Die Burg Liebenstein wurde zum Ende des 13. Jahrhunderts errichtet. Dabei unterschied man das Unterhaus und das Oberhaus mit der alten Burg. Das Unterhaus ist heute vollkommen verschwunden.
Vom Ober- und Unterhaus gibt es genaue Beschreibungen und sind in der Amtsbeschreibung des Amts Schwarzwald aus dem Jahre 1665 zu finden. Eine genaue Beschreibung des Unterhauses befindet sich im Archiv zu Hude. Burgherren waren die Herren von Witzleben. Ihnen gehörte auch das Rittergut. Sie waren Erb-, Lehen- und Gerichtsherren über das Dorf Liebenstein.
Ernst Friedrich und Christian Rudolph von Witzleben versuchten während des 30jährigen Kriegs ihr Eigentum vor Schaden zu bewahren. Ernst Friedrich aus dem Unterhaus wurde dabei von seinem Sohn Hans Ernst unterstützt. Nach dem Frieden von Osnabrück (westfälischer Friede) zog sich Ernst Friedrich auf das Altenteil zurück. Seine Söhne Georg Melchior und Hans Ernst verglichen sich am 1.11.1648. Georg Melchior behielt die Güter des Unterhauses und Hans Ernst wurde mit Geld abgefunden und gründete die Linie zu Oberellen und Gerstungen. Der Vater, Ernst Friedrich starb hochbetagt am 14. März 1656.
Sein ältester Sohn Georg Melchior hatte ein interessantes Leben geführt. Er stand als Major im Dienste Gustav Adolfs von Schweden und nahm an zahlreichen kriegerischen Handlungen desselben teil. Als Gustav Adolf in Arnstadt weilte, erhielt Georg Melchior das Dorf Angelroda und die dazugehörigen Kerpschen Güter. Damit war der eigentliche Eigentümer, der Graf zu Schwarzburg, nicht einverstanden. Er erreichte eine Rückgabe des Besitzes.
Georg Melchior nahm an allen Gefechten Gustav Adolfs teil. Nur den Abmarsch nach Sachsen machte er nicht mit. Als Axel Oxenstjerna die vornehmsten Offiziere mit eroberten Land belohnte, nutzte Georg Melchior die Gelegenheit, die seit 1615 den Liebensteiner entzogenen, früher Hennebergischen Lehnsgüter, wieder an sich zu bringen und erhielt am 29.April 1633 die Königlich Schwedische Schenkungsurkunde über Heyda, Neusiß und Schmerfeld.
Er heiratete 1635 Agnes von Wangenheim. Im Jahre 1642 wurde er als sächsischer Vasall in Thüringen und ehemaligen schwedischen Oberst, in die Generalamnestie des Prager Friedens aufgenommen. Er zog sich nach Liebenstein zurück und widmete sich seinen Kindern. Nachdem Georg Melchior kurfürstlich sächsischer Kammerherr geworden war, starb er 1672. In der am 8. August 1672 amtlich aufgenommen Inventur wurde die Kleidung, Standarten und Feldzeichen seines Regiments, das Silberwerk, der Inhalt der Rüstkammer, der Viehbestand, die Kutschen und die Vorräte aufgenommen.
Die Weinfässer waren alle leer, weil sie beim Begräbnis ausgetrunken wurden.
Die Beschreibung des Unterhauses:
Das Unterhaus war ein befestigtes, abgeschlossenes Gehöft. Über den Graben führte eine Zugbrücke. Außen war es durch ein zweiflügliges Gattertor und innen durch ein festes, zweiflügliges Tor mit einer Pforte geschützt. Am Tor befand sich ein doppelter Schweinestall, vor dem Tor befand sich ein Backhaus und ein Stall für Hühner. Das Wohnschloss hatte ein dreifach gebrochenes Dach (dreifach stehender Dachstuhl). Es gab 20 Stuben und Kammern, darunter die blaue Stube, die grüne Stube (Gevatterstube), die obere rote Stube, die Schulstube, die Gerichtsstube, die Rüstkammer und die neue Saalstube. Ins Erdgeschoss kam man vom mittleren Saal aus durch eine Wendeltreppe. Dort befand sich der Untersaal, die weiße Tafelstube, die Küche mit Räucherkammer und andere Vorratskammern. Im Dachgeschoss befand sich der Futter-, Malz- und Hopfenboden.
