Bratwurst oder Brätl, Mohn-, Bananen- oder Deutschlandkuchen oder doch lieber ein Fischbrötchen - es sind wirklich keine einfachen Entscheidungen, die die Gäste des Stelzener Itzquellenfestes treffen müssen. Und zusätzlich zum frisch gezapften Bier lockt der neue Cocktailstand mit Aperol, Hugo und vielerlei frischen Saftschorlen. On top gäbe es noch eine Kugel Eis. Da müssen die löblichen figurbewahrenden Vorsätze mal kurz nach hinten rücken und Platz für ein wenig zusätzliche kulinarische Freude machen. Also ganz typisch Stelzen im Juni. Seit den frühen 1980er Jahren geht das nun schon.
Eigentlich wird an der Itzquelle schon viel länger gefeiert. Der Überlieferung nach, wurde unter diesen Buchen schon der Göttin Idisa gehuldigt, später wurde die Marienquelle zu einem Wallfahrtsort; jetzt gilt sie als Ausflugsziel. Heute steht zur Feier des Tages ein schlichtes hölzernes Kreuz, von Wildblumen umkränzt, neben der Quelle. Die Holzbänke davor sind erstaunlich gut besetzt, die Besucher lauschen aufmerksam und entspannt im sommerlichen Schatten der hohen Bäume. Gemeindepfarrer Johannes Dieter gibt mit dem Gleichnis des verlorenen Sohnes einen Hoffnungsschimmer in diese beängstigende Zeit. Er spendet mit seinen Worten Mut und Trost. Mit leiser Musik untermalt Organist Günther Schmidt die kleine Andacht im Freien, ab und zu unterstützt vom Gesang Einzelner.
Als schließlich der christliche Segen erteilt ist und die Besucher aus der Grotte kommen, werden sie bereits erwartet. Mit den ersten Takten der Werrataler Musikanten startet das Gemeindefest richtig. Den etwa 20 Musikanten und Musikantinnen aus Sachsenbrunn gelingt, die Gäste für sich zu begeistern. Sie halten die Tradition der Blasmusik in der Region und häufig auch hier in Stelzen, mit Elan und sichtbarem Spielvergnügen daran, lebendig.
Es braucht nicht nur ein Dorf, um ein Kind groß zu ziehen, es braucht eine echte Dorfgemeinschaft, um so ein Fest auf die Beine zu stellen. Aufbauen, Plakatieren, Putzen, Backen, Schmücken, Räumen, Zapfen, Planen, Herholen, Mixen, Einkaufen, Grillen, Abbauen, Säubern … nach dem Fest ist vor dem Fest und die Helferinnen und Helfer des Dorfes sind nicht nur heute gut beschäftigt. Jung und Alt arbeiten Hand in Hand.
Ein besonderer Dank geht an den Bauhof der Stadt Eisfeld und die Abteilung Sachsenbrunn, dem HTV Sachsenbrunn, dem Feuerwehrverein, dem Verein Tanzlinde e.V. Sachsenbrunn, dem Heimat- und Backofenverein Schirnrod, sowie der Bäckerei Langguth und Dr. A. Dörr.
Und an die Kuchenbäckerinnen und - bäcker. Ihnen ist es gelungen, die Gunst der Gäste auf ihre Werke zu lenken. Nicht ein einziges Stück ist am Nachmittag noch zu haben. Genau wie bei den Brätl. Bei den Cocktails punktet Aperol, vor Gin Tonic, Havanna, Lillet Wild Berry und Hugo. Was den traditionellen Bierkonsum jedoch in keiner Weise mindert.
Die Stelzener werden mit dem nahezu perfekten Festtagswetter für ihre Mühe belohnt: Sonne und Wolken im Mix, ein wenig Wind, ein bissl Wärme. Regen treibt schließlich die letzten Feierwütigen von den Bänken und nach Haus. Zu dieser Zeit wird drumherum schon wieder aufgeräumt und abgebaut und darüber nachgedacht, was als Nächstes gemeinsam auf die Beine gestellt werden soll.
Text & Fotos: Anne Webert