15 Leute zwischen 30 und über 80 Jahren an einem Tisch, alle kennen sich, aber eng befreundet ist man nicht, doch kommt man schnell auf Intimes zu sprechen: Wer im Dorf für welchen Stasi-Witz bestraft wurde, wer in der Runde ganz ohne Litaneien von Arbeitslosigkeit und Umschulung durch die Neunziger kam. Wie Hammer und Meißel schnell vom Bosch Bohrhammer ersetzt wurden. Manche konnten den Wandel kaum abwarten und ließen den Trabbi gleich auf dem Feld stehen, für andere Brach viel zusammen.
Diese Offenheit trug sich auf dem Klostergut Bonnrode zu. In einem Workshop zeichneten Teilnehmer gedankliche Raumkarten - einmal Vor- und einmal Nachwende. Mit vier Veranstaltungen in Oberbösa, Bonnrode und Bad Frankenhausen hat der Verein Klostergut Bonnrode e.V. diesen Sommer die Wiedervereinigung thematisiert, dank Unterstützung der Kulturstiftung Thüringen. Den Vierseitenhof Bonnrode selbst hat die DDR gezeichnet: Erst als LPG Goldborn, dann verlassen und geplündert. Um solche und andere schmerzliche Erfahrungen zutage zu bringen, kamen Kunst und Literatur zum Einsatz.
Über schmerzliche Zeiten sprach auch Grit Lemke im August in Oberbösas Kulturscheune, einem liebevollen Veranstaltungsort mit langer Tradition. "Kinder von Hoy" erzählt mit Stimmen von Zeitzeugen die Geschichte von Hoyerswerda: wie Kohle kam, alles möglich war, doch dann die Wende, Stellenabbau, Gewalt. 50 Gäste begeisterte Lemke im Gespräch mit dem Weimarer Autor Stefan Petermann, signierte Bücher und blieb zum Gespräch mit Gästen.
Ins Gespräch kommen war das Ansinnen der Veranstaltungsserie, auch Gespräche die lange bleiben. Der Verein interviewte diesen Sommer Zeitzeugen und trug Geräuschkulissen zusammen, um daraus im Winter eine digitale Audio-Ausstellung zu veröffentlichen.
Christoph Trost
Vereinsvorsitzender
Klostergut Bonnrode e.V.