Unzählige Namen von Gefallenen liest man auf den Gedenktafeln in jeder Gemeinde. Fast niemand, der sie liest, kannte einen von ihnen noch persönlich. Noch viel weniger ist ihnen bekannt, wo die Gefallenen eigentlich ihre letzte Ruhestätte fanden - die meisten ruhen fern der Heimat, nämlich dort, wo sie fielen. Ein QR-Code an den vier Kriegsdenkmälern der Gemeinde Schiffweiler gibt nun Auskunft über die Grablage.
Kurz vor dem Volkstrauertag wurde am Donnerstag, 10.11., je eine Edelstahl-Stele mit einem QR-Code in den vier Ortsteilen von Schiffweiler eingeweiht. Bürgermeister Markus Fuchs dankte Detlev Zägel, Vorsitzender des Historischen Vereins Schiffweiler, und Werner Hillen, Landesvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., für dieses Projekt. Mit dabei waren auch Vizelandtagspräsidentin und Ortsvorsteherin von Stennweiler, Christina Baltes, sowie die Ortsvorsteher von Schiffweiler und Heiligenwald, Dominik Dietz und Mathias Mauermann.
Scannt man den Code, erhält man eine PDF-Datei mit einer Liste aller Kriegstoten aus Schiffweiler mitsamt Geburtsort und -datum sowie dem Ort, wo sie ruhen. Die über 830 Kriegsgräberstätten im Ausland werden vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. dauerhaft gepflegt, denn die Gefallenen haben ewiges Ruherecht. Innerhalb Deutschlands übernehmen das die Bundesländer und Kommunen. Wer mehr über die einzelne Kriegsgräberstätte wissen möchte, findet in der PDF-Datei auch den Link zur Homepage https://kriegsgraeberstaetten.volksbund.de/, wo zu jeder der Kriegsgräberstätten Fotos und weitere Informationen hinterlegt sind.
Der QR-Code soll Besucher dazu ermuntern, an den Denkmälern zu verweilen und sich die Dimensionen der Weltkriege vor Augen zu führen. Denn Schiffweiler Kriegstote ruhen unter anderem in Russland, Slowenien, Moldawien, Frankreich, Polen oder Litauen. Sie sahen ihre Heimat nie wieder.
Das Projekt wurde im Frühjahr bereits in Riegelsberg erfolgreich umgesetzt. In Schiffweiler nun also zum zweiten Mal im Saarland. Ziel ist es, in jeder Gemeinde im Saarland solche QR-Codes anzubringen, um immer an die Vergangenheit zu erinnern.
Detlev Zägel vom Historischen Verein gab letztes Jahr sein Buch „Gefallen für Führer, Volk und Vaterland“ heraus, in dem er 1.236 Gefallene der Gemeinde mitsamt Foto und letzter Ruhestätte einzeln vorstellt. Dass sowohl seine Auflistung als auch die des Volksbundes nie fertiggestellt werden wird, ist eine traurige Tatsache. Nie wird man den letzten Gefallenen finden - viele gelten bis heute als vermisst. Zägel überarbeitet jedoch fortlaufend seine Liste mithilfe der Volksbund-Datenbank (https://www.volksbund.de/erinnern-gedenken/graebersuche-online ) und hat Ende Oktober eine Erweiterung um fast 200 Kriegstote in den Schiffweiler Heimatblättern veröffentlicht.
Werner Hillen vom Volksbund ist froh, dass der Historiker Zägel so viel Zeit in seine Recherchen investiert und das Projekt in Schiffweiler innerhalb kurzer Zeit gemeinsam mit dem Bauhof umgesetzt hat. Auch für die Finanzierung durch den Historischen Verein und eine großzügige Spende von Ortsvorsteherin Baltes bedankt er sich herzlich.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. wurde 1919 gegründet und ist seitdem im Auftrag der Bundesregierung für die Suche und Identifizierung von deutschen Kriegstoten im Ausland sowie für deren würdige Bestattung und den Erhalt ihrer Gräber zuständig. Seit seiner Gründung hat er in 46 Ländern mehr als 830 Kriegsgräberstätten mit knapp 2,8 Mio. Gräbern errichtet. Die Landesverbände im Inland organisieren u.a. die Haus- und Straßensammlung, Friedens- und Jugendprojekte und die Gedenkstunde am Volkstrauertag. Zudem sind sie Ansprechpartner für Mitglieder und Angehörige und unterstützen die Kommunen in der Kriegsgräberfürsorge. Der gemeinnützige Verein finanziert seine Arbeit zu 70% aus privaten Geldern und ist daher auf Mitglieds- und Spendenbeiträge angewiesen.