Auch im Jahr 2022 hat uns Holger Buchardt wieder mit einem tollen Adventskalender die Vorweihnachtszeit verschönt. Egal ob Jung, ob Alt, viele kamen(fast) jeden Abend in die Friedensstraße und das Schöne, man traf Holger oft, konnte mit ihm erzählen und er hat diese Begegnungen sichtlich genossen.
Deshalb habe ich ihm diesmal ein paar Fragen gestellt und hier nun die Ergebnisse:
| 1. | Wie lange gestaltest Du schon diese abendlichen Überraschungen und wie bist Du auf diese Idee gekommen? |
HOLGER: Nun ja, die ersten Ambitionen liegen schon etwas weiter zurück. 1989 habe ich von meinem Begrüßungsgeld Mitte Dezember dann 12 DM in eine im Preis herunter gesetzte kleine Außen-Lichterkette investiert, die damals ausgereicht hat, den gesamten Baum im Vorgarten zu beleuchten.
Jetzt ist der gleiche Baum 3-4 Meter höher als das Haus, sodass ich mir in der Zwischenzeit also mal etwas Neues einfallen lassen musste …
Aber ich glaube die Frage lief auf etwas anderes hinaus - das Spannende an der Weihnachtsdeko ist ja, dass sie nicht nur einfach so vor sich hin leuchtet, sondern, dass man als Besucher selbst etwas machen kann. Und damit sind wir beim „Buzzer“.
Nachdem ich schon seit 2019 die klassische Weihnachtsbeleuchtung durch eine Hauswand-Projektion ergänzt habe, wodurch sich das Haus auf Knopfdruck in verschiedenste Erscheinungsbilder verwandeln lässt, hatte ich 2021 in der Corona-Situation die Idee, etwas zu machen, was insbesondere den Kindern etwas Freude und Abwechslung bereiten könnte, weil ja für viele weder Kindergarten, Schule geschweige denn ein Besuch auf einem Weihnachtsmarkt oder ähnliches möglich war …
Daraus entstand der projizierte Weihnachtskalender, bei dem es jeden Tag die Möglichkeit gab, mit dem Buzzer an der Straße ein neues Türchen zu öffnen und sich ein kleines lustiges Video anzuschauen. Ein toller Spaß, der seine Wirkung nicht verfehlte...
| 2. | Wann beginnst Du mit den Vorbereitungen, denn man benötigt bestimmt einige Zeit um alles aufzubauen bzw. zu organisieren? |
HOLGER: Die Resonanz 2021 war ja überwältigend. Jeden Tag wurde der Buzzer zig mal ausgelöst, sodass ich 2022 natürlich auch irgendwie im Zugzwang war. Somit begannen die Vorbereitungen also bereits im Sommer, weil ich noch einen oben drauf legen wollte. Irgendwie hat mir die Idee gefallen, eine Eisenbahn um den Weihnachtsbaum fahren zu lassen. Aber die Bahn einfach nur im Kreis fahren zu lassen, ist ja dann auch irgendwie nicht wirklich spannend. Und so entstand zunächst im Kopf eine Runde mit Weihnachtsbaumumrundung, Unterführung, Wendeschleife mit Anstieg auf Brückenniveau, Brücke, lange Abfahrt, Einbeziehung von Nachbars Blumenrabatte und Rückführung durch’s Gebüsch zum Bahnhof mit Haltestelle, elektronischer Anzeigetafel und weiterem technischen Schnickschnack.
Dank ebay-Kleinanzeigen und einigem technischen Improvisationsvermögen entstand in den folgenden Monaten die Basis für den Gesamtaufbau. Und natürlich gingen die letzten November-Abende vollständig dafür drauf, den Aufbau einerseits dann wirklich im Vorgarten vollständig aufzubauen und die Praxistauglichkeit weitgehend herzustellen, um pünktlich zum 1. Dezember den Betrieb eröffnen zu können.
| 3. | Hattest Du Helfer beim Aufbau der Anlage? |
HOLGER: Wenn wir mal Nachbars Katze ausklammern, die eher für Ablenkung als für Unterstützung gesorgt hat, hab ich die Anlage allein aufgebaut. Aber das war auch eigentlich kein Problem. Die meiste Zeit steckt in der Vorbereitung - der eigentliche Aufbau ist an 1 - 2 Tagen zu schaffen. Die Vorbereitungen haben sich insgesamt dann aber doch schon über einige Wochen erstreckt, wobei man natürlich immer mal nur eine halbe oder eben Stunde etwas macht.
