit am 26. April 2024 die offizielle Einweihungsfeier begangen werden. So erfolgte unter anderem die Sanierung und Neuentstehung von mehr als zwölf Klassenräumen, Fachräumen für den Kunst-, Werken-, Förder- oder auch
Medienunterricht. Im Untergeschoss entstand ein neuer Früh- und Späthortraum sowie ein großer Speisesaal inklusive eines modernen Küchenbereiches. Weitere Räumlichkeiten wie ein Schülercafé, eine Kinderküche und eine Bibliothek werden in naher Zukunft fertiggestellt.
Zu den besonderen Lernorten an der Mosewaldschule zählt ebenfalls der Raum des sogenannten DaZ-Unterrichtes. Knapp ein Drittel der Schülerinnen und Schüler haben Anspruch auf die Unterrichtseinheit „Deutsch als Zweitsprache“. In einer Gruppe von drei bis sechs Kindern kann eine individuellere, aktivere didaktische Ausrichtung in einer kommunikativen Atmosphäre gewährleistet werden. Sowohl im Unterricht als auch zur Hortbetreuungszeit wird dem digitalen Lernen auch an der Mosewaldschule eine deutlich größere Bedeutung beigemessen. Smartboards und Tablets in den Klassenräumen bieten die Chance einer persönlichen Weiterentwicklung der Medienkompetenzen. Gleichwohl sollen alle Kinder einen sensiblen Umgang mit dem Sozialmedium erfahren und ihr vorhandenes Wissen ko-konstruktiv mit Pädagoginnen und Pädagogen teilen. Dies geschieht während der Ganztagsbetreuung zwischen 6 und 17 Uhr. Am Nachmittag und in den Schulferien bietet der Hort abwechslungsreiche Angebote aus allen Bildungsbereichen - seien es naturwissenschaftliche, musikalische oder sportliche Lerngelegenheiten.
Das Konzept der Umweltschule begleitet den Lernalltag unserer Einrichtung schon seit zwei Jahren.
Im Schulgarten pflanzen und pflegen die Kinder nicht nur während des Unterrichtes eine Vielzahl an Gemüse- und Blumengewächsen, sondern versorgen auch am Vor- und Nachmittag Stufenbeete und Jungbäume. Auf diese Weise sollen sie einen rücksichtsvollen, nachhaltigen Umgang mit der Umwelt erfahren und sie als wichtigste Ressource unserer Erde schätzen lernen. Die gesamte Lernumgebung inner- und außerhalb des Schulgebäudes ist umweltthematisch gestaltet. Ein „Grünes Klassenzimmer“ bietet Platz für das Lernen im Freien. An der Schulfassade befinden sich Nistplätze für Mauersegler und andere Vögel. Auch Fledermäusen wird ein Unterschlupf geboten. Zudem entstanden auf drei Schuletagen die thematischen Lernräume „Eiche“, „Buche“ und „Pappel“, malerisch ausgestaltet durch Tier- und Insektenzeichnungen. Sie sind ein Teil des Fundamentes, das Piagets „Auseinandersetzen mit der eigenen (Lern-)Umwelt“ trägt und stärkt - und es wächst beständig durch den prägenden Einfluss unserer Schülerinnen und Schüler.
Arthur Seiler