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Landgemeindebote
Ausgabe 11/2025
Nichtamtlicher Teil
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100 Jahre Herbstmarkt und Gefecht

Greußen feierte seinen 100-jährigen Herbstmarkt. Parallel dazu wurde der Rückzug der preußischen Armee aus dem 4. Koalitionskrieg bei Jena-Auerstedt vom 19. bis 20.09.2025 durch biwakierendes Kriegsvolk in Greußen nachgestellt. Rund 80 Personen zeigten im Erlenteich in der Nähe des Karlsplatzes, am ehemaligen Erfurter Tor das Leben um 1806. Am 20.09.2025 machten sich dann 9:00 Uhr 51 Kriegsknechte und drei Marketenderin auf den 7,5 km langen Weg um Greußen. Bei den hochsommerlichen Temperaturen wurde dies unter der schweren Uniform, sehr anstrengend. Mehrere hundert Zuschauer liefen mit, säumten die Wege und waren an den zwei authentischen Kampflätzen von 1806, um das Gefechtsgetümmel hautnah mitzuerleben. Zuerst wurde am Hängsberg gekämpft wo damals durch Kriegslist dem fliehenden König Friedrich Wilhelm III. genügend Zeit für die Flucht geschaffen wurde. Danach ging es zum Hauptgefecht auf den Warthügel südlich von Greußen, wo nun zusätzlich mit fünf sächsischen Artilleristen und einer 6-Pfünder Kanone das Gefecht nachgestellt wurde. Original war das am 16.10.1806, ab später Nachmittag bis in die Nacht hinein. Dabei erfolgte dann die Einnahme der Stadt Greußen und das Verlangen der Kontribution, was schon am Freitagabend mit Bürgermeister Torsten Abicht am Rathaus, zelebriert wurde.

Die verpatze Erbsensuppe des Königs vom 16.10.1806 in Niedertopfstedt, spielten noch einmal zwölf Kriegsknete nach. Auch hier waren über 200 Bürgerinnen und Bürger aus dem kleinen Ort im Gutspark versammelt. Bei Essen und Trinken gab es zusätzlich ein kleines Dorffest was der Bürgermeister Renè Kämmerer organisierte.

Kurzgeschichte: Das Gefecht bei Greußen vom 16.10.1806

Die Doppelschlacht am 14.10.1806 bei Jena und Auerstedt ging für die Preußen unter König Friedrich Wilhelm dem III., durch den Sieg der Franzosen unter Napoleon, verloren. Das geschlagene Heer irrte durch die Nacht über Buttelstedt in Richtung Westen. Am darauffolgenden Tag, morgens gegen 7 Uhr, kam der König in Sömmerda an. Zum begleitenden General von Blücher sagte der König: "Blücher, wir können uns gegenseitig Glück wünschen, dass wir so durchgekommen sind". Weiter ging es in Richtung Weißensee. Die Franzosen rückten schneller nach als erwartet. So ritt der König, nun schon über 24 Stunden im Sattel sitzend, weiter über Greußen nach Niedertopfstedt. Am Morgen das 15. Oktober sichtete man schon kleinere französische Reitertrupps in der Gegend zwischen Ottenhausen und Clingen. Man wollte dem König eine Suppe im dortigen Gutshaus zur Stärkung reichen. Aus Angst vor einer Gefangennahme drängten Ihn seine Begleiter zur weiteren Flucht nach Sondershausen, wo er am Morgen des 16. am Markt ankam. Dadurch blieb die Suppe einfach stehen.

