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Heiligenstadt Anzeiger
Ausgabe 2/2023
Aus der Stadt
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Heiligenstädter Straßennamen Barlachstraße

Barlachstraße

Eine Straße im Heiligenstädter Liethen-Wohngebiet trägt den Namen des Bildhauers, Zeichners und Schriftstellers Ernst Heinrich Barlach, auf dessen Leben und Werk dieser Beitrag kurz eingehen möchte. Holzplastiken und Bronzen machten ihn besonders bekannt. Geboren wurde der Künstler am 2. Januar 1870 in Wedel/Holstein und starb am 24. Oktober 1938, herzkrank, in einem Rostocker Krankenhaus. Eigentlich wollte Barlach Zeichenlehrer werden, interessierte sich aber zunehmend für die Bildhauerei. Deshalb ging er nach dem Besuch der Allgemeinen Gewerbeschule Hamburg nach Dresden, zum Studium an der Königlichen Akademie der bildenden Künste. Nach mehreren Umzügen, z. B. nach Berlin sowie nach verschiedenen Auslandsaufenthalten (Studienreisen nach Frankreich, Russland, Italien) lebte er seit 1910 in Güstrow, im jetzigen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, wo er bis zu seinem Tod seinen Wohnsitz hatte. Die Stadt hat den Namen „Barlachstadt Güstrow“. 1925 ernannte ihn die Akademie der Bildenden Künste München zum Ehrenmitglied.

„Der Schwebende“, auch bekannt unter den Namen „Schwebender Engel“ oder „Güstrower Ehrenmal“, ist die 1927 von ihm geschaffene Bronzeskulptur - ein Mahnmal für die Toten des 1. Weltkrieges. Diese überlebensgroße menschliche Gestalt entstand für den evangelischen Dom zu Güstrow. Es ist eine lange, spannende Geschichte, was mit der Skulptur geschah und wie es Jahre nach dem Ende der Nazi-Herrschaft gelang, eine solche wieder in den Güstrower Dom (1953) und außerdem in die evangelische Antoniter-Kirche Köln zu bringen. Ab 1933 hatte sich der Hass der an die Macht gekommenen Nationalsozialisten gegen Ernst Barlach gerichtet. Sie beschimpften ihn, verunglimpften seine Kunst öffentlich als „entartet“. Im Mai 1933 brannten seine Bücher, bald darauf folgte ein Aufführungsverbot. Den „Schwebenden Engel“ traf es nicht allein. Die Nazis veranlassten 1937, dass einige hundert Werke Ernst Barlachs, darunter auch diese Figur, in Deutschland von Plätzen, aus Kirchen und aus Museen entfernt wurden. Bei dieser Zwangsmaßnahme ordneten sie das Einschmelzen der bekannten Bronzefigur an.

Doch in der Berliner Gießerei Hermann Noack existierte noch das vom Künstler modellierte Werkmodell des „Schwebenden Engels“ aus Gips, das nach dem Krieg für den Bronzeguss genutzt werden konnte.

Am 1. Januar 1994 wurde die Ernst-Barlach-Stiftung Güstrow gegründet. Sie unterhält internationale Verbindungen zu Museen, wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen. Die Stiftung verwaltet einen großen Teil des Barlach-Nachlasses und ist Trägerin der Barlach-Museen der Stadt (Gertrudenkapelle und Atelierhaus). Der Nachlass besteht aus „etwa 320 plastischen Arbeiten, 1.400 Zeichnungen, 200 Blatt Druckgraphik, 130 Taschen- und Skizzenbüchern sowie 110 literarischen Manuskripten“. 1992 gründete sich der Verein Freunde der Güstrower Barlach-Museen. Auf der Startseite www.ernst-barlach-stiftung.de steht ein Zitat des Künstlers aus dem Jahre 1918: „Kunst ist eine Sache allertiefster Menschlichkeit…“.

Christine Bose

Quellen: www.ernst-barlach-stiftung.de, www.barlach-ernst.de, Ernst Barlach Leben und Werk Projekt Gutenberg (gutenberg.spiegel.de), Ernst-Barlach-Stiftung Güstrow (www.treffpunkt-ostsee.de)