Manch ein Ortsfremder wird sich fragen, was hat es eigentlich mit dem steinernen Löwen auf der Mauer an der B4 auf sich? Hunderte fahren täglich an ihm vorbei, die meisten sehen aber nicht, was sich hinter der ringförmigen Mauer verbirgt. Man könnte ihnen sagen, das ist unsere Gedächtnisstätte für die Verluste, die die Familien der Stadt Gebesee in den Kriegen erleiden mussten.
Gut 100 Jahre sind nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und 78 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vergangen. Das Denkmal an der B4 ist ein Erinnerungsort an die 99 jungen Männer aus Gebesee, die im I. Weltkrieg getötet wurden, es steht aber auch für die 174 während des II. Weltkrieges getöteten Gebeseer Soldaten und Zivilisten, für die vielen aus ihrer Heimat Vertriebenen und für die Opfer jeglicher Gewaltherrschaft. Es ist ein Ort der Trauer und der eindringlichen Mahnung, gegen das sinnlose Töten.
Nach gut 100 Jahren ist unser Denkmal an der B4 in keinem guten Zustand. Die Bausubstanz zerfällt, der Zustand der Gedenkplatten ist gefährdet.
Es besteht dringender Sanierungsbedarf, um diesen Hain für die Stadt Gebesee zu erhalten.
1920 wurde das Denkmal zum Gedächtnis an die im I. Weltkrieg Gefallenen eingeweiht. Für die Errichtung des Denkmals und des Gedächtnishains standen damals 50.000 Mark an Spendenmitteln bereit.
Eine fachgerechte Bauanalyse zur Sanierung ist von der Stadt Gebesee in Auftrag gegeben. Nach weiterer Klärung der finanziellen und bautechnischen Möglichkeiten könnte noch 2023 mit der Sanierung begonnen werden, versichert der Gebeseer Bürgermeister Roland Koch.
Wie wichtig solche Orte der Erinnerung und Mahnung sind, wird durch den nicht weit von Deutschland tobenden Krieg in der Ukraine deutlich. Wir sollten nicht wegsehen, als ob es uns nichts angeht. Der Preis des Krieges ist hoch. Krieg zerstört umfassend. Er zerstört nicht nur die Wege, die Städte, die Häfen. Krieg zerstört den Menschen. Er verwandelt Lebendige in Tote und hinterlässt in unzähligen Überlebenden tote Seelen. Wer Gewalt ausübt oder ihr ausgesetzt ist, wandelt sich in seinem Wesen. Er wird ein anderer Mensch.
Eindringlich hat das Markus Bauer, mit der Veröffentlichung des Kriegstagebuchs seines Großonkels Leonhard März getan. Sein Großonkel diente in einer Sanitätskompanie und verbrachte zweieinhalb Jahre in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Er kehrte nie zurück. Gern hätte er ihn gefragt, so schreibt er, wie all das Leid auszuhalten war. Gern hätte er verstanden, wie die Sehnsucht nach Daheim das Leben an der Front bestimmte und wie die Angst, die einen selbst zu zerreißen drohte, überstanden werden konnte. Vielleicht hätte er ihn, aus heutiger Sicht, gar nicht verstehen können. Aber seine Briefe sind ein beredtes Dokument des Denkens und Fühlen einer verheizten Generation. Das Buch trägt den Titel „Haufenweise liegen sie umher“. Die Geschichte wiederholt sich nicht, wohl aber das menschliche Verhalten– im Guten wie im Bösen.
Lassen wir uns einen Weg zum friedlichen Zusammenleben suchen, das die Würde und Unversehrtheit des Einzelnen unser Denken und Handeln prägen und nicht der Kult des Terrors oder unfehlbarer Ideologien oder Religionen.
Auf der Internetseite https://gebeseer-kulturgut.de/I-weltkrieg-gefallene-aus-gebesee/ finden Sie die Namen der im I. und II. Weltkrieg umgekommenen Soldaten und Zivilisten aus Gebesee.
Die Interessengruppe Gebeseer Kulturgut möchte den Namen der Gefallenen der Kriege ein Gesicht geben, denn sie wurden in der Blüte ihres Lebens unverschuldet in den Tod gerissen, deshalb die Bitte, wenn Sie noch ein Bild des Verwandten haben, lassen Sie es uns zukommen. Bitte an Lothar Streithoff, Feldstr. 4, 99189 Gebesee senden und bitte auf der Bildrückseite den Namen schreiben.
Daten und Bilder sollen in einem Sammelband gefasst werden und Bestandteil einer zukünftigen Gebeseer Heimatstube werden.
Die IG Gebeseer Kulturgut ist im Aufbau, bislang sind 15 Mitglieder eingeschrieben. Wir würden uns über weitere Interessenten freuen, gern auch mit finanztechnischen und MS-Office Kenntnissen.
Das nächste Treffen findet am 26.06.23 um 19:00 Uhr im „Haus Gebesee“ Bahnstr. 56 statt.
A. Fischer