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Amtsblatt des Ilm-Kreises
Ausgabe 3/2024
Nichtamtlicher Teil
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Nichtamtlicher Teil

Landrätin Petra Enders zur Vorstellung der Siedlungsflächenkonzeption in der Neuen Mitte in Ichtershausen.

Um sich für die Zukunft zu wappnen, erstellten die Agentur Timourou Wohn- und Stadtraumkonzepte und das Büro für urbane Projekte aus Leipzig auf Initiative von Ilm-Kreis, Landkreis Gotha und Landeshauptstadt Erfurt eine Siedlungsflächenkonzeption. Im Rahmen einer Bilanzkonferenz wurden die Ergebnisse am 27. Februar in der Neuen Mitte im Amt Wachsenburg im Ilm-Kreis vorgestellt.

Die Industriegroßfläche Erfurter Kreuz hat sich als das größte und erfolgreichste Gebiet für Unternehmensansiedlungen in Thüringen etabliert. Nicht nur regionale, sondern auch international agierende Unternehmen wissen die Lage im Thüringer Bogen zu schätzen. Doch die regionale Entwicklung schafft es nicht, mit der wirtschaftlichen Entwicklung Schritt zu halten. Soll das Erfurter Kreuz weiterwachsen und wirtschaftliche Impulse für die Region rund um die Landkreise Gotha und Ilm-Kreis und die Thüringer Landeshauptstadt Erfurt aussenden, ist dringendes Handeln gefragt. Denn Stillstand heißt Rückschritt. Im Fokus der Untersuchung standen die Entwicklung des Arbeits- und Wohnungsmarktes und der Wohnbauflächen im Zeitraum bis 2035. Betrachtet wurden neben den Städten Erfurt, Gotha, Arnstadt und Stadtilm auch die Gemeinden Schwabhausen, Drei Gleichen, Nesse-Apfelstädt, Amt Wachsenburg sowie die Verwaltungsgemeinschaften Nesseaue und Riechheimer Berg.

„Bereits jetzt ist klar: Die Regionalentwicklung hinkt der wirtschaftlichen Entwicklung weit hinterher. Zwischen Erfurt und der Industriegroßfläche Erfurter Kreuz existieren starke Pendlerströme, die vermutlich weiter zunehmen werden. Darauf allerdings ist die Infrastruktur nicht ausgerichtet“, betont Landrätin Petra Enders und verweist auf den hohen Bedarf an Wohnraum in allen Segmenten in der Region. Durch die bereits erfolgten erfolgreichen Ansiedlungen am Erfurter Kreuz fehlt bereits jetzt sozial verträglicher Wohnraum.

Mit der Siedlungsflächenkonzeption wurde untersucht, welches Wohnungsangebot und welche Städte und Gemeinden die Nachfrager bevorzugen. Dazu wurden fünf Wohnungsmarkttypen gebildet, die einen ersten analytischen Ansatz und eine Grundlage für weiterführende strategische Überlegungen bietet. Ausgehend vom weiteren Wachstum des Erfurter Kreuzes ist bis 2035 mit einem weiteren Bedarf an 5.000 Arbeitsplätzen zu rechnen. „Soll sich die Wirtschaft weiter positiv entwickeln und wettbewerbsfähig aufgestellt sein, ist weitere Zuwanderung notwendig. Wohnungsleerstände im Bestand stehen aufgrund der aktuellen Flüchtlingssituation jedoch kaum noch zur Verfügung“, so Landrätin Petra Enders. Gleichzeitig wird zusätzlicher Wohnraum für Zuziehende sowie für die Befriedigung der Wohnwünsche der Bürgerinnen und Bürger vor Ort benötigt.

Bis 2035 wurde im Rahmen der Siedlungskonzeption ein Bedarf von 6.570 Wohnungen ermittelt. Spätestens ab 2028 bis 2033 ist die Nachfrage nach Wohnungen im Geschosswohnungsbau viel größer als das Angebot: Angenommen wird ein Defizit von 2.470 Wohnungen. Gleiches gilt für die Nachfrage nach Eigenheimen. Hier steht einem prognostizierten Bedarf von 3.200 Eigenheimstandorten lediglich ein Wohnbaupotenzial von 1.530 Wohnungen im Eigenheimbereich gegenüber.

„Mehr Fachkräfte brauchen also nicht nur mehr Wohnraum. Auch die Infrastruktur, die bereits jetzt aus allen Nähten platzt, muss dringend mit der wirtschaftlichen Entwicklung konform gehen, wollen wir die Lebensqualität erhalten, ausbauen und den Standort Erfurter Kreuz sowohl für Einheimische als auch für Zuziehende attraktiv gestalten. Das fängt bei Straßen und Radwegen an, die den Pendlerströmen angepasst werden müssen, und hört bei der sozialen Infrastruktur auf. Das Gleiche gilt für die medizinische Versorgung. Auch Schulen und Kindergärten, sowohl in Arnstadt als auch im Amt Wachsenburg, müssen wachsen, verbunden mit entsprechenden baulichen Erweiterungen und der entsprechenden Ausstattung mit Lehrerinnen und Lehrern, Erzieherinnen und Erziehern. Hier ist der Druck besonders groß und überfordert nicht nur Kommunen, sondern auch Landkreise“, betont Landrätin Petra Enders.