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Amtsblatt der Gemeinde Unstrut-Hainich
Ausgabe 18/2025
Nichtamtlicher Teil
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Nichtamtlicher Teil

Das Altersporträt der Johanna Elisabeth Hesse, geb. Döbricht [*1692, †1786], (HStAD R 4 Nr. 18945), siehe auch in „Beiträge zur Chronik von GG“ Band VI, S.64.

Chance für eine Jubiläumsfeier verpasst???

(Der Geburtstag eines in Vergessenheit geratenen großen Sohnes Großengotterns, Ernst Christian Hesse,

jährt sich im April 2026 zum 350. Mal)

Am 16. April des kommenden Jahres, 2026, jährt sich zum 350. Mal der Tag der TAUFE, des im Hessischen tätig gewesenen Musikers und Politikers Ernst Christian HESSE, dessen Wiege in Großengottern, im Haus der heutigen Marktstraße Nr. 2 (damals Haus Nr. 318) stand.

Sein Geburtsdatum ist nicht belegt. In den Familienüberlieferungen Hesses wird der 14. April als Geburtstag genannt.

Zu Ernst Christian Hesse ist im Band VI der „Beiträge zur Chronik von Großengottern“ eine Abhandlung gewidmet (S. 59-64), nachzulesen von denen die das Buch besitzen.

Ernst Christian Hesse (1676-1762) war der beste Gambist (Viola da Gamba) seiner Zeit. Gleichzeitig war er in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt als Kanzleibeamter, als hoher Beamter bis zum Kriegsrat (Kriegsminister), für den Landgrafen zu Hessen-Darmstadt, bis zu seinem Lebensende tätig.

Mit hoher Bildung, er sprach mehrere Sprachen, und seiner musikalischen Meisterschaft auf der Gambe, beeindruckte er sein Publikum an den Höfen deutscher und europäischer Dynastien, ab 1713 gemeinsam mit seiner 2. Ehefrau, Johanna Elisabeth, geb. Döbricht, der besten deutschen Sängerin ihrer Zeit, einer Sopranistin.

Es war bei den Veranstaltungen im Jahr 2011, zur 1200-Jahrfeier der Ersterwähnung von Großengottern nicht gelungen, das damalige 335. Geburtstags-Jubiläum Hesses, außer dem Artikel im Jubiläumsband der Beiträge zur Chronik, in den schon übervollen Veranstaltungsplan der Festwoche einzubeziehen.

So bot sich das Jahr 2026 mit dem 350. Geburtstags-Jubiläum an, einen Sohn unseres Ortes eine besondere Würdigung angedeihen zu lassen und unsere Heimatgeschichte mit einer Festveranstaltung zu Ehren des in Gottern geborenen und aufgewachsenen Jubilars wieder ins Bewusstsein zu bringen und so zu krönen.

Mit einem Brief vom Januar 2024, an „Kulturschaffende“ von Großengottern in Politik und Gesellschaft hoffte ich einen Anstoß zu geben, dieses Jubiläum mit würdigenden Festlichkeiten für einen Sohn unseres Marktfleckens mit Kultur und Musik in Erinnerung zu rufen.

Leider konnte meiner Bitte, diesen Brief auch im Amtsblatt der Unstrut-Hainich-Gemeinde, für die Allgemeinheit zu publizieren nicht entsprochen werden.

Die Zeit ist verflossen und wenige, fast keine Initiativen für eine Jubiläumsveranstaltung sind erfolgt, so gut wie keine Reaktionen auf den mit reichlich Zeitvorlauf geschriebenen Brief.

Auch die Schule von Großengottern, das Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium, wurde einbezogen, zu Händen des Geschichts- und Musiklehrers, des in Großengottern aufgewachsenen, Studienrat Matthias Schwarzkopf, dessen Vorfahren auch tief in der Geschichte GOTTERNS und Umgebung verwurzelt sind.

Matthias Schwarzkopf nahm diesen Anstoß und Hinweis wahr. Er nahm die Person Ernst Christian Hesse (1676-1762) als einen Gegenstand in sein Lehrprogramm auf, um auch die heimatgeschichtliche Komponente der Historie seinen Schülerinnen und Schülern zu vermitteln. Somit wird zumindest in einem speziellen Bereich den heranwachsenden Jugendlichen beiderlei Geschlechts, die besondere Heimatgeschichte mit der deutschen und europäischen Kultur-Geschichte des 17. Jahrhunderts nahegebracht.

Eine Auftaktveranstaltung des Jahn-Gymnasiums war letzten Freitag, dem 29. August d. J., mit einer Doppelstunde im Geschichtsunterricht einer 11. Klasse, in der das Leben des Musikers und Politikers Ernst Christian Hesse im Mittelpunkt stand.

Matthias Schwarzkopf konnte mit einem kurzen, aus dem erst im vergangenem Jahr von Thomas Fritzsch[1] wiedergefundenen Musikstück (Concerto B-Dur A3) aus der Feder Ernst Christian Hesses, die Unterrichtsstunde einleiten. Auch ein besonderer Moment für den Vortragenden.

Bei den Ausführungen zum Leben Ernst Christian Hesses und seiner Familie, mit seiner ersten Ehefrau und sechs geborenen Kindern (drei Kinder starben im Kleinkindalter) sowie nach ihrem Tod, mit der 2. Ehefrau, die ihm 14 Kinder gebar, fand der Vortragende reges Interesse bei den Schülerinnen und Schülern des 11. Schuljahrganges, die an dieser Stelle ein besonderes Lob verdienen.

Das war ein gelungener Jubiläums-Auftakt, zumindest was dieses Schulprojekt für die Person Ernst Christian HESSE betrifft, eine besondere Würdigung eines Sohnes unseres Gotterschen Marktflecken.

Leider gibt es auf anderen Ebenen weiter keine Initiativen dieses Jubiläum zu begehen.

Trotz der Berühmtheit in seiner Zeit gibt es kein Porträts von Ernst Christian Hesse. Ein Altersporträt seiner 2. Ehefrau Johanna Elisabeth und Bilder ihrer Kinder, von denen die meisten auch im politischen und musikalischen Bereich Karriere machten sind in Hessischen Museen zu betrachten.

Peter-J. Klippstein,

Gotterscher Gemeindehistoriker

Erfurt im August 2025

[1]

Thomas Fritzsch (*1961, deutscher Gambenvirtuose von Weltruf) über den Werdegang und das Wiederfinden dieser Komposition schreibt der Autor und Gambenvirtuose im Vorwort u.a.:

„Forscherdrang und Fleiß namhafter Gambisten des 20. Jahrhunderts verdanken wir die Bewahrung dieser bislang unveröffentlichten Komposition Ernst Christian Hesses, der ungeachtet seiner Herkunft aus einem kleinen thüringischen Dorf als Gambist in den musikalischen Metropolen seiner Zeit Ruhm erntete und dessen Geburtstag sich im Jahr 2026 zum 350. Male jährt.“