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Amtsblatt des Landkreises Hildburghausen
Ausgabe 15/2025
Aktuelles Geschehen und allgemeine Informationen
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Die Kreisentwicklung Projektmanager "Modellregion Glas" informiert

Modellregion Glas gestartet: Glasindustrie auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft

Industrie, Politik und Regionen bündeln Kräfte für klimafreundliche Glasproduktion und regionale Wertschöpfung.

Schleusingen, 26. Juni 2025 - Mit der offiziellen Unterzeichnung eines gemeinsamen Kooperationspapiers ist am Mittwoch bei Wiegand-Glas in Schleusingen der Startschuss für das Projekt „Modellregion Glas“ gefallen. Ziel der Initiative ist die umfassende Dekarbonisierung der Glasindustrie - also der vollständige Umstieg von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien. Derzeit werden die Schmelzwannen der Branche noch überwiegend mit Erdgas betrieben. Zukünftig soll die benötigte Energie zunehmend aus Strom auf Basis erneuerbarer Quellen wie Wind und Sonne stammen.

Zu den Kooperationspartnern der Modellregion-Glas zählen die vier Glasunternehmen Wiegand-Glas, HEINZ-GLAS, Gerresheimer und Röser, die Landkreise Hildburghausen, Ilm-Kreis, Kronach und Sonneberg, die Wirtschaftsministerien von Bayern und Thüringen sowie die Industrie- und Handelskammer Südthüringen. Diese versammelten sich in Schleusingen zur symbolischen Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung.

Die Initiative soll neben der Förderung des Klimaschutzes auch Arbeitsplätze der traditionellen und energieintensiven Branche in der Region sichern und die regionale Wertschöpfung stärken. Eine besondere Stärke des Projekts ist die länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen Bayern und Thüringen sowie die enge Kooperation mehrerer Landkreise entlang des Rennsteigs - ein starkes Zeichen regionaler Geschlossenheit für eine gemeinsame, nachhaltige Zukunft.

Förderung im Bundeswettbewerb „Zukunft Region“

Die Modellregion Glas wurde bereits 2023 als Reaktion auf die steigenden Energiepreise und die Gasmangellage ins Leben gerufen. Die beteiligten Glasunternehmen wandten sich proaktiv an die Politik und initiierten mit großem Engagement gemeinsam das Projekt, um gemeinsam Lösungen für eine nachhaltige Energiezukunft der Branche zu entwickeln. 2024 folgte die Bewerbung für den Bundeswettbewerb „Zukunft Region“. Die Modellregion konnte sich erfolgreich durchsetzen und erhielt eine Förderung in Höhe von 182.000 Euro. Einen Eigenanteil von 21.000 Euro tragen die beteiligten Unternehmen.

Diese Förderung stellt einen entscheidenden Meilenstein für das Projekt dar. Mit der Anstellung eines Projektmanagers kann nun strukturiert vorgegangen und die Umsetzung der Modellregion Glas professionalisiert werden.

Projektmanagement und nächste Schritte

Zum 1. Juni hat Jonas Köstner, Experte für Klimaschutz und Klimaanpassung mit Schwerpunkt erneuerbare Energien, seine Tätigkeit als Projektmanager aufgenommen. Er übernimmt die Koordination der Aktivitäten und fungiert als Schnittstelle zu den Fördermittelgebern. Zu den ersten Schritten gehört der Aufbau einer Projektwebsite, um das Vorhaben bekannt zu machen und transparent zu kommunizieren.

Der inhaltliche Startpunkt des Projekts ist die Ausarbeitung einer umfassenden Machbarkeitsstudie. Diese soll in enger Zusammenarbeit mit der Wissenschaft, den beteiligten Unternehmen, Netzbetreibern und Energieversorgern sowie in Abstimmung mit den Landkreisen und Kommunen erarbeitet werden. Ziel ist es, fundiert zu untersuchen, wie der Umstieg auf erneuerbare Energien in der Glasindustrie technisch, infrastrukturell und wirtschaftlich realisiert werden kann.

Neben technischen Aspekten wie dem Ausbau von Wind- und Solaranlagen samt Netz- und Speicherinfrastruktur stehen auch planerische und kommunikative Herausforderungen im Fokus. So geht es unter anderem um die Ausweisung geeigneter Flächen für erneuerbare Energien und den Dialog mit der Bevölkerung. Geplant sind unter anderem „Tage der gläsernen Türen“, bei denen Bürgerinnen und Bürger Einblicke in die Prozesse der Glasherstellung erhalten.

Klares Signal an die Politik: Unterstützung bei Energiekosten nötig

Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch ein Forderungspapier der Glasindustrie an die Politik übergeben. Darin fordert die Branche eine Senkung der Stromsteuer sowie angepasste Netzentgelte für energieintensive Industrien. Nur so könne eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Transformation gelingen.

Ein Projekt mit Signalwirkung

Die Modellregion Glas ist mehr als ein regionales Energieprojekt - sie ist ein Modell für die gesamte energieintensive Industrie in Deutschland. Die Region um den Rennsteig zeigt beispielhaft, wie die Energiewende konkret, praxisnah und im Schulterschluss von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gelingen kann.

Mit der Modellregion Glas soll die Rennsteigregion zu einem resilienten, nachhaltigen und zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort weiterentwickelt werden - und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Glasindustrie langfristig gesichert bleiben.