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Postscriptum Amtsblatt Amt Wachsenburg
Ausgabe 1/2024
Informationen der Gemeindeverwaltung
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Hecken sind kein Gestrüpp

Hecken sind mehr als nur grüne Abgrenzungen zwischen Feldern oder Grundstücken. Sie sind vielfältige Lebensräume für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Hecken bieten Nistplätze, Verstecke und Nahrungsquellen. sie spielen eine entscheidende Rolle im Natur- und Artenschutz, insbesondere wenn es um die Biotopvernetzung geht. Die Begrünung von Landschaften durch Hecken trägt nicht nur zur Erhaltung der Artenvielfalt bei, sondern unterstützt auch die ökologische Verbindung verschiedener Lebensräume und stabilisiert und bereichert unsere Umwelt.

Dies ist von besonderer Bedeutung in Zeiten des Klimawandels und des fortschreitenden Verlusts natürlicher Lebensräume und dem massiven Verlust an Biodiversität.

Schutz der Hecken ist gesetzlich verankert

Hecken nehmen eine herausragende Rolle im Naturschutz und Artenschutz ein, da sie nicht nur ökologische, sondern auch landschaftsprägende Funktionen erfüllen. In Deutschland sind diese Lebendzäune besonders durch das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) sowie die landesspezifischen Regelungen, wie das Landesnaturschutzgesetz Thüringen (LNatSchG Thüringen), geschützt.

Gemäß § 30 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) werden Hecken als besonders geschützte Biotope anerkannt. Dieser Paragraph betont die Bedeutung von Hecken als Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Er verbietet das vollständige Beseitigen von Hecken ohne triftigen Grund und setzt somit einen klaren Schutzrahmen für diese ökologisch wertvollen Strukturen.

In Thüringen, einem Bundesland mit reicher Natur, findet diese Anerkennung ihre Ergänzung im Landesnaturschutzgesetz Thüringen (§ 20 ThürLNatSchG), welches Hecken als landschaftsprägende Elemente würdigt. Das Landesgesetz unterstreicht somit die Bedeutung von Hecken auf Landesebene und bekräftigt die Verantwortung der Region für den Erhalt der natürlichen Lebensräume.

Hecken als Schlüsselelement für die Biotopvernetzung

Die Biotopvernetzung ist ein zentrales Konzept im Naturschutz, das darauf abzielt, isolierte Lebensräume miteinander zu verbinden. Hecken spielen dabei eine Schlüsselrolle, indem sie als grüne Korridore und ökologische Brücken fungieren. Durch das Anlegen von Hecken als Verbindungselemente zwischen verschiedenen Lebensräumen wird die Wanderung von Tieren ermöglicht. Dies ist in einer zunehmend fragmentierten Landschaft, in der natürliche Lebensräume oft voneinander isoliert sind, besonders wichtig. Die Vernetzung von Lebensräumen ist von großer Bedeutung, um den Fortbestand zahlreicher Pflanzen- und Tierarten zu sichern. Hecken ermöglichen den Tieren, sich zwischen verschiedenen Lebensräumen zu bewegen. Die Biotopvernetzung durch Hecken fördert den genetischen Austausch von Populationen, erhöht die Überlebensfähigkeit von Arten und unterstützt die Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen. Darüber hinaus bieten Hecken Nahrung, Unterschlupf und Brutstätten für eine Vielzahl von Tierarten, von Vögeln über Insekten bis hin zu Säugetieren.

Hecken sind also nicht nur idyllische Bestandteile unserer Landschaft, sondern erfüllen eine entscheidende Rolle beim Erhalt der Biodiversität.

Hecken schützen vor Bodenerosion und schaffen ein günstiges Mikroklima

Hecken sind nicht nur Lebensraum, sondern auch Schutzschilder für den Boden. Durch ihre dichte Vegetation verhindern sie Bodenerosion, indem sie Regenwasser zurückhalten und somit den Boden stabilisieren. Dies hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit, sondern auch auf den regionalen Wasserhaushalt.

Hecken beeinflussen das Mikroklima in ihrer Umgebung maßgeblich. Ihr dichtes Blätterdach bietet Schatten und schafft kleine Klimazonen, die von zahlreichen Tier- und Pflanzenarten genutzt werden. Die Verdunstung von Pflanzen in Hecken trägt zur lokalen Luftfeuchtigkeit bei und mildert extreme Temperaturen. Dieses mikroklimatische Phänomen wirkt sich nicht nur positiv auf die Artenvielfalt aus, sondern kann auch landwirtschaftliche Flächen vor Frost oder extremen Hitzeperioden schützen.

Hecken brauchen Pflege

Um die ökologische Funktion von Hecken nachhaltig zu gewährleisten, bedarf es einer regelmäßigen Pflege. Das Schneiden und Auslichten von Hecken sind nicht nur für ihre eigene Stabilität wichtig, sondern spielt eine entscheidende Rolle im Naturschutz. Eine vernünftige Pflege verhindert nicht nur die Verbuschung, sondern fördert auch die Vielfalt der Flora und Fauna. Durch die Anlage und7oder das Belassen von Ast-, Totholz- und Steinhäufen kann die ökologische Funktion von Hecken erheblich bereichert und aufgewertet werden.

Hecken sind also nicht einfach nur Grün oder ästhetische Elemente in der Landschaft. Sie sind unverzichtbare Lebensadern für die Natur und erfüllen eine essentielle Rolle im Naturschutz und Artenschutz. Die Biotopvernetzung, wie im Bundesnaturschutzgesetz und im Landesnaturschutzgesetz Thüringen festgehalten, ist von zentraler Bedeutung, um die Vielfalt der Lebensräume zu erhalten und den Schutz bedrohter Arten zu gewährleisten. Hecken können ihre vielfältigen Funktionen als Lebensraum, Schutz vor Bodenerosion und Austrocknung sowie als Gestalter des Mikroklimas jedoch langfristig nur durch gezielte Pflege erfüllen.

Der Erhalt, die Pflege und Neuanlage von Hecken sind daher nicht nur lokale Anliegen, sondern tragen zum umfassenden Ziel des Erhalts der Biodiversität und der ökologischen Vielfalt und Stabilität unserer Umwelt bei und sind daher auch im Interesse einer nachhaltigen Landwirtschaft.

Trotz dieser vielfältigen und herausragenden Bedeutung verschwinden mehr und mehr Hecken aus unserer Landschaft - oft schleichend und daher fast unbemerkt.

Sollten Sie an der Anlage und/oder Aufwertung einer Hecke interessiert sein, können Sie sich gerne an die Gemeinde Amt Wachsenburg oder die Untere Naturschutzbehörde des Ilm Kreises wenden.