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Amtsblatt der Stadt An der Schmücke
Ausgabe 7/2025
Aus unserer Stadt und den Gemeinden
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Gemeinde Etzleben

Tatsächlich stand Etzleben am letzten Maiwochenende über drei Tage unter Strom. Wochenlange Vorbereitungen wirklich aller Einwohner und Freunde der 272 Einwohner zählenden Gemeinde unter der Leitung des Bürgermeisters Torsten König fruchteten in einer großen Feier für alle Gäste und vor allem auch für alle Einwohner.

Am Freitag begann es mit einem Kirchenkonzert in der St. Laurentius Kirche des Vokalensembles „Riscoperta“. Die 11 Sängerinnen zeigten über 90 Minuten ein vielfältiges Programm von klassischen Opernklängen bis zu neu arrangierten Popsongs und erfüllten die alte Kirche mit einem besonderen Scharm. Als seltener Kirchenbesucher war ich sehr überrascht und auch sehr angetan von den vielen Besuchern. In den Bänken gab es keine freien Plätze mehr und auch auf den Emporen drängten sich die Zuhörer. Und es hörten alle zu und schauten gebannt zum Altar, als plötzlich neue Stimmen dazu kamen. Ob es die Töchter der Gruppenmitglieder waren, oder Gesangsschülerinnen in der Ausbildung, wird mir verborgen bleiben, aber sie vermittelten zusätzlich mit viel Gefühl, hier geschieht heute etwas Besonderes. Der wirklich nicht abebbende Beifall „zwang“ das Ensemble noch zu einigen Zugaben und spätestens nach dem Klassiker „Hallelujah“ und einem weiteren lang andauernden Beifall verließen die meisten beseelt die Kirche. Auch Gisela Stang, die Mitorganisatorin vieler Höhepunkte war von dieser Auftaktveranstaltung des Festwochenendes so angetan, dass das glückliche Gefühl über diese Resonanz ihrer Stimme bei der Danksagung an alle Künstler und Besucher eine ganz andere Farbe verlieh. Ich selbst musste beim Verlassen der Kirche auch erst einmal wieder tief Luft holen um im Jetzt und Hier anzukommen. Ich hatte das Gefühl, dass dieser Auftritt, diese Begeisterung und Dankbarkeit des Publikums, auch nicht alltäglich für die Sängerinnen war und sie für sich auch Etzleben in guter Erinnerung behalten werden.

Nun strömten ca. 350 Besucher aus der Kirche heraus, von denen gut zwei Drittel sofort in Richtung Pfarrgarten eilten, um sich am Würstchenstand anzustellen. Hier stand auch schon wieder der Bürgermeister, der eben noch, mit reichlich Lampenfieber alle Gäste in der Kirche begrüßt hatte, kaum selbst zum Sitzen kam, reicht er nun schon wieder die Bratwürste und Brätel an die scheinbar völlig ausgehungerten Gäste weiter. Vielleicht 100 Sitzgelegenheiten waren im Vorfeld geplant, bei dem Ansturm bei weitem nicht ausreichend, aber alle arrangierten sich mit dem Gegebenen. Einige holten noch irgendwo Biertischgarnituren her; es war voll und eng, aber auch anheimelnd kuschelich und gemütlich. Um eine Feuereschale wurde noch lang in die Nacht hinein phiolsophiert, gelacht und gefeiert.

Der Samstag begann pünktlich um 13.00 Uhr mit dem geschichtlichen Festumzug mit zünftigen Blasmusikklängen des Fanfarenorchesters Erfurt. Bei wolkenlosem Himmel starteten ca. 150 Einwohner und zahlreiche Gäste aus den angrenzenden Gemeinden und Städten durch die Straßen. Insgesamt waren es wohl knapp 200 Festumzugsteilnehmer, die von der ersten urkundlichen Erwähnung, der Zeit des Mittelalters und der größten DDR der Welt bis in die Jetztzeit einiges auf´s Korn nahmen, was so an Anekdoten in und über Etzleben erzählt wurden und werden. Die Feuerwehren der Region und der Traktorenverein aus Büchel rundeten mit ihrer faszinierenden Technik das Schaulaufen ab. Gegen 14.30 Uhr trafen alle Teilnehmer am Festplatz ein und bekamen Dank des Gorsleber Traktorenvereins sofort eine gut gebratene Thüringer in die Hand und aus der Zapfstelle des Angelvereins Gorsleben das dazu passende Getränk gereicht.

