Plaue - 10. Mai 2025
Mit einer eindrucksvollen Aktion machten Bürgerinnen und Bürger, Betroffene und Unterstützer am 10. Mai in Plaue auf die mangelnde Barrierefreiheit am Bahnhof und den Fortschritt im Waldschwimmbad aufmerksam. Unter dem Motto „Barrierefreie Kette vom Bahnhof zum Bad“ versammelten sich zahlreiche Teilnehmende, um auf ein Problem aufmerksam zu machen, das viele Menschen täglich betrifft - und gleichzeitig aufzuzeigen, was möglich ist, wenn man gemeinsam an Lösungen arbeitet.
Die Bilder sprechen für sich: Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer, Nutzer von Rollfietz-Fahrrädern, Familien mit Kinderwagen und engagierte Unterstützer bildeten eine symbolische Menschenkette vom Bahnsteig des Bahnhofs Plaue bis hin zum nahegelegenen Waldschwimmbad. Die Botschaft war unübersehbar: Barrierefreiheit darf kein nachrangiges Thema sein - sie ist Grundvoraussetzung für Teilhabe und Selbstbestimmung.
Der Hintergrund: Wer derzeit in Plaue mit der Bahn anreist und auf Gleis 2 ankommt, steht als mobilitätseingeschränkte Person vor einem massiven Problem - es fehlt sowohl ein Aufzug als auch eine ebenerdige Querung. Der Zugang zur Stadt ist nur über eine Treppe möglich. Trotz konkreter Vorschläge zur baulichen Lösung - darunter ein regelkonformer Lift direkt am bestehenden Treppenaufgang - ist der Bahnhof bisher nicht im Thüringer Bahnhofsmodernisierungsprogramm gelistet. Damit fehlt die Voraussetzung für eine zeitnahe bauliche Umsetzung.
Bürgermeister Christian Janik, der die Aktion von Beginn an unterstützt, hat sich bereits an das Thüringer Infrastrukturministerium gewandt. Die Rückmeldung durch Staatssekretär Tobias J. Knoblich war zwar offen und konstruktiv, brachte aber noch keine verbindliche Zusage für eine Aufnahme in das Programm. Der Appell der Stadt bleibt daher deutlich: Plaue braucht eine Perspektive für einen barrierefreien Bahnhof - und zwar jetzt.
Im Anschluss an die Aktion besuchten die Teilnehmenden das Waldschwimmbad Plaue, wo bereits wichtige Schritte in Richtung Inklusion umgesetzt wurden. Besonders im Fokus: die neue barrierefreie Toilette mit integrierter Umkleidemöglichkeit, die an diesem Tag ausgiebig getestet und bewertet wurde. In Zusammenarbeit mit der Selbsthilfegruppe „Miteinander Selbstbestimmt“ unter Leitung von Thomas Brückner konnten wertvolle Hinweise zur weiteren Verbesserung gesammelt werden.
Dazu zählen unter anderem:
Besonders positiv hervorgehoben wurde der neue mobile Wasserlift, der flexibel im Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich eingesetzt werden kann - ein echter Meilenstein für mehr Selbstständigkeit und Sicherheit im Badebetrieb. Auch der zur Verfügung gestellte Duschrollstuhl erleichtert den Zugang zum Wasser und ermöglicht ein komfortables Abduschen vor dem Badegang.
„Barrierefreiheit ist kein Zustand, sondern ein stetiger Prozess“, betont Thomas Brückner. „Die Offenheit der Stadt für unsere Hinweise und die Umsetzung erster Maßnahmen zeigen, dass hier der Wille zu echter Teilhabe vorhanden ist.“
Bürgermeister Christian Janik bedankte sich bei allen Beteiligten: „Ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben - und auf den offenen Dialog mit der SHG. Dieser Tag war kein bloßes Symbol, sondern ein ganz konkreter Schritt in Richtung Inklusion. Wir werden weitergehen - für eine Stadt, in der sich alle Menschen willkommen und sicher fühlen.“
Die Aktion hat nicht nur Bewusstsein geschaffen, sondern auch deutlich gemacht: Barrierefreiheit beginnt nicht mit Plänen auf dem Papier - sondern mit dem Zuhören und dem Willen, Dinge zu verändern.