Reinhard Gebser, Geschäftsführer der Agrargesellschaft Deube mbH Nahwinden, Ralf Gumpert, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Ilm-Kreis e. V., Michael Kaiser von der Landwirtschaftlichen Erzeugergesellschaft mbH Branchewinda und Landrätin Petra Enders im Gespräch in den Stallanlagen in Kleinliebringen.
Einer von sieben Melkrobotern in Kleinliebringen
Der Deesbach – ein Wasserspeicher, der Sorgen macht.
Familienbetrieb mit Tradition: Ingo Adomeit, Claudia Adomeith-Groh, Tochter Angelina und Mitarbeiter Tobias Müller mit Landrätin Petra Enders
„Die Landwirtschaft ist eine wichtige Größe im regionalen Wirtschaftskreislauf und verdient große Wertschätzung für ihre unschätzbare Arbeit. Die ganze Woche, auch am Wochenende sowie an Feiertagen, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Dienst, denn Tiere wollen rund um die Uhr betreut werden“, würdigte Landrätin Petra Enders das Engagement der Landwirtschaftsbetriebe im Kreis im Rahmen der Flurfahrt am 20. Juli 2023.
Gemeinsam mit Vertretern des Thüringer Bauernverbandes und des Kreisbauernverbandes Ilm-Kreis schaute Landrätin Petra Enders hinter die Kulissen und informierte sich zu drängenden Fragen und Problemen der Landwirte. Die Tour, die vom Kreisbauernverband organisiert wurde, begann bei der Agrargesellschaft Deube mbH Nahwinden. Hier besuchte man die Stallanlagen in Kleinliebringen. Geschäftsführer Reinhard Gebser gab einen Einblick in die Arbeit. 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich hier um 400 Milchkühle und 370 Jungrinder. Vor drei Jahren investierte das Unternehmen 1,7 Millionen Euro in sieben Melkroboter, um den Standort zu sichern. Denn der Fachkräftemangel macht auch vor der Landwirtschaft keinen Halt. „Es wird immer schwieriger, Menschen für diesen so wichtigen Beruf zu begeistern“, berichtet Reinhard Gebser.
Probleme bereitet ihm auch der Deesbach – ein idyllisch gelegenes Fleckchen, das Arbeit und hohe Kosten verursacht. Der Speicher ist einer von vielen im Ilm-Kreis, die bereits zu DDR-Zeiten angelegt wurden, heute aufgrund der hohen Auflagen zum Erhalt aber gefährdet ist. Aktuell werden Wasserspeicher wie der Deesbach aufgrund der Thüringer Landesgesetzgebung wie kleine Talsperren behandelt. Das bedeutet für die jeweiligen Eigentümer massivste Anforderungen an bauliche Investitionen zur Unterhaltung. „Hier muss das Land dringend nachbessern. Nicht nur die hohen Standards müssen hinsichtlich ihrer Verhältnismäßigkeit geprüft werden, sondern es sind auch Fördermittel zur Verfügung zu stellen, um Wasserspeicher zu sanieren und zu erhalten. Dafür gibt es derzeit keinerlei finanzielle Unterstützung“, betont Landrätin Petra Enders. Sollten die Standards so bleiben und gäbe es nach wie vor keine finanzielle Hilfe vom Land, müsste der Speicher geschlitzt werden, um das Becken dauerhaft trocken zu legen. „Angesichts stetig steigender Temperaturen, einhergehend mit immer geringeren Niederschlägen, wirken solche Maßnahmen geradezu absurd“, kritisiert sie. „Für den Erhalt der Wasserspeicher ist es notwendig, die seitens des Landes angelegten hohen Standards schnellstmöglich anzupassen“, betont sie und verweist zusätzlich auf die wichtige Aufgabe, die Wasserspeicher im Zuge der Sicherung der Biodiversität und des Mikroklimas wahrnehmen. „Vor dem Hintergrund stetig zunehmender Dürren und brennender Wälder ist es besonders wichtig, bestehende Wasserspeicher zu erhalten. Sie dienen nicht nur der Bewässerung der Felder in Trockenperioden und übernehmen Aufgaben des Hochwasserschutzes. Als Löschwasserreserve können sie dabei helfen, Brände zu löschen“, betonte Landrätin Petra Enders.
Als zweiter Programmpunkt stand die Groh & Adomeit-Groh GbR in Dienstedt auf dem Plan, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Betriebsjubiläum feierte. Insgesamt 1400 Tiere werden hier von 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut. Der Familienbetrieb wird von Claudia Adomeit-Groh und Ingo Adomeit geleitet. Auch der Gründer, Claudia Adomeit-Grohs Vater, inzwischen 82, packt in dem eingeschworenen Familienbetrieb immer noch mit an. Jede helfende Hand wird gebraucht. In die Fußstapfen ihrer Eltern ist auch der Sohn getreten. Er hat direkt in der Landwirtschaft gelernt und kennt sich technisch bestens aus. Tochter Angelina hat nach dem Abitur ein Jahr Pause eingelegt, um zu helfen, bevor es zum Studium geht. Sorge bereitet Claudia Adomeit-Groh nicht nur der Fachkräftemangel. Auch die Auflagen und deren häufige Änderungen machen ihnen zu schaffen. Wer kann da noch langfristig planen? Und auch die Dürre wird zunehmend zum Problem. Zum Glück helfen Nachbarbetriebe aus, wenn es eng wird. Intensiv debattiert wurde zudem über die Möglichkeiten der Nutzung von Erneuerbaren Energien. Teilweise sind die Ställe schon mit Solaranlagen bestückt, doch man will sich als nachhaltig ausgerichteter Betrieb für die Zukunft rüsten.
Zum Abschluss der Fahrt ging es in den Landhof „Zum Ziegenried“ nach Dosdorf, um gemeinsam mit dem Geschäftsführer der AGROLAND Agrar e.G.Thörey/ Rehestedt, Siegmar Arnoldt, drängende Fragen der Landwirtschaft zu diskutieren, z. B. den Ausbau von Speichern zur Nutzung erneuerbarer Energien, die steigenden Preise und Auflagen des Naturschutzes.