Für die Kinder stand eine große Hüpfburg bereit, die Spiel- und Bastelstraße mit Kinderschminken und Seifenblasen-Weltmeisterschaft war intensivst umlagert und das Kuchen- und Kaffeeangebot der Bäckerei Fischer erfüllten auch noch die letzten kulinarischen Genüsse. Natürlich wurde auch der Eiswagen vom Anfang an von Groß und Klein umlagert.

Parallel zum Kinderfest begann 15.00 Uhr die Fotoausstellung „Etzleben im Wandel der Zeit“ im Dorfgemeinschaftshaus. Über Wochen von Familie Grundmann und Erik Schramm vorbereitet wurden die letzten 150 Jahre in Bildern auf großen Fotowänden dargestellt. Chroniken luden zum Blättern und Forschen in den Familiengeschichten ein und vielen „Zugezogenen“ eröffneten sich ganz neue Einblicke in die frühere Nutzung ihres heutigen Grundstückes. Die riesige Resonanz dieser Ausstellung ließ bei den Besuchern den Wunsch keimen, nicht erst wieder 25 Jahre warten zu müssen, um dies ein weiteres Mal zu sehen. Wäre es nicht ein krönender Abschluss eines Jubiläumsjahres, wenn aus diesem Material ein Buch entstehen könnte?

Nach dem Essen kümmerte sich dann DJ Uwe um die gute Laune, der bis zum Auftritt von „Lucy“ am frühen Abend ein nahtloses Weiterfeiern garantierte. Lucy, eine aufstrebende Sängerin aus Kölleda, die spätestens in 2 Jahren auch Andrea Berg ihren Rang abgelaufen hat, überzeugte mit Deuschrock Klassikern und internationalen Ohrwürmern. Ab 21.00 Uhr legte Uwe Dzyuballa dann die ganz heißen Scheiben auf, so dass selbst in diesem großen Festzelt die Tanzfläche zu klein war. Dies störte aber keinen Einheimischen, denn getanzt werden kann auch auf der Wiese oder zwischen den Sitzreihen bis weit nach Mitternacht.

Der Sonntag begann schon 10.00 Uhr mit einem Frühschoppen im Festzelt und der zünftigen Blasmusik der „Blechspritzen“ aus Bayern, die zur absoluten Spitzenklasse unter den Volksmusikern gehören.

Die Truppe um Holger Mück heizte den gut 250 Besuchern in und vor dem Festzelt schon mit den ersten Tönen anständig ein, und sogar der 6jährige Sohn des Schlagzeugers und der Sängerin dirigierte nicht nur das Orchester, sondern sorgte auch mit Nachdruck dafür, dass das Publikum anständig zum Applaudieren animiert wurde.

Hubert Hausschild nutzte auch diesen Rahmen, um sich im Namen des Gemeinderates und aller Einwohner für die 10 Jahre engagiertes Arbeiten beim ehemaligen Bürgermeisters Michael Boldt mit einem Präsent zu bedanken. Auf Wunsch seines Sohnes wurde von den Blechspritzen dem gerade noch 91jährigen Hemleber Werner Gorges als vorfristiges Geburtstagsgeschenk sein Lieblingsohrwurm „Drei weiße Birken“ gespielt. Schunkelnd und mitsingend gab das begeisterte Baldgeburtstagskind darauf hin allen Musikern einen aus. Dies gehört auch zu den kleinen Geschichten eines geschichtsträchtigen Wochenendes.

Bis 13.00 Uhr wurde bei allerlei Getränken und gut Gebratenem gefeiert, dann war das große Aufatmen der Organisatoren zu hören, die vermelden konnten, dass die Resonanz bei wirklich allen Veranstaltungen die kühnsten Hoffnungen weit übertrafen.

Glückliche Etzlebener und viele begeisterte Gäste verließen satt und zufrieden den Festplatz und selbst Petrus hatte sich genug geschunden und öffnete nun seine Himmelsschleusen - 10 Minuten nach Feierabend.

Und wer sich dieses Maiwochenende entgehen ließ, dem kann man nur mitteilen, dass am 28.06.25 der 11. Dorfflohmarkt stattfindet, der sicher dieses Flair wieder aufnimmt und da auch wieder viele Etzlebener ihre Besucher herzlich willkommen heißen werden. Es ist, wie es schon bei den alten Philosophen geschrieben stand: „Wer Etzleben nicht kennt, hat sein Leben verpennt!“

Peter Keßler

Bilder von Hr. Keßler und Hr. Hauschild