Dieser Platz wird mitunter gar nicht namentlich genannt. In Gesprächen nicht offizieller Art oder bei Wegbeschreibungen heißt er z. B. Parkplatz in der Nähe der Polizei oder Platz an der Petristraße, gegenüber der Ibergstraße. Doch er hat einen Namen: Karl-Liebknecht-Platz.
Karl Liebknecht wurde am 13. August 1871 in Leipzig geboren, studierte in seiner Heimatstadt Rechtswissenschaften und Nationalökonomie. Seine Anwaltszulassung erhielt er 1899 in Berlin, wo er zusammen mit seinem Bruder Theodor eine Kanzlei eröffnete. Der Sozialdemokratischen Partei (SPD) trat er im Jahr 1900 bei. Seine offen geäußerte politische Haltung - er schrieb beispielsweise über den Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Militarismus - führte 1907 zu einem Hochverratsprozess, der mit einer Verurteilung zu 18 Monaten Festungshaft endete. Nach Verbüßung seiner Strafe war er Mitbegründer und Präsident der sozialistischen Jugendinternationale. Als Mitglied des Reichstages, seit 1912, zählte er zu den äußersten Linken seiner Partei und vertrat radikal seine antimilitaristische Haltung, nannte z. B. den Generalstreik als Mittel des Kampfes. 1914 trat er im Reichstag auf als einziger Gegner weiterer Kriegskredite im 1. Weltkrieg. 1915 war er Mitbegründer der Gruppe „Internationale“, bekannt als „Spartakusbund“. Gemeinsam mit Rosa Luxemburg gab Karl Liebknecht ab 1916 die von ihnen geschriebenen „Spartakusbriefe“ heraus. Seine offene Kritik an der Fraktionsmehrheit führte zum Ausschluss aus der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion.
Auf dem Potsdamer Platz in Berlin fand am 1. Mai 1916 eine Friedensdemonstration statt, von Karl-Liebknecht organisiert. Er wurde festgenommen, sein Reichstagsmandat wurde ihm am 28. Juni 1916 abgesprochen. Wegen Hochverrats musste er eine Zuchthausstrafe verbüßen, was ihn nicht davon abhielt, weitere politische Schriften zu verfassen. Das Ende des 1. Weltkrieges brachte eine allgemeine Amnestie, sodass Karl Liebknecht am 23. Oktober 1918 begnadigt und vorzeitig entlassen wurde. Seine Anhänger sollen ihn begeistert empfangen haben. Wiederum mit Rosa Luxemburg übernahm er die Führung des „Spartakusbundes“ und gab dessen Zentralorgan, „Die Rote Fahne“ mit heraus. Zwischen dem 30. Dezember 1918 und dem 1. Januar 1919 wurde er Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Nach dem Januaraufstand der Spartakisten wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg am 15. Januar verschleppt, verhört und erschossen.
Christine Bose