Der Reisigenstall (Reisige = bewaffnete Reiter) war an das Wohnschloss angebaut. Zum Dorf hin befand sich ein Wehrgang mit einem kleinen Schindelgedeckten Türmchen. Am Burgberg befand sich das Vorwerk. Außerhalb des Vorwerks war ein Lustgarten mit verschiedenen Bäumen und einem Lusthaus angelegt. Die zum Unterhaus gehörige Hälfte von Liebenstein bestand aus 253 ¼ Acker Land, 10 Wiesen, 6 einzelne Gehölze, Fischerei, 658 Schafe, 27 Stück Vieh, 8 Zugochsen, 18 Schweine, Holzgerechtigkeit über 100 Klafter Tannen- und 5 Klafter Buchenscheitholz jährlich, dazu Bauholz. Außerdem gehörte die Jagdgerechtigkeit in allen Dörfern und die Rehjagd im Fürstlichen Wald dazu.
Ergänzend zu dieser Beschreibung des Unterschlosses stand in der Amtsbeschreibung des Amtes Schwarzwald aus dem Jahre 1665 folgendes:
Das Wohnschloß hatte einen hohen, steinernen Stock, auf dem noch zwei Stock von Holz errichtet waren, war 4 Ruthen und 2 Schue lang und 1 ½ Ruthen breit und mit Ziegeln gedeckt. An diesem Haus befand sich ein mit Schiefer belegter Erker und am Eingang desselben ein 11 Schue langer und mit 1 ½ Ruthen breiter, mit Schindeln bedachter Anstoß. Die lange Prücken über dem Graben in dieses Haus ist 3 Ruthen lang und 12 Schue breit, hat auch zwei Seitengeländer, hat am Haus auch eine Zugbrücke gehabt, zur Einfahrt, so jetzo einstzuweilen vermauert worden, am Ausgang gegen Herrn Obristen Hauß zu ist ein hohes Thor von starken Pohlen. Am hohen steinernen Stock ist ein Pferdestall mit 2 Stocken und alles durchaus sehr baufällig und mit Schindeln bedachet. Gegen das Dorf zu war ein gleichfalls mit Schindeln bedeckter, 12 Schue hoher Umbgangk. Zum Eingang des alten Gemürs führte eine Steinerne
Treppe, daneben, zwischen Turm und neuem Wohnschloß lagen noch die Darre und die Küche in einem gewölbten, steinernen Gebäude.“
Georg Melchior von Witzleben hinterließ seine Frau, fünf Söhne und drei Töchter.
Der älteste Sohn, Georg Ernst, war Fürstlich Sächsischer Gothaischer Major und Hofmeister. Er hatte eine Tochter.
Der zweite Sohn, Johann Adam war Markgraf in Brandenburg, Bayreuthscher Generalmajor, Geheimer Rat und Oberamtmann. Er brachte die Anteile seiner Brüder an sich. Seine Söhne verkauften sie aber später an ihre Vettern vom Oberhaus, sowie einen Anteil an Herrn Beck in Frankenhain. Der Erboberstallmeister von Röder erwarb diesen Anteil wieder zurück.
Der dritte Sohn, Kurt Veit, Königlich Dänischer Oberjägermeister und Landdrost (Beamter für öffentliche Sicherheit) der Grafschaft Delmenhorst, wurde der Stifter der Linie zu Hude und Elmenloh.
Der vierte Sohn, Ludwig Günther, war Fürstlich Sachsen-Gothaischer Hofmeister und der fünfte Sohn, Friedrich Wilhelm war Markgräflicher Brandenburgischer Bayreuthischer Oberjägermeister.
Christian Rudolph von Witzleben, Stifter der Linie auf dem Oberhaus starb 1655 und hinterließ fünf Söhne.
Der Älteste, Adam Reinhard, wurde 1639 in Liebenstein von einem Soldaten erschossen.
