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Postscriptum Amtsblatt Amt Wachsenburg
Ausgabe 5/2025
Nichtamtlicher Teil
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Gemeinsamer Fachtag der Kindertageseinrichtungen des Amt Wachsenburg

„Jungen in der Kita“ lautete das Thema des ersten gemeinsamen Fachtages unserer Kindertageseinrichtungen am 02.04.2025 in der Neuen Mitte in Ichtershausen.

Doch warum ausgerechnet „Jungen in der Kita?“ Haben wir, jeden Tag, mitunter seit Jahrzehnten. Also warum?

Die Begründung liefert uns unser pädagogischer Alltag. Jungen bringen oft viel Bewegungsdrang, Energie, eigene Interessen und auch andere Herangehensweisen mit. Waffenspiele, Rangeleien, Spielen mit Stöcken sind nur einige Situationen, die uns immer wieder herausfordern und mitunter auch zu Stress führen können.

Allen ist bewusst, dass dieses Spielverhalten nichts Ungewöhnliches ist und zu der Entwicklung von Kindern dazugehört. Doch was steckt dahinter? Wie können wir die Jungen so begleiten, dass sie sich wahrgenommen und verstanden fühlen? Denn nur so ermöglichen wir ihnen, dass sie in ihrer Entwicklung gefördert werden und wir ihren Bedürfnissen gerecht werden.

„Ich sehe Dich“ lautete das Credo unseres Referenten Dirk Fiebelkorn. Dirk Fiebelkorn ist Coach für Persönlichkeitsentwicklung, Traumapädagoge und Staatlich geprüfter Erzieher für Krippe, Elementar- und Grundschulbereich.

Ich sehe Dich! Ich nehme Dich wahr! Diese beiden Grundsätze sind unerlässlich für unsere alltägliche Arbeit. Die Bedeutung einer professionellen Haltung war Thema zum Einstieg in unseren Fachtag. Eine professionelle Haltung, ernsthaftes und ehrliches Interesse an den Kindern sowie eine Beziehung zu ihnen bilden die Basis unserer Arbeit.

In Kleingruppen erhielten dann wir die Gelegenheit, uns selbst zu reflektieren, indem wir uns die Frage beantworten sollten: Was ist dein Angebot an die Kinder? Warum kommen die Kinder zu dir? Genauso interessant wie die Selbstreflektion war hier der Austausch mit den KollegInnen, auch einrichtungsübergreifend.

Im folgenden Teil des Fachtages wurde die Tatsache thematisiert, dass Jungen beim Spielen und in Auseinandersetzungen oft körperlich intensiver agieren. Dabei können wir auch Spiele wahrnehmen, die uns verunsichern können. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Jungen spielen, dass sie sich abschießen und dies mit “Peng! Du bist tot!” kommentieren. Der Schlüssel zum Verständnis für die Jungen lag auch hier in der Reflektion. Während wir Spiele dieser Art mit negativen Begriffen wie Gewalt, Macht, Krieg und Unterdrückung assoziieren, bedeutet es für die Jungen Spaß, Kommunikation, sich mächtig fühlen und Teilhabe an einem gemeinsamen Spiel. Wir interpretieren Negatives in dieses Spiel, aber nichts von diesen Gedanken passiert in dem Moment. Die Grenze zum Negativen ist natürlich erreicht, wenn Gewalt ausgeübt wird und ein Machtgefälle besteht.

Wichtig hierbei ist, dass es den Jungen auch zu Spielen dieser Art Gelegenheit gegeben wird, natürlich begleitet und mit klaren Regeln.

Dirk Fiebelkorn berichtete in dem Zusammenhang über durch ihn durchgeführte Projekte und Angebote in Kindertagesstätten, bei denen sich Jungen unter seiner Anleitung und Begleitung körperlich auseinandersetzen konnten- und das ganz bewusst. Das löste ganz unterschiedliche Reaktionen und Fragen in unserem Gesamtteam aus. Das reichte von: “Das haben Sie wirklich gemacht?” bis hin zu “Und wie beginnt/macht man so etwas?” Die Idee, den Jungen auf diese Art ganz gezielt Raum, Zeit und einen Begleiter/Moderator zur Verfügung zu stellen, um dem Bedürfnis nach Kräftemessen und sich rangeln wollen, war neu und spannend zugleich. Den Abschluss bildeten ganz konkrete und praktikable Hinweise auf Fragen zu Situationen, die wir in den Einrichtungen bezüglich Auseinandersetzungen oder auch Kämpfe unter Jungen erleben.

Es war ein rundum gelungener Fachtag mit viel Input zur nochmaligen Selbstreflektion im Nachgang und sicher auch für Diskussionen und Anregungen für die einzelnen Teams. Von den PädagogInnen der Einrichtungen kam ein durchweg positives Feedback bezüglich des Inhalts des Fachtages und der anschaulichen und lebhaften Darstellung durch Herrn Fiebelkorn sowie zu der Möglichkeit des hausübergreifenden Austauschs.

Ein ganz besonderes Dankeschön geht an dieser Stelle an Frau Hörchner für das Initiieren dieser Veranstaltung und natürlich an unsere Kita-Stabsstellenleiterin Frau Loitsch für die hervorragende Organisation.

Mandy Wächter

Leiterin Kindertageseinrichtung Haarhausen