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Eisfelder Amtsblatt
Ausgabe 6/2023
Nichtamtlicher Teil
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1880/81  -   Schulneubau in Eisfeld  

Die Eisfelder Regelschule „Otto Ludwig“ besteht aus zwei Hälften. Die vom Kirchplatz her gesehen linke Seite wurde 1880/81 erbaut, die rechte Seite spiegelbildlich im Jahre 1902.

Heute wollen wir uns mit der Schulsituation von 1880/81 beschäftigen.

Für den Schulneubau musste damals die erst 1665 errichtete Stadtmauer hinter dem Pfarrhaus abgetragen werden. Der Domänenfiskus stellte die ehemaligen Pfarrgärten zur Verfügung, für den Bau wurde aber auch die Fläche des Superintendenturgartens benötigt. Deshalb kaufte die Stadt als Ersatz für 1.100.- Mark den dahinter liegenden Hauck´schen Garten und übergab ihn der Kirche. Die Stadt plante jedoch nicht nur einen Schulneubau, sondern sie verabschiedete sich zugleich von einem traditionsreichen Schulgebäude. Die alte baufällige Lateinschule wurde wenige Tage vor der Einweihung der neuen Schule abgerissen, so dass vor der neuen Schule ein großer, freier Platz entstand. Noch am 10.08.1881 fand in der alten Lateinschule eine öffentliche Versteigerung von Fenstern, Türen, Öfen usw. statt. Wie die „Heimatglocken“ berichteten, hat man beim Abriß der Lateinschule offenbar durch Knochenfunde festgestellt, dass man dieses Gebäude auf der Fläche des 1542 geschlossenen Friedhofs errichtet hatte.

Der Schulbau wurde geleitet durch Landbaumeister Ortmann. Für die Schule waren 8 Klassenräume und einen Zeichensaal unter dem Dach geplant. Im Erdgeschoß wurde eine Wohnung für die Schuldienerin vorgesehen. Die Baukosten hat man mit 43.600.- Mark veranschlagt, die Ausführung lag bei dem Maurermeister Börner und dem Zimmermeister Gustav Englert.

Die Einweihung der neuerbauten Schule durch Bürgermeister Richard Rühle von Lilienstern fand am 02.09.1881 statt. Die Schulfeier war verbunden mit der inzwischen traditionellen Sedan-Feier. Die Stadt war im Flaggenschmuck. Die Reveille (Trommelschlag) weckte die Einwohner. Die in der Weber´schen Restauration versammelten Vereine sowie die an der Alten Schule versammelten Lehrer und Schulkinder zogen zum Rathaus, wo sich die städtischen Behörden, verschiedene Abordnungen und der Schul- und der Kirchenvorstand dem Zug anschlossen. Dann ging es zum Festgottesdienst in die Stadtkirche, diesem folgte die offizielle Verabschiedung der Deutschen- oder Mädchenschule (der heutigen Alten Schule) aus dem Schuldienst.

Die Abschiedsrede des Schuldirektors Schubart bei der Schuleinweihung bot einige interessante historische Details über die beiden alten Schulen: Das Langgebäude (die heutige Alte Schule) wurde 1575 errichtet, man nannte sie anfangs den „neuen Bau“. Sie wurde erbaut, wie auf einer der Schrifttafeln vermerkt wurde, „zum Lobe und Preise Gottes, zur Bewahrung der Zucht, zur Fortpflanzung edler Künste und Sprache bis auf die späte Nachkommenschaft“. Das andere Schulgebäude, der sog. Querbau oder der „alte Bau“, hat schon zu katholischer Zeit gestanden. Nach Visitationsakten von 1528 gab es hier nur einen Schulmeister, den der Pfarrer zu besolden hatte. Dazu gab es einen Lokaten, der singen und in der Kirche aufwarten musste. Die Kinder der eingepfarrten Dörfer gingen hier zur Schule und zahlten Schulgeld. Der Lehrer erhielt die gleiche Besoldung wie ein Langknecht.

In seiner Abschiedsrede ging Direktor Schubart auch auf die gegenwärtige Schulsituation in Eisfeld ein: 8 Lehrer und ein Hilfslehrer waren derzeit in 8 Klassen tätig, die Kinder- bzw. Schülerzahl einschließlich der Spielschule lag bei 614.

Die offizielle Einweihung der neuen Schule begann vor dem Schulgebäude mit einer kurzen Rede des Bürgermeisters von Lilienstern und der Übergabe des Schlüssels an den Schuldirektor Schubart. Dann begab man sich ins Innere der Schule, wo durch Herausnahme der zwischen der 3. Knabenklasse und der 1. Mittelklasse befindlichen Wand ein geräumiger Saal entstanden war. Hier sprach zunächst der Schuldirektor über die Aufgaben des Lehrerstandes. Dann nahm der Kreisschulinspektor Hofrat Eggeling das Wort und hielt die eigentliche Weiherede. Das Schlußgebet und den Segen sprach Superintendent Horn. Die gesamte Feier wurde durch Gesang eröffnet und beendet. Mittags fand im Deutschen Haus ein Festessen statt, an dem ca. 80 Personen teilnahmen.

In der handgeschriebenen Chronik „1873 - 1899“ werden auch die Kosten des gesamten Bau- und Abrißunternehmens aufgeführt:

Baukosten des neuen Schulgebäudes:

45.206,01 Mark

Baukosten der separaten Abortanlagen

2.463,62 Mark

Herrichtung des Schulplatzes

1.350,00 Mark

Abrißkosten der Lateinschule

252,40 Mark

Fuhrlöhne

815,00 Mark

Bauzeichnungen (Architektenhonorar)

1.771,40 Mark

Herrichtung des ehemal.

Superintendentur-Gartens

387,33 Mark

Kaufpreis des Superintendenten-Gartens

2.587,82 Mark

Umbaukosten der Alten Schule zu

Lehrer-Wohnungen

3.029,00 Mark

Einweisung (?) der neuen Schule

390,00 Mark

Einrichtung der neuen Schule

714,00 Mark

Neue Umfriedung des Pfarrhofes

2.617,50 Mark

Leider ist uns kein Wertvergleich von der damaligen Goldmark zum Euro möglich.

Klaus Pfrenger