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Hildburghäuser Stadtanzeiger
Ausgabe 3/2025
Nichtamtliche Bekanntmachungen der Stadt Hildburghausen (NaB)
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Hildburghausen - Die Stadt der Schulen - Teil 7

Vom Gymnasium Georgianum zur Oberschule „Geschwister Scholl“

Mit der Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation durch den Chef des OKW, Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, am 8. Mai 1945 im Hauptquartier der Sowjetarmee in Berlin-Karlshorst endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Das Dritte Reich ging damit unter und wieder einmal änderten sich die gesellschaftspolitischen Verhältnisse in Deutschland grundlegend.

In Hildburghausen ging der Zweite Weltkrieg bereits am 7. April 1945 mit der Einnahme der Stadt durch amerikanische Truppen, die als Besatzer noch bis Ende Juni in der Stadt blieben. Mit der Übernahme der Regierungsgewalt durch den Alliierten Kontrollrat Anfang Juni 1945 wurde das ehemalige Land Thüringen Teil der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (SBZ).

Ab 1. Juli 1945 erfolgte deshalb der Abzug der amerikanischen Besatzungstruppen aus Teilen der SBZ und parallel dazu der Einmarsch von Soldaten der Roten Armee. In Hildburghausen geschah dies zwischen dem 2. und 5. Juli 1945.

Die politische Macht auf dem Gebiet der SBZ wurde nun von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) ausgeübt, die das gesellschaftliche Leben mit dem Erlass sogenannter SMAD-Befehle regelte.

Die Gestaltung der künftigen Bildungspolitik in der SBZ wurde mit dem Befehl Nr. 17 vom 27. Juni 1945 geregelt, der die Bildung der „Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung" bestimmte.

Der offizielle Schulbetrieb in den Schulen der SBZ wurde im Oktober 1945, an der Oberschule Hildburghausen konkret am 8. Oktober 1945, wieder aufgenommen. Parallel dazu begann die Umsetzung einer demokratischen Schulreform.

Einen wichtigen Schritt hierzu stellt der Erlass des "Gesetzes zur Demokratisierung der deutschen Schule" durch die SMAD am 2. Juni 1946 dar. Dieses Gesetz führte in der SBZ den achtjährigen Besuch der Grundschule sowie den vierjährigen Besuch der Oberschule ein.

Der Wiederbeginn des Schulbetriebes an der OS Hildburghausen gestaltete sich aber zunächst äußerst kompliziert, denn es fehlten überall die notwendigsten materiellen Voraussetzungen. Die Schulgebäude waren verfallen, die Fenster teilweise eingeschlagen; das Mobiliar, überwiegend ein halbes Jahrhundert alt, war kaum noch zu gebrauchen. Die Lehrmittelsammlungen waren zum Teil ausgeplündert, Bücher und Schreibwaren fehlten fast gänzlich. Die Beschaffung von Heizmaterial gestaltete sich ebenfalls schwierig.

Nur langsam gelang es, diese Mängel zu beseitigen. Das Gesetz vom 2. Juni 1946 und die damit einhergehende Schulreform leiteten dann eine neue Epoche in der schulischen Entwicklung ein.

Am 22. Februar 1949, dem Tag der Wiederkehr der Ermordung von Hans und Sophie Scholl, wurde der Oberschule Hildburghausen der Name "Geschwister-Scholl-Oberschule" verliehen, den die Schule bis März 1992 trug. Mit Beginn der 1950er-Jahre wurden auch die materiellen Bedingungen an der Schule kontinuierlich verbessert. Das gesamte Schulgebäude wurde renoviert und neues Mobiliar angeschafft. Statt der alten Klappsitze erhielten die meisten Klassenzimmer Tische und Stühle. Im Jahr 1952 erfolgten der Einbau einer Schulfunkanlage sowie die Schaffung einer Lehrer- und Schülerbibliothek.

Eine der bedeutendsten Veränderungen war die Installation einer Zentralheizungsanlage, denn damit hatte das Kohlenschleppen für 20 Öfen ein Ende. Auch die Schulturnhalle wurde grundlegend überholt und neu eingerichtet, einschließlich der Nebenräume wie Toiletten, Umkleideräume und Duschraum.

Auf der Nordseite des Schulgeländes wurde eine Kleinsportanlage errichtet, die Kleinfeldhandball, Kugelstoßen, Weit- und Hochsprung sowie Gymnastik ermöglichte.

Die eingefügten Bilder zeigen das neue Schulwappen, den in den 1950er-Jahren gegründeten und weit über die Kreis- und Bezirksgrenzen hinaus bekannten Schulchor sowie den Auftritt der Schule anlässlich einer Demonstration am 1. Mai.

Burkhard Knittel