Am 12. Februar fand im Rahmen des Katholischen Religionsunterrichts der 10. Klassen des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums Lengenfeld unterm Stein ein Projekttag auf Schloss Bischofsstein statt. Das Thema des Tages lautete: "Meine Religion, deine Religion - Christsein in der Welt von heute". Die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen hatten sich über das gesamte Schuljahr hinweg im Religionsunterricht intensiv mit der inhaltlichen Vorbereitung des Themas beschäftigt.
Der Projekttag begann mit einer intensiven Bearbeitung des Themas durch die Schülerinnen und Schüler, indem diese sich eigenständig in Gruppen mit der Bedeutung von Religion und Kirche für die Gesellschaft, insbesondere in ihrem eigenen Umfeld, auseinandersetzten. Die Ergebnisse dieser Gruppenarbeiten wurden anschließend von einzelnen Teilnehmern präsentiert.
Der zweite Teil des Tages stellte ein Highlight dar: ein Podiumsgespräch mit geladenen Gästen aus verschiedenen Bereichen. Zu den Gästen gehörten der ehemalige langjährige Landrat des Eichsfeldes Dr. Werner Henning, Kaplan Lukas Hennecke aus Leinefelde, Gerald Nolte von der Caritas Leinefelde sowie Frau Katharina Pätzold, Dekanatsjugendseelsorgerin im Bistum Erfurt und Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen. Moderiert wurde das Gespräch von Sophia Döring und Stella Martin aus der Klasse 10b, die sich im Vorfeld sehr akribisch auf die Veranstaltung vorbereitet hatten.
Im Rahmen des Podiumsgesprächs wurden den Gästen verschiedene Fragen zum Thema Religion und Glaube gestellt, darunter auch die Frage, welchen Mehrwert Religion und Glaube dem eigenen Leben geben können. Dr. Henning äußerte, dass Christsein nicht immer ein leichter Weg sei, jedoch ein beruhigender. Für ihn sei es zentral, mit seinem Gewissen im Reinen zu sein, da Glaube immer auch eine Gewissensfrage darstelle. Kaplan Hennecke betonte, dass Gläubige sich bewusst machen dürfen, dass sie nicht alles selbst lösen müssten und auf eine übergeordnete Größe vertrauen könnten.
Das Gespräch thematisierte auch die Herausforderungen, mit denen die Kirche konfrontiert ist, insbesondere die Tatsache, dass viele junge Menschen oft fernbleiben. Hennecke bemerkte, dass eine gewisse Kirchenentfernung im Eichsfeld spürbar sei und er häufig eine Barriere unter Jugendlichen erlebe, die Angebote anzunehmen. Zudem wurden Themen wie Missbrauchs- und Finanzskandale innerhalb der katholischen Kirche angesprochen, die zu einer teilweisen Ablehnung führen. An dieser Stelle hielt der Geistliche deutlich fest, dass die Kirche in der Vergangenheit Fehler gemacht habe und nun die Herausforderungen bewältigen müsse.
Katharina Pätzold hob hervor, dass der Glaube in ihrer persönlichen Arbeit oft bereichernd sei. Das Gebot der Nächstenliebe zu befolgen und das Vertrauen darauf, dass Gott im Leben schützend eingreift und wirkt, sei für die Alltagsbewältigung sehr hilfreich.
Gerald Nolte berichtete durch einige Beispiele aus seiner Arbeit in der Behinderten- und Gehörlosenseelsorge, dass Kirche hier einen großen gesellschaftlichen Beitrag leiste. Die Arbeit von kirchlichen Einrichtungen wird dabei sehr dankbar angenommen.
Der Projekttag bot den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich intensiv mit den Themen Religion und Glaube, sowie deren Einfluss auf das gesellschaftliche Leben, auseinanderzusetzen und verschiedene Perspektiven zu hören, was zu einem anregenden Austausch führte. „Dieser Projekttag war mal etwas anderes“, berichteten die Schülerinnen und Schüler im Anschluss, „Er gab uns die Gelegenheit, auch mal zu Kirchen- und Glaubensfragen mit Personen außerhalb von Schule und dem klassischen Religionsunterricht in Kontakt zu treten.“ Einige betonten zudem, dass es doch nochmal was anderes sei, wenn man Menschen sehr authentisch von ihrer Arbeit erzählen hört. „Hierbei bekommt man hautnah mit, dass Kirche und vor allem die Frage nach Gott, viele Bereiche der Gesellschaft und viele Menschen bewege.“