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Saarwellinger Nachrichten
Ausgabe 41/2022
Aus unserer Gemeinde
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Gedenken und Erinnern an 60 Jahre Grubenunglück in Luisenthal

Auf Initiative von Waltraud Andruet mit dem Kulturförderverein Altes Rathaus und dem Kulturamt der Gemeinde wurde zum Erinnern an das verheerende Grubenunglück in Luisenthal vor 60 Jahren eingeladen. Eine Lesung aus Hubert Kesternichs „Tod im Schacht“ und einer historischen Dokumentation des SR von 1963 „Sicherheit unter Tage“ boten die Grundlage zum Erinnern und Diskutieren. Viele Menschen aus den Saarwellinger Ortsteilen und den umliegenden Dörfern nahmen teil und es stellte sich heraus, dass viele noch Zeitzeugen sind.

Am 7. Februar 1962 kam es in Luisenthal zum schwersten Grubenunglück in der Geschichte der Bundesrepublik. 299 Bergleute starben bei einer Schlagwetterexplosion. Gegen 7.45 Uhr verloren hunderte Bergleute innerhalb von Sekunden in 600 Meter Tiefe ihr Leben. Das ist jetzt über 60 Jahre her. Jedes Jahr wird am 7. Februar der vielen Opfer gedacht. Auch in Reisbach findet dazu immer traditionsgemäß ein Gottesdienst statt und an dem Gedenkstein, der am 2. August 1964 errichtet wurde, wird vom Ortsvorsteher ein Kranz niedergelegt. Das fiel in den letzten Jahren Corona-bedingt aus. So dass sich eine eigene Veranstaltung anbot. Reisbach war besonders betroffen. Unter den Opfern befanden sich 16 Bergleute. Darunter befanden sich drei Brüder meiner Mutter, so Waltraud Andruet, der diese Veranstaltung ein Herzensanliegen war. Heute ist der Bergbau im Saarrevier Geschichte und man erinnert sich kaum noch an das mühevolle Tagwerk und die permanente Gefahr im Schacht. Es erscheint weit weg, obwohl das Ende erst 10 Jahre zurückliegt.

Zur Vorbereitung der Lesung wurde am Freitag, 23. September, zunächst die SR Doku-mentation “Sicherheit unter Tage“ aus dem Jahre 1963 präsentiert. Dort wird ein gutes Bild der schweren Arbeit unter Tage vermittelt, auch wenn es den Filmemachern vor allem darauf ankam, zu zeigen, wie sicher der Bergbau doch prinzipiell sei. Ob dies geglaubt wurde, erscheint nach einem solchen Unglück fraglich. Trotzdem hatten die damaligen Bergleute keine Alternative. Nur wenige verweigerten anschließend die Einfahrt.

Nach der ersten Betroffenheit gab es viele Geschichten und Erzählungen von damals. Die rund 30 Zuschauer tauschten sich intensiv aus. Heinrich Bauer als ehemaliger Reisbacher Ortsvorsteher, der sich eigens vorbereitet hatte, um darüber zu aus seinen und vieler Reisbacher Erinnerung zu berichten, konnte sich noch gut an den Morgen erinnern. Seine Eltern hatten damals ein Lebensmittelgeschäft und es wurde direkt nach dem Unglück viel gemutmaßt, wer von den Bergleuten unter den Toten oder den vielen Verletzten dabei war. Es waren mehrere Fußballspieler mit dabei, weil diese extra wegen den Vorbereitungen zu dem bevorstehenden Maskenball des Fußballvereins auf die Frühschicht umgefahren waren. Danach wurde zwei Jahre nicht mehr gefeiert.

In Kestenichs Lesung sonntags wurde dank seiner Recherche das ganze Ausmaß des Unglücks nochmals deutlich. Er selber war als 17-jähriger Zeitzeuge, der als Vermesser viele unter Tage kannte und zur Identifikation der Leichen herangezogen wurde. Seitdem ließ ihn das Unglück nicht mehr los. Es war überwiegend die ältere Generation, welche die Veranstaltungen besuchte. Umso wichtiger ist es, dass ein Buch die Ereignisse im Detail festhält.