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Amtsblatt des Ilm-Kreises
Ausgabe 6/2025
Nichtamtlicher Teil
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Nichtamtlicher Teil

Aktuell werden 83 Pflegekinder im Alter zwischen 0 und 18 Jahren in 76 Pflegefamilien durch die Pflegeeltern Fachberatung des Jugendamtes Ilm-Kreis betreut. Davon leben 59 Pflegefamilien im Ilm-Kreis, 17 Pflegefamilien stammen aus anderen Landkreisen.

Das allein zeigt schon: Der Bedarf an Unterstützung ist groß. Betrachtet man zusätzlich die Zahlen der Kinderschutzmeldungen und Inobhutnahmen, die jedes Jahr steigen, wird deutlich, dass auch die Nachfrage nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten steigt. So wurden im vergangenen Jahr 9 Pflegekinder in eine Pflegefamilie vermittelt. Im Jahr 2023 waren es 8 Kinder, im Jahr 2022 waren es 4 Kinder, im Jahr 2021 waren es 7 Kinder und im Jahr 2020 waren es 6 Kinder.

Pflegeeltern im Ilm-Kreis werden dringend gebraucht. Sowohl für Fälle der Bereitschaftspflege in einer aktuellen Notsituation oder für die Kurzzeitpflege für die Unterbringung über mehrere Wochen. Der hauptsächliche Bedarf ergibt sich in der Dauerpflege, in der Kinder für mehrere Jahre bis zu deren Volljährigkeit untergebracht werden.

Dabei kommt den Pflegeeltern die sehr wichtige Aufgabe zu, Kindern und Jugendlichen, die nicht mehr in ihrer Herkunftsfamilie verbleiben können, wieder familiäre Geborgenheit, Sicherheit und Vertrauen zu geben. Viele Pflegeeltern engagieren sich seit Jahren und geben den Pflegekindern Ruhe und Unterstützung, Vertrauen und Hilfe im Familienverband.

Oft kommen die Pflegekinder aus Familien, in denen die Eltern ihrer Rolle als versorgende Mutter oder versorgender Vater nicht gerecht werden können. Viele haben Vernachlässigung, Gewalt oder Missbrauch erfahren, sind traumatisiert und fassen nur langsam Vertrauen.

Natürlich ist es kein einfacher Weg, darüber muss man sich im Klaren sein. Wenn man den Vorhang hebt, erfährt man viel über das Leben der Kinder. Das muss man auch selbst erst einmal verarbeiten und lernen, damit umzugehen. Viele Kinder haben Schlimmes durchgemacht. Das erfordert viel Geduld, Verständnis und Empathie. Und es braucht Zeit. Gerade in den ersten Monaten brauchen die Kinder besonders viel Fürsorge. Um den Kindern die Ankunft in der Pflegefamilie zu erleichtern, ist es wünschenswert, wenn einer der beiden Pflegeeltern den Job pausiert, in Elternzeit geht oder die Arbeitszeit reduziert.

Viele organisatorische Dinge sind zu stemmen und müssen in den Tagesablauf integriert werden. Da sind zum einen die regelmäßigen Hilfeplangespräche mit dem Jugendamt, das den Pflegeeltern unterstützend zur Seite steht. Aber auch eventuell anstehende Therapien, die für die Entwicklung der Kinder wichtig sind, sind in den Alltag zu integrieren. Das können logopädische oder ergotherapeutische Angebote sein, oftmals ist aber auch eine psychologische Betreuung notwendig, damit die Kinder ihren persönlichen Weg finden.

Die Entscheidung, ein Pflegekind aufzunehmen, will gut überlegt sein. Denn das ganze Leben verändert sich. Wichtig ist auch, dass die eigene Familie dahintersteht. Dennoch sind Menschen, die sich für die Aufgabe interessieren, nicht allein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes bereiten angehende Pflegeeltern bestmöglich vor und sind bei Fragen kompetente Ansprechpartner, die gern weiterhelfen. Ganz gleich, ob es um fachliche Unterstützung und Begleitung oder versicherungsrelevante und finanzielle Fragen geht.

Pflegefamilien erhalten eine umfangreiche Unterstützung durch Vorbereitungsseminare, vielseitige qualifizierte Fortbildungen, regelmäßige Fachberatung und intensive Begleitung, individuelle Hilfen, Supervision und ein monatliches Pflegegeld zur Sicherung des Unterhaltes des Pflegekindes.

Wesentlich in der Betreuung der Pflegeeltern sind die individuellen Gespräche, in denen es um ganz persönliche Fragen und Probleme geht und die den Familien sehr helfen, ihre Aufgabe zu bewältigen. Diese können im Amt oder in der vertrauten Umgebung der Pflegefamilie, im Hausbesuch, stattfinden.

Für die Pflegeeltern und die Bewerber wurden im vergangenen Arbeitsjahr sieben verschiedene Fortbildungen bzw. Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen durchgeführt, an denen ein Großteil der Pflegefamilien teilnahm. Das Pflegefamilientreffen sowie das Weihnachtsbasteln erfreuten sich einmal mehr einer großen Teilnehmerzahl.

Wer sich für die Aufgabe der Pflegeelternschaft interessiert, kann sich gern direkt in der Fachberatung Pflegeeltern, Telefon: 03628 738-638, E-Mail: jugendamt@ilm-kreis.de, melden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes beraten Interessierte gern. Informationen zum Verfahren gibt es auf der Internetseite des Ilm-Kreises unter: https://pflegeeltern-ilm-kreis.de