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Die Gera-Aue
Ausgabe 13/2025
Institutionen, Vereine und Verbände
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Informationen aus der Gemeinde Walschleben

„35 Jahre nach dem Knall in der Zuckerfabrik Walschleben“ - am 01.11.25 trafen sich ehemalige Angestellte der Zuckerfabrik zum gemeinsamen Erinnern und Austauschen.

Aus der Walschleber Chronik von O. Kästner.

Die Zuckerfabrik Walschleben ist der Mittelpunkt unserer Gemeinde, der Lebensnerv und Pulsschlag des Ortes und zugleich das größte Industrieunternehmen im Landkreis Erfurt. Besonders während der Kampagne bietet es zahlreichen Einheimischen aber auch vielen Nachbardörflern Verdienstmöglichkeiten. Die Zahl der Beschäftigten während der Saison beläuft sich auf ca. 450. Nicht immer waren die Arbeitskräfte in Walschleben und den umliegenden Ortschaften in ausreichenden Maßen vorhanden, besonders in den Anfangsjahren, während der Kriegszeiten und noch heute muss mit Hilfe fremder Arbeitskräfte dafür gesorgt werden, dass alle Arbeitssituationen des Betriebes besetzt sind.

Wenn Anfang Oktober jeden Jahres die weiße Rauchfahne aus dem hohen Schornstein die Windrichtung zeigt, die weißen Dampfwolken der Trocknung Tag und Nacht über dem Fabrikgelände stehen, dann ist die Kampagne in vollem Gang. Welchen imposanten Anblick bietet dann besonders in den Nachtstunden das hell erleuchtete Fabrikgebäude - und gelände, wenn der Durst der vorgelagerten Schlammteiche die Konturen verändert, dicke Wolken silbernen Wasserdampfes sich zum bestirnten Himmel erheben und ein Summen und Brummen das Lied der Arbeit vertont. Ununterbrochen laufen Maschinen und Motoren, zischen Apparate, kreischen mechanische Transporteinrichtungen, dieweil in 3 Schichten Menschen die technischen Einrichtungen bedienen und ungezählte Hände sich regen, zu werken, zu schaffen, um Zucker zu erzeugen. In den großen Schwemmen auf dem Hofe der Fabrik türmen sich die Zuckerrüben zu Bergen, die von Geschirren und Kraftfahrzeugen herangeschafft worden sind. Vom Bahnhof her rollen in gewissen Zeitabständen Waggons in Gruppen mit Zuckerrüben beladen in das Elfagleis. Unablässig spült der Wasserdruck die Rüben in die Schwämmkanäle. Schier unerlässlich ist die Gier der Fabrik nach Zuckerrüben, in endlosem Strom über 90 - 100 Tage hinweg, Zuckerrüben, nichts als Zuckerrüben, die von den Bauern gehegt und gepflegt, mit Mühe und Schweiß geerntet und angeliefert werden. Auch der Laie erkennt in diesem unversiegbaren Strom der Rübenlieferung die lenkende Hand, denn sie ist geplant und mit dem Produktionsplan abgestimmt. Etwa 250 Gemeinden mit ca. 400 Rübenanbauern umfasst das Einzugsgebiet der Zuckerfabrik Walschleben und jeder Ort und jeder Erzeuger wurde als Faktor dem Anfuhrplan eingegliedert.