Das geht dann von der Herstellung eines Gleisbett-Bodens für die Brücken-Auffahrt der Eisenbahn über das Präparieren von Waggons mit Weihnachtsfiguren bis zur Software für die Anzeige von Grüßen, die per Handy an den fahrenden Zug gesendet werden können.
Für lange Weile ist bei mir keine Zeit.
| 4. | In diesem Jahr hat man Dich auch mit vielen Menschen oft draußen angetroffen … |
| Wie war die Resonanz und welche Meinungen hatten die Besucher? |
HOLGER: Die Resonanz war insgesamt sehr positiv. Für viele Eltern war das Spektakel eine willkommene Gelegenheit, mit den Kindern noch mal am Abend vor die Tür gehen zu können. Bei den Kindern war die Begeisterung teilweise grenzenlos. Während die einen von der Eisenbahn gar nicht genug bekommen konnten, schauten sich andere wieder und wieder den aktuellen Video-Clip an. Da es jeden Tag nur ein Türchen und somit Video gibt, muss man am nächsten Tag schon wieder kommen, um etwas Neues zu sehen. Ein erfrischend altmodisches Konzept, wo man es doch auch hätte so programmieren können, dass man sich auch die Videos der vergangenen Tage noch mal ansehen könnte. Aber weniger ist eben manchmal mehr und ich denke, dass es den meisten Besuchern genau so ganz gut gefallen hat.
Jedenfalls überschlugen sich zu manchen Zeitpunkten die Ereignisse, wenn auf der einen Seite gebuzzert und auf der anderen Seite der Bahnhof belagert wurde, nicht zahlende Playmobil-Passagiere im Zug mitgefahren und auch über Bord gegangen sind und ich zwischendurch mit dem Föhn die Gleise vom Eis befreit habe. Ein herrliches Weihnachtschaos.
| 5. | Worüber freust Du Dich am meisten, wenn Du die vielen Besucher erlebst? |
HOLGER: Am meisten freut es mich natürlich die Kinder zu sehen, mit welcher Begeisterung sie die Eisenbahn verfolgen und z.B. darauf warten, wenn sie im Gebüsch beim Nachbarn verschwunden ist, wie sie dann am Bahnhof wieder auftaucht usw.
Oder auch zu sehen wie sie sich freuen, wenn ausnahmsweise auch mal eine eigene Figur im Zug mitfahren darf.
Aber auch das herzhafte Lachen der Kinder über irgendeine Video-Szene, die sie sich 10 mal ansehen können und immer wieder genauso gut finden, wie beim 1. Mal.
Es freut mich aber auch, wie viele Erwachsene ihre Wertschätzung darüber geäußert haben, dass sich jemand einfach so entschließt, so etwas zu machen, so viel Aufwand in diese Angelegenheit steckt, um dann aber auch so ein professionelles Ergebnis zu präsentieren. Das ehrt mich auch ein wenig. Und dafür möchte ich mich auch bedanken.
| 6. | Eine letzte Frage. Hast Du schon Ideen für die nächste Adventszeit? |
HOLGER: Nun ja, ich muss gestehen, dass mich die Eisenbahn zusätzlich zum Weihnachtskalender schon weitgehend an meine Grenzen gebracht hat. Ein paar andere Dinge muss ich ja nebenher auch noch auf die Reihe bekommen.
An Ideen mangelt es bei mir nie. Am Ende zählt aber immer nur das, was man auch tatsächlich hinbekommen hat.
Sicherlich wird es in der kommenden Adventszeit grundsätzlich auch erst mal bei dem gegenwärtigen Aufbau bleiben, aber ein paar Dinge werden sich wohl auch ändern - aber das bleibt natürlich ein Geheimnis …
Zum Abschluss noch ein paar Fakten: Der Weihnachtskalender und die Eisenbahn waren in der Zeit vom 1. bis 23. Dezember meist in der Zeit von etwa 16:30 bis 19:00 in Betrieb. Dabei gab es auch einige Tage Pause. Insgesamt sind trotzdem etwa 50 Stunden Laufzeit zusammen gekommen. In dieser Zeit sind etwa 60 Grüße an den Zug gesendet worden.
Eine Eisenbahnrunde war 32 Meter lang. Die Bahn ist in der Zeit 449 Runden gefahren und hat dabei also 23968 m zurück gelegt - eine Strecke, die man vielleicht beim nächsten Mal toppen kann;-)...
Lieber Holger, herzlichen Dank für deine Super-Antworten und die Zeit, die du dafür verwendet hast.
Wir alle freuen uns schon auf deine Ideen für 2023 … und ich darf noch verraten ... Holger liebt Süßigkeiten … überrascht ihn doch einfach mal … so ist mir dieses Interview auch gelungen.
Liebe Grüße Elisabeth Ständer