In der Zwischenzeit gab es am Morgen des 16. Oktober in der Nähe vom Hängsberg bei Greußen Verhandlungen zwischen dem Graf von Kalckreuth und den Franzosen Marschall Soult. Hier wurde eine Kriegslist vom General Graf von Kalckreuth mit der Falschmeldung, es gäbe einen Waffenstillstand, verbreitet. Die Verhandlungen sollten Zeit bringen, damit der König weiter nach Nordhausen fliehen konnte. Die Franzosen ließen sich aber nicht lange aufhalten und rückten weiter vor. Zwischenzeitlich hatten die Preußen ihre Kampflinie an der Sächsischen Helbe am Warthügel aufgestellt. Auf dem Warthügel beobachtete der Generalleutnant Blücher das Geschehen und gab den Befehl sich in einer langen Linie an die Schwarzburger Helbe zwischen Grüningen und Clingen erneute aufzustellen. Hier sollte nun am Nachmittag Rast gemacht werden. Weitere Franzosen kamen aus Richtung Erfurt an. Sie griffen die Preußen vor Greußen mit großer Energie an und beschossen diese, sowie die Stadt, mit einem heftigen Kanonenfeuer, wodurch ein Teil der Stadt in Flammen aufging. Vom Weinberg im Norden schossen die Preußen zurück. Das Pfeifen der fliegenden Kanonenkugel über Greußen veranlasste viele Bürger, sich aus Angst in Richtung Großenehrich zu begeben. Die Preußen unter General von Oswald leisteten hartnäckigen bis zum Eintritt der Dunkelheit Widerstand. Dann zog er sich, allerdings mit großen Verlusten, Richtung Sondershausen zurück.

Die Franzosen vielen nun zu tausenden in Greußen ein. Südlich, noch vor der Stadt, biwakierten sie und es gab noch kleinere Scharmützel am Erlenteich, der der Stadtmauer vorgelagert war. Dann rückten die Franzosen in die Stadt ein. Brüllend brachen sie die Türen auf und alle Häuser wurden bis auf den letzten Raum durchsucht. Alles Brauchbare wurde geraubt. Gewalttaten wurde an den Einwohnern ausgeübt. Die Franzosen verlangten vom Hohen Rat der Stadt die Kontribution. Die Stadt muss etwas gezahlt haben, denn die Brandschatzung wurde abgewendet. Noch tagelang danach durchzogen tausende raubende Kriegsknechte die Stadt, selbst die Möbel und Türen aus den Häuser wurden für Lagerfeuer der rastenden Soldaten geraubt.

Dieses Geschehen der Kontribution wird am Freitag den 19. September 2025 abends auf dem Markplatz in Greußen nachgestellt. die jetzt gefundenen Stadtunterlagen aus dem Kreisarchiv in Sondershausen weisen eine Summe von 7.000 Taler auf, die der Rat in folgenden Jahren 1807/08 an Gläubiger zurückzahlen musste. Darunter war ein Apotheker Friedrich Christian Reisser mit 4.000 Thalern aus Langensalza. Wie ist das Geld damals geflossen, wer kann es uns heute sagen?

Das Kampfgeschehen wurde am Samstagmorgen den 20.09.2025 mit einem ca. 7 km langen Rundmarsch um Greußen mit mehreren Dutzenden Kriegsknechten von der Arbeitsgemeinschaft „Jena 1806“ e. V. nachgestellt. Auch hierzu waren die Besucher herzlich um 9 Uhr zum Abmarsch, Punkt 1 im Erlenteich auf der Karte, eingeladen. Die weiteren Stationen sind aufgezeigt. Gegen 11:45 Uhr fand dann auf dem Warthügel das Kampfgeschehen mit Kanonenunterstützung statt. Und am Nachmittag ab 14:30 Uhr wurde in Niedertopfstedt im Gutspark „Die Verpatzte Erbensuppe“ nachgestellt.

Dankeschön an die Arbeitsgemeinschaft „Jena 1806“ e. V. für Ihre Darstellungen.

Text:

von Stefan Hückler (www.historienwanderer.de)

und Peter Georgi (www.pgeorgi.de)

Dankeschön

Der Ortschaftsbürgermeister Peter Georgi möchte sich für die Vorbereitung und Durchführung des Herbstmarktes und der Gefechtsdarstellung bei folgenden Personen und Behörden bedanken:

Polizeiinspektion Kyffhäuser, Waffenbehörde Kyffhäuserkreis, Ämter der Verwaltung der LG-Greußen und dem Bauhof, dem Ortschaftsrat Greußen, Bürgermeister Torsten Abicht, der Gemeinde Niedertopfstedt mit Bürgermeister René Kämmerer, Elektroservice Witters, AGRAR GmbH Greußen, Händler sowie Firmen und Schausteller auf dem Herbstmarkt, Firma FORCA, TAZ Helbe, TEN Thüringen, Freiwilligen Feuerwehr Greußen, den Mitgliedern und Freunden von Jena 1806 e. V. und bei den Bürgern und Besuchern der Veranstaltungen.

gez. Peter Georgi