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Amtsblatt der Stadt An der Schmücke
Ausgabe 7/2024
Sonstiges
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Sonstiges

Yaromyr Romanenko

Laura Clasen

50 Jahre „Bad Frankenhäuser Sommermusiken“ ist ein Grund zum Feiern. Die zahlreichen Zuhörer ließen sich nicht lange bitten, wissen sie doch, dass Kantorin Laura Schildmann immer für niveauvolle und abwechslungsreiche Programmzusammenstellung bekannt ist.

Als Einleitung gab es aber von einem Zeitzeugen ein kurzes Statement zum Thema:

1974 - 2024 - 50 Jahre Bad Frankenhäuser Sommermusiken

Vor 1974 gab es pro Jahr nur sporadisch wenige Konzerte. Ab 1974 bis etwa 1994 organisierten Uthmar Scheidig und die folgenden Kantoren jährliche etwa 8 bis 10 Konzerte, überwiegend an der Orgel - das Instrument war noch einigermaßen spielbar. Künstler kamen nicht nur aus der DDR, auch ost- und westeuropäische interpretierten ihre Programme - ein nicht immer einfaches Unterfangen zu DDR-Zeiten.

Die Zeiten nach der Wende bis heute sind geprägt von breiteren Angeboten bzgl. der Formate. Jährlich können die Besucher zwischen 15 bis 20 unterschiedlichen Programmen wählen.

In den 5 Jahrzehnten wurden auch Aufführungen von bekannten, aber auch modernen Komponisten geboten, zum Beispiel:

Mozart: „Krönungsmesse“ / Haydn: „Die Schöpfung“ / Mendelssohn-Bartholdy: „Lobgesang“ / Thomas Gabriel: „Rock-Oratorium „Emmaus“ / Bach: „Weihnachtsoratorium“.

Immer mussten schwierige organisatorische Probleme gelöst werden: Genehmigungserlaubnis zu DDR-Zeiten, Finanzprobleme in heutiger Zeit.

50 Jahre hat die Kantorei mit der Kirchgemeinde Bad Frankenhausen in Verbindung mit vielen Partnern die Bad Frankenhäuser Sommermusiken organisiert. Die Zeiten sind nie einfach gewesen, Die Verantwortlichen und vielen ehrenamtlich Musizierenden bleiben optimistisch und freuen sich schon auf die kommenden Bad Frankenhäuser Sommermusiken.

Soli deo gloria - Gott allein die Ehre!

Das zweigeteilte Programm begann mit 4 Stücken des Gospelchorprojekts; 60 Teilnehmende (davon eine sogar aus Halle) interpretierten die englischen Texte (die deutsche Übersetzung konnte im Programm nachgelesen werden) mit Begleitung am Keyboard.

Verschiedene Themen kamen da zur Sprache, aber am eindrucksvollsten war „This Train“ - Dieser Zug ist der Ehre verpflichtet. Er transportiert nur die Gerechten und Heiligen. Steig ein! Dieser Zug transportiert keine Spieler, keine Würfelspieler und keine Nachtschwärmer. Dieser Zug hat meine Mutter, meinen Vater, meine Schwester und meinen Brüdern transportiert. Musikalisch wurde das wirkungsvoll durch die tiefen Signaltöne der Dampflokomotive dargestellt.

Der 2. Konzertteil bot eine klassische Messe dar, wie sie in jedem Gottesdienst erklingt. Viele Komponisten (Mozart/Haydn/ Beethoven) haben diese mit Solisten und Orchester vertont.

Doch Kantorin Schildmann suchte und fand etwas Modernes. In noch kirchlich geprägten Gegenden sind zu besonderen Anlässen an allgemeinbildenden Einrichtungen Schulgottesdienst obligatorisch. Und Jugendliche haben heutzutage ein anderes musikalisches Empfinden.

Tjark Baumann (ausgebildeter Schulmusiker und erfolgreicher Autor von Fachliteratur über Singen und Chorliteratur) traf mit seiner „Missa 4 You(th)“ den Nerv der jungen Menschen in den Schulen (Zitat Baumann: „Mir erschien es wichtig, eine Musik zu komponieren, die zum einen den Hörgewohnheiten und dem Musikgeschmack der Schüler möglichst nahekommt, zudem sollte sie jedoch auch eine Brücke zu traditionellen und klassischen Text- und Musikformen schlagen.“). Schon die Begleitung mit einer kleinen Band (Saxophon/Gitarre/Bass/Schlagzeug) machte dies deutlich. Die Kantoreien Bad Frankenhaussen + Oldisleben und dem Projektchor Sondershausen, die im Allgemeinen mehr mit den klassischen Kompositionen vertraut sind, haben sich schnell an die moderne Art arrangiert und schon Freude beim Einstudieren gefunden. Das Werk bewegt sich entsprechend einer Messe von „Kyrie“ bis „Agnus Dei“(mit dem Abschluss „Dona nobis pacem“). Die Gliederung wechselt mehrfach zwischen ruhigen und rhythmisch sehr schnellen Stücken. Das war nicht immer einfach bei der Einstudierung vom langsamen Largo-Teil (z.B. Sanctus) in einen Presto-„Swing“-Teil umzuschalten (z.B. Hosanna). Das Üben hat sich gelohnt wie die erfolgreiche Aufführung es zeigte.

Entsprechen den Intensionen von Tjark Baumann besetzte Kantorin Schildmann die Solostellen mit Laura Clasen (Sopran) und Yaromyr Romanenko (Bariton) - beide vom Kyffhäusergymnasium Bad Frankenhausen - sie haben ihre Einsätze mit Bravur absolviert und zeigten einen professionellen Umgang mit dem Mikrofon.

Im Programmheft gab es für die lateinisch gesungene Messe eine gleichwertige deutsche Übersetzung - nicht jeder ist mit der christlichen Liturgie vertraut.

Obwohl manche der Zuhörenden nach jedem Teilstück Beifall gegeben hätte, konnte es Kantorin Schildmann „verhindern“ und so gab sie dem Ganzen durch ihr Dirigat mit präzisen Einsätzen für alle Mitwirkenden - und für die Besucher eine wirkungsvolle Gesamtleistung.

Doch dies war noch nicht das Konzertende. Zu den Chören der Messe gesellten sich noch alle des Gospelchorprojekt dazu (also etwa 120 Personen.

Wer in den Wochen zuvor die Medien verfolgt hatte, wußte, dass Kantorin Schildmann zur Bad Frankenhäuser Ehrenamtsgala eine Einzelauszeichnung für ihr kulturelles Engagement in Kirche und Kommune erhielt, verbunden mit einer 100 €. Spende. Diese hat sie uneigennützig investiert: Als Auftragswerk komponierte Micha Keding für sie einen Kanon „Come on and let’s sing together…“ (Komm und lasst uns gemeinsam singen…). So gab es also an diesem wunderbaren Abend noch eine Uraufführung aus vielstimmigen Kehlen.

Ein langanhaltender Beifall war für alle Beteiligten ein wunderbarer Abschluss!

Ps.: Im Gästebuch der Unterkirche ist von der Band zu lesen: „Herzlichen Dank für die Einladung! Hat große Freude gemacht als Band mit Chor bei Euch zu musizieren! Bald mal wieder! Beste Grüße Frank Nowicky (Saxophon), Jörg Anders (Gitarre), Ben Holfeld (Bass) und Johannes Bode (am Drum - Schlagzeug)“

Peter Zimmer

Bad Frankenhausen