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Neue Werra-Zeitung
Ausgabe 25/2024
Amtlicher Teil
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Information zur geplanten Änderung der Kindergarten-Struktur

Straffung des KIGA-Netzes überfällig / Zukunftskonzept notwendig

Am 11. November 2024 stellte ich im Rahmen einer Elternkonferenz die geplanten Schritte zur Anpassung des Kindergarten-Netzes an die aktuellen und künftigen Rahmenbedingungen vor.

Im Klartext bedeutet dies die Schließung der Einrichtungen in Unterellen und Eckardtshausen sowie im zweiten Schritt die perspektivische Schließung der Einrichtung in Förtha.

In Gerstungen kommen statistisch auf einen Kindergarten 1.000 Einwohner. Der Durchschnitt des Wartburgkreises liegt bei 0,6 Kindergärten (KIGAs) pro 1.000 Einwohner. Wir liegen hier also deutlich über diesem Vergleichswert. Dies ist aber nur ein Indikator dafür, dass mit unserer Kindergartenlandschaft etwas nicht stimmt.

Ein zweiter Indikator ist die Höhe der Elternbeiträge. Diese liegen aktuell noch unangefochten auf dem Spitzenplatz in unserer Region.

Ein dritter Indikator sind die baulichen Zustände der Einrichtungen insgesamt. Hier erkennen wir erhebliche Unterschiede, unabhängig von der Trägerstruktur. Einrichtungen wie die KIGAs in Unterellen und Eckardtshausen entsprechen in keiner Weise mehr den heutigen Standards in punkto Barrierefreiheit, Energieeffizienz und funktionalen Raumstandards. Dazu kommen erhebliche Investitionsstaus an den Gebäuden selbst. Auch die Einrichtungen in Oberellen und Marksuhl weisen zum Teil erhebliche bauliche und funktionale Defizite auf.

Der vierte und wichtigste Indikator ist die Entwicklung der Geburtenzahlen. Wir erleben aktuell einen weiteren Absturz der Geburtenzahlen - noch unter die Prognosen der „3. regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung“ aus 2023. Dies bedeutet, dass immer weiter steigende Kosten für Personal, Energie und Dienstleistungskosten auf immer weniger Kinder - also gebührenzahlende Eltern - verteilt werden müssen.

Zukunftskonzept für KIGA-Netz 2040 notwendig

Heute wird die Gemeinde Gerstungen - so meine persönliche Sichtweise - in geballter Form mit aufgeschobenen Entscheidungen der letzten 15 Jahre konfrontiert. Es hätte schon in den 2000er Jahren das KIGA-Netz den demographischen Rahmenbedingungen angepasst werden müssen. Trotz einiger Geburtenspitzen in den 2000er und 2010er Jahren war in allen Prognosen für Thüringen klar, dass sich die Schere zwischen Geburten und Sterbefällen immer weiter öffnet.

Die Folgen sind heute für die große Gemeinde Gerstungen mehrfach problematisch. Trotz der Verringerung der Einrichtungen in den kommenden Jahren, sind wir gezwungen, erhebliche Finanzmittel in einen Teil der verbleibenden Einrichtungen zu investieren. Ein solches Beispiel ist der KIGA in Marksuhl. Dort bestehen grundsätzliche Baumängel im Kellerbereich. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten scheidet eine Sanierung aus. Wir müssen also entweder eine andere Gemeindeimmobilie zu einem KIGA umbauen oder einen komplett neuen KIGA errichten. Hier gehen wir aktuell von zirka vier Millionen Euro aus.

Aber auch die Einrichtungen in Gerstungen (Außenanlagen, Eingangsbereich, Funktionalität), Lauchröden (Keller, Dachkonstruktion) und Oberellen (Dach, Fassade, Drainage, Außenanlagen) werden in den kommenden Jahren zum Teil erhebliche Investitionen seitens der Gemeinde Gerstungen erfordern.

Deshalb muss und wird der Gemeinderat, zusammen mit einer Vertretung der Elternschaft, einem Architekten sowie weiteren Fachleuten im Jahr 2025 das „Zukunftskonzept KIGA-Netz Gerstungen 2040“ erarbeiten. Hier werden Standards hinsichtlich der Mindestbelegungszahlen, der baulichen Ziele, der inhaltlichen Ausrichtung der einzelnen Einrichtungen und der künftigen Trägerstruktur festgelegt. Die Ergebnisse sollen im Herbst 2025 als Richtschnur für die kommenden 15 Jahre beschlossen werden.

Abschließend noch ein paar ganz persönliche Worte:

Es ist schade um jeden geschlossenen Kindergarten. Vor allem, weil Kindergärten immer ein Teil des Dorfes sind und damit zum sozialen Netz gehören. Ich habe dafür als Vater von fünf Kindern wirklich Verständnis. Wenn wir aber zurückblicken, hatte vor 70 Jahren fast jedes Dorf auch eine Schule. Die Dorfschulen wurden schon vor Jahrzehnten wegen der sinkenden Kinderzahlen reihenweise geschlossen, ohne dass die Dorfgemeinschaften daran zerbrochen sind. Auch wenn Gerstungen perspektivisch noch vier oder fünf Kindergärten haben sollte, liegen diese Einrichtungen immer noch relativ nah an den Ortsteilen ohne Kindergärten. Ich habe Freunde im Thüringer Schiefergebirge, welche mehr als zehn Kilometer (einfache Strecke und entgegengesetzt zum Arbeitsweg) zum nächsten Kindergarten fahren müssen. Ich bitte also bei allen Argumenten gegen diese Reform darum, „die Kirche im Dorf“ zu lassen.

Die Gemeinde Gerstungen leistet aktuell einen Zuschuss in ihre KIGAs von über zwei Millionen Euro pro Jahr. Der politische Stellenwert der Kindergärten ist damit eindeutig positiv.

Daniel Steffan

Bürgermeister