Der vierte Sohn, Adam Friedrich und der fünfte Sohn, Johann Adam d.Ä. überließen ihrem Vetter Friedrich Wilhelm von Witzleben 1690 ihre Hälfte von Gräfinau, Bücheloh, Geilsdorf, Kettmannshausen und Kleinbreitenbach. Dafür erwarben sie nach und nach den größten Teil der zum Unterhaus gehörenden Hälfte von Liebenstein, Rippersroda und Frankenhain sowie das Unterhaus, dass von Adam Friedrich notdürftig repariert und 1693 bewohnt wurde. Nach dem Tode Adam Friedrichs v. Witzleben übernahm sein Bruder Johann Adam d.Ä. den größten Teil von Liebenstein in seine Hand.
Interessant ist auch die Geschichte des Emil von Witzleben. Emil wurde 1789 geboren. Mit 17 Jahren trat er in das preußische Dragoner-Regiment Markgraf von Ansbach-Bayreuth ein. Als dieses Regiment 1806 in Berlin vor König und Königin vorbeizogen und die Königin Luise als Regimentschefin erhielten, wurde er zum Fähnrich dieses Regiments ernannt. Er nahm an der Schlacht von Auerstädt teil und fiel durch seine Tapferkeit auf. Er brachte es bis zum Premierleutnant und wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Nach seinem Ausscheiden vom Militärdienst kehrte er nach Liebenstein zurück. Bei den Einwohnern von Liebenstein war er beliebt.. Die Tochter des Fuhrmanns Kaufmann, Johanne Susanne, kurz Kaufmanns Hanne genannt, wurde die Ehefrau von Emil. Sie wurden am 3. Oktober 1819 in der Kirche von Liebenstein getraut. Leider war die Ehe nicht von langer Dauer, da Emil von Witzleben bereits am 2. Februar 1820 im Alter von 31 Jahren an der Schwindsucht starb. Er wurde in Liebenstein beerdigt.
Seine Frau war guter Hoffnung und lebte im Herrenhaus. Die Gothaische Regierung ließ die Geburt überwachen, damit nicht ein Sohn untergeschoben wurde, falls einem Mädchen das Leben geschenkt würde. Am 26. April 1820 wurde eine Tochter geboren und auf den Namen Emilie Adolfine getauft. Paten waren ihre Großmutter Luise von Witzleben und der Oberst Job von Witzleben zu Angelroda.
Emilie Adolfine heiratete 1838 den Fürstlich Schwarzburgischen Kammerherrn Karl Wilhelm Kaspar von Kaufberg und starb bereits 1839 nach der Geburt einer Tochter, in Arnstadt.
Kaufmanns Hanne heiratete später wieder einen Verwalter und lebte in ärmlichen Verhältnissen auf der Sachsenburg.
Das Grab Emil von Witzlebens wurde nach Angelroda verlegt. Mit Emil starb der Letzte des Hauses Liebenstein. 400 Jahre in von Witzlebenschen Lehnsbesitz gewesen, fiel es als erledigtes Lehen heim. Herzog August zu Sachsen-Gotha und Altenburg gab das Lehen an seinen Günstling, Johann Karl Julius von Wangenheim. Da der Besitz mit großen Lasten versehen war, verkaufte Wangenheim das Anwesen an den Oberhofmarschall Graf von Salisch der seinerseits die Güter an die Herzogliche Kammer zurück verkaufte.
Das neu eingerichtete Justizamt wurde von Herzog Ernst zu Sachsen-Coburg und Gotha in das obere Schloß von Liebenstein verlegt.
1867 wurden die Bergschlösser zum Abbruch verkauft. Da der Abbruch zu teuer wurde, stellte man die Arbeiten ein. Aus diesem Grunde steht die schöne Ruine auf dem Berg.
| Quellen: | |
| Geschichte der Familie von Witzleben, | |
| Die Liebensteiner Burgen an der Gera von A. Boie, Elgersburg | |
| Arnstädter Anzeiger, Jahrgang 5, 1938 Aufsatz A.v. Schierholz | |
Gabriele Reimann, April 2023