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Reinhardsbrunner Echo
Ausgabe 2/2025
Stadt Friedrichroda mit den Ortsteilen Finsterbergen und Ernstroda
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„Grünes Klassenzimmer“ des Perthes-Gymnasiums Friedrichroda - 1. Workshop

Die Schüler und Schülerinnen des Perthes-Gymnasium Friedrichroda wünschen sich schon seit langer Zeit, dass ihr Schulhof umgestaltet wird. Es fehlt an „Grün“, Schattenplätzen und Struktur. Lehrerinnen und Lehrer sowie Schüler*innen haben die Initiative ergriffen - Ideen entwickelt und Spenden gesammelt. Außerdem hat sich die Schule für eine Förderung bei der „Deutschen Umwelthilfe“ im Rahmen des Projektes „Zehn grüne Schulhöfe für Thüringen“ beworben und wurde ausgewählt.

Für die Planung dieses umfangreichen Projektes hat sich die Schule mit Unterstützung des Fördervereins des Gymnasiums Hilfe bei der AG Baukulturelle Bildung der Architektenkammer Thüringen geholt. Ziel sollte es sein, dass die Schüler und Schülerinnen unter fachkundiger Anleitung ihren Schulhof selbst gestalten können. So konnte am 12.12.2024 der erste Workshop mit 12 Schüler*innen der 10.,11. und 12. Klasse und dem Hausmeister durchgeführt werden. Unterstützt wurden die Schülerinnen und Schüler von Michael Brehme, Architekt eines Architekturbüros aus Weimar sowie Helene Johanna Kind und Architekt Hans-Jörg Kind von einem Büro aus Tambach-Dietharz.

Begonnen hat der Tag mit einer Vorstellungsrunde aller Beteiligten. Bevor man nun aber ein solches Projekt wirklich planen und umsetzen kann, bedarf es der Verständigung über die Frage „Was ist eigentlich ein Grünes Klassenzimmer - was wünschen wir uns?“ Schnell stellte sich heraus, dass die Vorstellungen dabei weit auseinander gehen können. Zwischen einem Klassenzimmer mit grünen Wänden und ein paar Baumstämmen als Sitzgelegenheiten auf einer Lichtung im Wald galt es sich auf Form, Funktion und Ästhetik zu einigen. Dabei wurde schnell klar, dass viele Schüler*innen den Ort „Grünes Klassenzimmer“ mit lebenden Wänden bzw. Pflanzen, Verbundenheit mit der Natur und einem eher ruhigen und technikfreien Ort verbinden.

Jedoch erzeugte der Begriff „Klassenzimmer“ das typische Bild von Frontalunterricht und dem klassischen viereckigen Zimmeraufbau. Die Architekten gaben dementsprechend ein wenig Input, um die Vorstellungen aufzubrechen. Dies führte zu Überlegungen wie: Braucht man ein regendichtes Dach - oder reicht ein Dach aus Ranken und Blättern, das Schatten spendet, aus?

Die Schüler*innen kamen zu dem Schluss, dass ein „Grünes Klassenzimmer“ eben nicht alle Qualitäten eines „normalen Klassenzimmers“ aufweisen und auch nicht für jedes Wetter geeignet sein muss. Das Gespräch entwickelt sich dabei in die Formulierung von Anforderungen an das „grüne Klassenzimmer“ und das Zusammentragen von Ideen.

Im nächsten Schritt wurden erst einmal Überlegungen zu einem geeigneten Standort angestellt, hierbei zeichneten sich zwei bevorzugte Orte heraus. Zum einen das „Rondell“ bzw. „Amphitheater“, welches sich zentral auf dem Schulhof befindet und bereits eine Sitzstruktur als Grundlage vorweist und zum anderen ein rechteckiger Platz des Schulhofes, der durch eine Wand des Schulgebäudes, eine Baumgruppe und einen bewachsenen Zaun begrenzt wird. Für beide Standorte brachten die Schüler*innen Pro- und Contra-Argumente, jedoch kam es dabei noch nicht zur Einigung.

Mit diesen vorläufigen Ideen ging es im nächsten Schritt hinaus auf den Schulhof, um einen besseren Eindruck der Gegebenheiten zu erlangen. Dabei wurde trotzdem der gesamte Schulhof betrachtet, um für weitere Ideen offen zu bleiben, jedoch setzen sich die bereits besprochen Orte im Gesprächsverlauf weiter durch und wurden dementsprechend auch beide weiter bearbeitet.

Nun wurde den Schülern das Vorgehen bei einem Aufmaß erklärt. Hierfür konnte jede*r den Standort wählen, der sie oder ihn am meisten ansprach. So bildeten sich zwei Gruppen, welche jeweils gemeinschaftlich eine Ansicht und einen Grundriss des am jeweiligen Ort gegebenen Bestandes zeichneten, hieran wurden die entsprechenden Maße angetragen. Die Schüler*innen lernen dabei natürlich neben den Begriffen Grundriss und Ansicht und deren architektonische Bedeutung ebenfalls die benötigten Geräte und Techniken zum Aufmessen kennen.

Im Anschluss betrachten die Schüler*innen die, von Hern Brehme mitgebrachten Bespiele zu bereits umgesetzten Schulhof-Umgestaltungen. Das vorherrschende Material war Holz, was den Schüler*innen gut gefiel. Des Weiteren zeigte er ein Buch mit standort-bezogenen Bauweisen, im Anschluss startete ein Gespräch über weitere Ideen und Ansprüche an das Projekt, wie beispielsweise das zu verwendende Material und die Bauweisen. Mit den Schüler*innen wurde die Frage der Nachhaltig- und Umweltfreundlichkeit verschiedener Baustoffe und Bauweisen diskutiert. Es stellte sich heraus, dass Beton und der darin enthaltene Zement beispielsweise einen sehr hohen energetischen Herstellungs-Aufwand hat oder auch dass ein „Schutzanstrich“ für Holz sogar mehr Schaden anrichten kann und somit eventuell zu stärkerer Verwitterung führt und dass konstruktiver Holzschutz, wie zum Beispiel ein Dachüberstand, wesentlich nachhaltiger ist.

Aufgrund der vorher festgelegten Wünsche und des Anspruchs an Nachhaltigkeit und Ökologie zeichneten sich Holz und rankende Pflanzen ab, auch Weide, als wachsender und natürlicher Baustoff, war wiederkehrend im Gespräch.

Um zu guter Letzt noch eine Grundlage für die Weiterarbeit am Projekt zu schaffen, zeichneten die beiden Vermessungsgruppen ihre jeweils angefertigten Skizzen im korrekten Maßstab. Hierzu nutzen sie als Hilfsmittel einen „Dreikant-Maßstab“, welcher beim Umrechnen in den zu zeichnenden Maßstab genutzt wird. Aufgrund des zeitlichen Rahmens konnte mit dieser Aufgabe nur begonnen werden, die Schüler*innen waren jedoch von der Idee überzeugt, die Zeichnungen selbstständig fertigzustellen.

Über die Zeit des Workshops hat sich gezeigt, dass die Schüler*innen dem Projekt viel Interesse entgegenbringen und sie motiviert sind, ihren Schulhof sowohl optisch, als auch in Punkto „Wohlfühlen“ aufzuwerten. Im neuen Jahr ist dementsprechend bereits ein zweiter Workshop angedacht. Die Schüler*innen werden bis dahin Ideen sammeln können, welche dann in der Gruppe zusammengetragen und eventuell mit Hilfe von Arbeitsmodellen konkretisiert werden.

Helene Kind